STAND 09.12.2022 | LESEZEIT 2 MIN
Und plötzlich liegt ein Anwaltsschreiben mit einer Abmahnung wegen der Nutzung von Google Fonts in der Post. Soll ich zahlen oder nicht – das fragen sich viele Betroffene. Erfahren Sie hier, wie Sie am besten vorgehen.
Bei der Gestaltung einer Webpräsenz spielt die Schriftart eine große Rolle für Erscheinungsbild und Wirkung. Dazu kann das Angebot von Google genutzt werden. In einem interaktiven Verzeichnis liegen mehr als 1400 Schriften (eng. „Fonts“), die Google frei zur Verfügung stellt.
Die Schriften können auf zwei verschiedenen Arten eingebunden werden:
Für das Remote-Nutzen von Google Fonts gibt es seit Anfang 2022 ein Gerichtsurteil. Das Problem: Beim Laden der Schriften über die Google-Server werden automatisch personenbezogene Daten wie die IP-Adresse der jeweiligen Website-Nutzenden an Google übermittelt. Der Nutzer wird daraufhin frühestens in den DSGVO-Informationen auf der Website hingewiesen – in diesem Moment wurden die personenbezogenen Daten jedoch bereits automatisch übermittelt.
Dieses Vorgehen verletzt das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Nutzers in Form der informationellen Selbstbestimmung nach § 823 Abs. 1 BGB. Das stellte das Landgericht München I am 20.01.2022 in seinem Urteil (Az.: 3 O 17493/20) fest. Zudem stelle auch die fehlerhafte oder fehlende Einwilligung – z. B. durch ein Opt-In-Verfahren – ebenfalls eine Verletzung der allgemeinen Persönlichkeitsrechte der Website-Besucher gemäß Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO dar.
Da das lokale Einbinden von Google Fonts als unbedenklich eingestuft wird, sollten Nutzer dies umgehend nachholen. Dazu wird die Datei mit der jeweiligen Schriftart heruntergeladen und von dort in das CMS der jeweiligen Website eingespeist. Zudem sollte in der Datenschutzerklärung auf den Gebrauch von Google Fonts hingewiesen werden.
Seit Sommer 2022 gibt es eine regelrechte Abmahnwelle von Privatpersonen wie auch Anwaltskanzleien. Da sie diese Abmahnungen in großen Mengen verschicken, kann davon ausgegangen werden, dass der finanzielle Aspekt bei dieser Abmahnungstaktik im Vordergrund steht.
Zu den bekanntesten Anwaltskanzleien, die Abmahnungen versenden, gehören aktuell die Kanzlei RAAG (für den Mandanten Wang YU) und die Kanzlei Kilian Lenard (für den Mandanten Martin Ismail IG Datenschutz). Gegen die Abmahnung durch Martin Ismail ist eine Betroffene im Oktober vorgegangen und hat vor dem LG Baden-Baden (Az.: 3 O 277/22) eine einstweilige (Unterlassungs-)Verfügung erwirkt.
Wer eine Abmahnung erhält, sollte, sofern noch nicht geschehen, Google Fonts lokal einbinden. Des Weiteren ist es empfehlenswert, nicht auf die Zahlungsforderungen einzugehen, da es bei der Vielzahl an Abmahnungen wegen einer Google Fonts-Nutzung unwahrscheinlich ist, dass die jeweilige Anwaltskanzlei einzelnen Zahlungsverweigerungen nachgeht. Das Einschalten eines Anwalts ist zumeist nicht empfehlenswert, da die Kosten für die Beratung oftmals höher sind als die Abmahnkosten selbst.
Es gibt jedoch Situationen, in denen es empfehlenswert ist, sich anwaltlich beraten zu lassen. Wenn die jeweilige Kanzlei Auskünfte erhalten möchte, sollte dem beispielsweise nicht bedenkenlos gefolgt werden. Jedoch kann dieses Auskunftsersuchen auch nicht einfach ignoriert werden. Eine Beratung kann hier hilfreich sein.
Die anwaltliche Beratung kann immens wichtig für Beratungsunternehmen oder beispielsweise Franchisegeber sein, die womöglich von Kunden, die eine Abmahnung erhalten haben, in Regress genommen werden können. Unternehmen können sich dagegen mit einer Unterlassungsklage wehren. Sind Sie in einer ähnlichen Situation? Dann lassen Sie sich gern von einem Fachanwalt für Datenschutzrecht zu Ihren nächsten Schritten beraten.
Dann nutzen Sie einfach die KLUGO Erstberatung. Die Erstberatung ist ein Telefongespräch mit einem zertifizierten Anwalt aus unserem Netzwerk.
Beitrag juristisch geprüft von der KLUGO-Redaktion
Der Beitrag wurde mit großer Sorgfalt von der KLUGO-Redaktion erstellt und juristisch geprüft. Dazu ergänzen wir unseren Ratgeber mit wertvollen Tipps direkt vom Experten: Unsere spezialisierten Partner-Anwälte zeigen auf, worauf es beim jeweiligen Thema ankommt.