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Das müssen Sie wissen Job Crafting: Definition, Vorteile und Methoden

01.03.2025
9 Min Lesezeit
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Im Job Crafting geht es maßgeblich darum, die Motivation der Angestellten zu steigern, die Zufriedenheit innerhalb des Unternehmens zu erhöhen und so langfristig Kündigungen zu vermeiden. Dabei erhalten Mitarbeiter die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz und die Arbeitsinhalte zu großen Teilen selbst zu gestalten. Ziel ist es, eine Arbeitsatmosphäre zu erschaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen – und so langfristig das gesamte Klima im Betrieb zu verbessern. Für das Job Crafting gibt es viele verschiedene Methoden, die alle mit individuellen Vorteilen einhergehen. Wir stellen Ihnen in diesem Beitrag die verschiedenen Herangehensweisen genauer vor.

Definition: Was ist Job Crafting?

Der Begriff „Job Crafting“ stammt ursprünglich aus dem Englischen und lässt sich ins Deutsche mit „Arbeit gestalten“ oder „Arbeitsplatz gestalten“ übersetzen. Es handelt sich hierbei um eine Methode, die langfristig die Zufriedenheit der Arbeitnehmer im eigenen Betrieb steigern soll – und sie lässt sich auch im Versicherungsbüro gewinnbringend nutzen. Ziel ist es, dass die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihr Arbeitsumfeld, ihre Beziehungen zu anderen Mitarbeitern und die Abläufe im geschäftlichen Alltag weitestgehend selbst zu gestalten, sodass sie optimal zu ihnen passen. So soll Frust im Job vermieden werden und die Zufriedenheit ins Zentrum rücken.

Ursprünglich wurde der Begriff von den US-amerikanischen Organisationspsychologinnen Amy Wrzesniewski und Jane Dutton geprägt, die an der Yale University eine großangelegte Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit durchführten. Viele Erkenntnisse, die im Rahmen dieser Studie erfasst werden konnten, fließen heute in die Methoden rund um das Job Crafting mit ein.

Der Grundgedanke des Job Crafting basiert auf einer Aussage, die die meisten schon gehört haben dürften: „Einen Job, wie du ihn dir wünschst, gibt es nicht – den müsstest du dir schon selbst backen“. Diese Aussage fällt auf diese oder ähnliche Art immer wieder im geschäftlichen Alltag und ist dabei vor allem ein Ausdruck der Unzufriedenheit der Mitarbeiter. Gleichzeitig greift dieser Satz aber auch schon die Lösung auf: Wenn es keinen Job gibt, der wirklich perfekt passt, dann muss ein solcher eben erschaffen werden – und genau hier kommt das Job Crafting ins Spiel.

Wieso ist Job Crafting so wichtig?

Unzufriedene Mitarbeiter gibt es in fast jedem Unternehmen – auch Ihr Versicherungsbüro ist wahrscheinlich betroffen. Deshalb ist Job Crafting unabhängig von der Unternehmensgröße, der Mitarbeiteranzahl oder anderen Faktoren eine wichtige Maßnahme, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern und sie zu motivieren. Die Wichtigkeit einer solchen Maßnahme liegt auf der Hand: Zufriedene Mitarbeiter sind nicht nur besser in ihrem Job, sie tragen auch maßgeblich mehr zum Unternehmenserfolg bei.

Welche Vorteile bietet Job Crafting?

Das Job Crafting geht mit einer Vielzahl an Vorteilen einher:

  • Effizienz: Zufriedene Mitarbeiter arbeiten effizienter und produktiver und sind damit ein echter Gewinn für jedes Unternehmen. Das wirkt sich nicht nur im Hinblick auf das Betriebsklima positiv aus, sondern auch beim Umsatz.

  • Teamarbeit: Das Job Crafting trägt maßgeblich zu einem besseren Betriebsklima bei, da Mitarbeiter offen und ehrlich kommunizieren können und sich so ein Umfeld erschaffen, in dem sie sich wohlfühlen.

  • Verständnis: Ein wichtiger Bestandteil des Job Craftings ist es, die eigenen Bedürfnisse anzusprechen und in die Arbeit mit einfließen zu lassen – und das gilt nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für Führungskräfte. So sind Gespräche auf Augenhöhe möglich und man entwickelt auch ein Verständnis für die Bedürfnisse der anderen.

  • Kreativität: Bekommen Mitarbeiter die Möglichkeit, sich selbst ein Arbeitsambiente zu erschaffen, das zu ihnen passt, werden sie kreativ und entwickeln neue Ideen, die auch den Betrieb langfristig nach vorne bringen.

  • Mitarbeiterbindung: Wer im Job zufrieden ist und Spaß an der Arbeit hat, bleibt eher im Unternehmen – und so lässt sich die Fluktuation innerhalb des Versicherungsbüros reduzieren und Mitarbeiter können langfristig ans Unternehmen gebunden werden.

Job Crafting: Diese Methoden gibt es

Das Job Crafting setzt sich aus drei verschiedenen Methoden zusammen, die alle relevanten Aspekte des Berufsalltags abbilden. Allerdings sollten diese Methoden nicht als kurzzeitiger Plan verstanden werden, der irgendwann umgesetzt und abgeschlossen ist. Das Job Crafting ist eher ein dauerhafter Prozess, der auch von den Veränderungen innerhalb des Unternehmens und den individuellen Veränderungen bei den Bedürfnissen der Mitarbeiter beeinflusst wird.

Die soziale Komponente (Relational Crafting)

Bei der sozialen Komponente, die auch als Relational Crafting bezeichnet wird, geht es vor allem um die Teamstruktur innerhalb des Unternehmens und den Umgang der Mitarbeiter untereinander, aber auch den Umgang mit Führungskräften und Leitungsebene. Hier bekommen Mitarbeiter die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, mit wem sie gern zusammenarbeiten und mit wem eher nicht. Gleichzeitig wird festgestellt, wie offen Mitarbeiter für den Austausch sind und ob es ein Verständnis für die Bedürfnisse der anderen Mitarbeiter gibt.

Die physische Komponente (Task Crafting)

Bei dieser Methode werden die einzelnen Aufgaben im täglichen Ablauf genauer betrachtet. Jeder Mitarbeiter hat Aufgaben, die er gern erledigt und solche, die eher weniger gern erledigt werden. Bei einem anderen Mitarbeiter ist es möglicherweise genau andersherum – und so können die Aufgaben innerhalb des Unternehmens flexibel so verteilt werden, wie sie zu den Mitarbeitern und ihren Ansprüchen passen. Dafür ist ein reger Austausch innerhalb des Teams notwendig, der langfristig auch den Zusammenhalt stärkt.

Die kognitive Komponente (Cognitive Crafting)

Im Rahmen dieser Methode wird Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, sich mit ihrem Selbstverständnis auseinanderzusetzen. Dafür ist es notwendig, die eigene Perspektive zu verlassen und die eigene Relevanz für das Unternehmen in einem größeren Kontext zu betrachten. Beispiel: Die Buchhalterin in einem Versicherungsbüro fühlt sich von ihrem Job nicht wirklich erfüllt, da sie das Gefühl hat, nicht viel zum Geschäftsalltag beizutragen. Verändert sie aber den Blickwinkel und erkennt, dass ihre Arbeit das eigentliche Versicherungsgeschäft erst möglich macht und realisiert sie, dass nur durch ihre Arbeit Menschen zu ihren gewünschten Versicherungen kommen, kann sie ihre Einstellung zum eigenen Job maßgeblich verändern.

Welche Fragen müssen Unternehmen klären, bevor sie mit dem Job Crafting beginnen?

Grundsätzlich ist das Job Crafting für alle Betriebe, unabhängig von ihrer Größe, geeignet. In nahezu jedem Berufsfeld gibt es unzufriedene und unmotivierte Mitarbeiter, die von den zahlreichen Maßnahmen profitieren können. Allerdings geht das Job Crafting auch mit vielen Herausforderungen einher, die Sie kennen sollten, bevor Sie sich für diese Methode zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit entscheiden. Stellen Sie sich daher einige elementare Fragen, bevor Sie mit dem Job Crafting beginnen:

  • Ziehen die Führungskräfte an einem Strang? Führungskräfte sind ein maßgeblicher Bestandteil des Erfolges. Sie müssen auf die Mitarbeiter einwirken, damit sie sich auf das Job Crafting einlassen und neue Wege gemeinsam mit dem Unternehmen gehen. Dafür sollte die Führungsetage zusammenarbeiten.

  • Wie stellen unsere Führungskräfte sicher, dass Aufgaben dennoch gerecht und ressourcenorientiert verteilt werden? Im Rahmen des Job Craftings können Aufgaben innerhalb des Unternehmens getauscht und so verteilt werden, dass sie zu den Ansprüchen der Mitarbeiter passen – aber dabei muss auch sichergestellt werden, dass die Verteilung fair verläuft. Ist das nicht der Fall, könnte es innerhalb des Betriebes wieder zu Unstimmigkeiten kommen.

  • Wie kann garantiert werden, dass alle Aufgaben erledigt werden und die Zusammenarbeit auch innerhalb von Teams gelingt, die sich nicht verstehen? Beim Job Crafting droht das Risiko, dass unliebsame Aufgaben liegenbleiben – und dadurch, dass man sich seine liebsten Kollegen aussuchen darf, kann es zu verstärkten Konflikten kommen, wenn doch mal mit unliebsamen Mitarbeitern zusammengearbeitet werden muss. Erarbeiten Sie mit Ihrem Team Lösungsvorschläge für diese Probleme.

Wie kann HR-Team das Job Crafting angehen?

Sie möchten das Job Crafting im Versicherungsbüro einbringen? Dann stehen Sie vor vielen Maßnahmen, die Schritt für Schritt angegangen werden müssen, um das Unterfangen erfolgreich zu starten. Viele dieser Maßnahmen sind eng miteinander verbunden, sodass der Abschluss einer Maßnahme nicht ausreicht, um das Job Crafting erfolgreich im Unternehmen zu etablieren.

Arbeitsbedingungen individuell verbessern

Im ersten Schritt verbessern Sie innerhalb des Versicherungsbüros die Arbeitsbedingungen. Geben Sie Ihren Mitarbeitern dafür die Möglichkeit, ihren Arbeitsbereich so weit wie möglich selbst zu gestalten. Fragen Sie aktiv nach, welche Faktoren aktuell für Frust sorgen und wo die Mitarbeiter Verbesserungsbedarf sehen. Die Führungskräfte sollten dabei unterstützend als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Stellen Sie im Rahmen der Veränderungen fest, dass vereinzelte Mitarbeiter nicht mitziehen oder überfordert sind, stellen Sie sich unterstützend an deren Seite.

Führungskräfte mit ins Boot holen

Führungskräfte spielen bei der Umsetzung des Job Craftings eine tragende Rolle. Sie sind nicht nur ein wertvoller Ansprechpartner für alle Mitarbeiter, sondern können auch die Vorgaben zur Veränderung in regelmäßigen Abständen überwachen und Feedback dazu einholen. Bevor Sie das Job Crafting innerhalb des gesamten Betriebes einbringen, sollten daher die Führungskräfte ins Boot geholt werden.

Teamarbeit fordern und fördern

Jedes Team setzt sich aus mehreren Einzelpersonen zusammen, die ganz individuellen Stärken, Schwächen und Charaktereigenschaften haben. Daher ist es wichtig, innerhalb der Teams begreiflich zu machen, dass es diese Stärken, Schwächen und Eigenschaften zu nutzen gilt. Machen Sie den Teams deutlich, dass jeder Einzelne gewinnt, wenn die Aufgabenverteilung anhand der Charaktermerkmale gelingt. Achten Sie dabei aber auch darauf, dass unliebsame Aufgaben nicht den zurückhaltenden Mitarbeitern aufgedrückt, sondern fair verteilt werden.

Eigenmotivation stärken

Das Job Crafting kann innerhalb des gesamten Unternehmens nur dann erfolgreich sein, wenn auch der oder die Einzelne offen bleibt für Veränderung. Die Eigenmotivation, das Arbeitsumfeld zu verbessern und langfristig zu einem besseren Betriebsklima zu kommen, muss vorhanden sein, um die einzelnen Methoden wirklich wirkungsvoll zu machen. Verfügen Mitarbeiter nicht über das Bewusstsein, auch selbst etwas verändern zu wollen, lassen sich nur schwerlich neue Wege einschlagen. Das HR-Team kann hier jedoch aktiv gegensteuern, beispielsweise durch Weiterbildungen rund um Selbstmanagement und Selbstreflexion.

Sie möchten das Job Crafting auch in Ihrem Versicherungsbüro etablieren? Unser Partner KLUGO hilft Ihnen bei offenen Rechtsfragen.

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