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Rechtsschutzversicherung: Wann lohnt sich der Abschluss

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Rechtsschutzversicherungen dienen dazu, Kosten im Falle eines Rechtsstreites zu decken. Es kann jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich sein, ob dieser von der Versicherung gedeckt ist.

von KLUGO
16.09.2017
8 Min Lesezeit

Rechtsschutzversicherung Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten für juristische Auseinandersetzungen, allerdings mit Einschränkungen je nach Vertrag.

  • Nicht alle rechtlichen Streitfälle sind von einer Versicherung abgedeckt. Es lohnt sich, den Versicherungsvertrag genau zu prüfen.

  • Vor einer juristischen Beratung sollte eine Kostenschutzanfrage gestellt werden, um sicherzugehen, dass die Versicherung die Kosten übernimmt​.

  • Eine Rechtsschutzversicherung kann in Fällen wie Erbstreitigkeiten hilfreich sein, wobei der Leistungsumfang von den Bedingungen der Police abhängt​.

  • Die Versicherung ist besonders sinnvoll, wenn regelmäßige juristische Unterstützung oder die Klärung komplexer Sachverhalte erwartet wird​.

Wie KLUGO beim Thema Rechtsschutzversicherung hilft

Du hast eine Rechtsschutzversicherung und weißt nicht, ob dir diese auch in deinem konkreten Rechtsfall weiterhilft? Sprich unsere Partner-Anwälte für Vertragsrecht in der telefonischen Erstberatung an und erfahre, wie du bei einer Kostenschutzanfrage vorgehen musst. Erkundige dich frühzeitig, ob der gemeldete Rechtsfall von deiner Rechtsschutzversicherung übernommen werden kann. Das spart Ärger und vor allem Geld.

§ 125 VVG: Leistung des Versicherers

In Kapitel 2 des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) wird unter anderem beschrieben, welche Leistung vom Versicherer erbracht werden muss:

Bei der Rechtsschutzversicherung ist der Versicherer verpflichtet, die für die Wahrnehmung der rechtlichen Interessen des Versicherungsnehmers oder des Versicherten erforderlichen Leistungen im vereinbarten Umfang zu erbringen.

Was ist eine Rechtsschutzversicherung?

Eine Rechtsschutzversicherung soll dich bei einem Rechtsstreit vor finanziellen Risiken schützen. Solltest du also in eine Situation geraten, in der du um dein Recht streiten musst, übernimmt deine Rechtsschutzversicherung die mit der Rechtsverfolgung anfallenden Kosten – wie zum Beispiel die Rechtsanwaltskosten und die Gerichtskosten.

Die Kostenübernahme sowie der generelle Deckungsschutz hängt wie auch bei anderen Versicherungsmodellen von den Versicherungsbedingungen ab. Die allgemeinen Rechtsschutzbedingungen (ARB) werden Ihnen bei Versicherungsabschluss übergeben und liefern eine Übersicht über die abgedeckten Versicherungsfälle in Ihrem Versicherungstarif.

Eine Rechtsschutzversicherung kann sich schnell lohnen. Häufig kommt sie bei Rechtsstreitigkeiten zum Einsatz, die man nicht zwangsläufig selbst verursacht hat. Nachbarschaftsstreitigkeiten, Arbeitsrechtsstreitigkeiten oder auch der einfache Kauf eines Pkws können Auslöser eines Rechtsstreites sein. Allerdings ist die Frage, ob sich die Rechtsschutzversicherung tatsächlich „lohnt“, auch von den Umständen des Einzelfalles ab und ist eng mit den Lebensumständen des Versicherungsnehmers verbunden. Beispielsweise ist es für Versicherungsnehmer ohne Auto in der Regel überflüssig, eine Verkehrsrechtsschutzversicherung abzuschließen. Ebenfalls ist eine Vermieterrechtsschutzversicherung tatsächlich nur für diejenigen Versicherungsnehmer von Bedeutung, die über vermietete Immobilien verfügen. Hier gilt es also, vor dem Vertragsabschluss genau zu prüfen, welche Rechtsschutzversicherung überhaupt sinnvoll ist und eine tatsächliche Absicherung mit sich bringt.

Wichtig zu wissen: Verheiratete bzw. verpartnerte Personen benötigen nur eine Rechtsschutzversicherung. Der Versicherungsschutz erstreckt sich dann auf beide Personen. Das gilt analog auch bei den sogenannten Familientarifen: Auch diese erstrecken sich nicht nur auf den Versicherungsnehmer selbst, sondern auch auf die eigenen Kinder. Diese sind bis zum 18. Geburtstag grundsätzlich kostenfrei mitversichert. Dieser Versicherungsschutz kann sich bis zum 25. Lebensjahr oder sogar darüber hinaus verlängern, wenn das Kind studiert oder sich in einer Ausbildung befindet. Voraussetzung ist jedoch immer, dass das Kind im Haushalt der Eltern lebt, nicht verheiratet ist und kein eigenes Einkommen bezieht. Ein sogenannter Singletarif beinhaltet diese Mitversicherung hingegen nicht.

Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten, die durch eine Rechtsverfolgung entstehen, etwa Anwalts- und Gerichtskosten. Welche konkreten Leistungen die Versicherung umfasst, sollte in den allgemeinen Rechtsschutzbedingungen nachgelesen werden.

Abschluss einer Rechtsschutzversicherung

Mithilfe einer Rechtsschutzversicherung kannst du dich nicht nur weiteren Ärger, sondern auch bares Geld sparen. Wichtig ist jedoch, dass du das für dich passende Rechtsschutzpaket findest.

Dabei ist es typisch, dass eine Absicherung nur für diejenigen Risiken vorgenommen wird, die auch zu den Lebensumständen des Versicherungsnehmers passen. Damit erhalten Verbraucher einen höchst individuellen Schutz – und sind nicht gezwungen, Risiken abzudecken, die realistisch ohnehin nicht von Bedeutung sind. Allerdings solltest du bei Abschluss der Rechtsschutzversicherung tatsächliche Risiken auch mit einschließen, denn: Alles, was du vom Versicherungsschutz ausschließt, wird auch nicht von der Versicherung reguliert.

Zu den klassischen Bausteinen einer Rechtsschutzversicherung gehören die Bereiche:

  • Privatrechtsschutz

  • Berufsrechtsschutz

  • Verkehrsrechtsschutz

  • Mietrechtsschutz

  • Vermieterrechtsschutz

KLUGO Tipp:

Achte beim Abschluss darauf, dass die Deckungssumme hoch genug ist und auch über das Internet geschlossene Verträge von der Versicherung geschützt sind. Eine telefonische Beratung sollte im Versicherungspaket enthalten sein.

Wer eine Rechtsschutzversicherung abschließt, muss vor der Inanspruchnahme eine Wartezeit von zwei bis drei Monaten verstreichen lassen. Erst dann kann die Leistung aus dem Versicherungsvertrag in Anspruch genommen werden. Ausnahmen ergeben sich lediglich im Bereich des Mietrechtsschutzes und beim Verkehrsrechtsschutz: Hier ist es möglich, sogar rückwirkend eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen.

Inhalte einer Rechtsschutzversicherung

Eine Rechtsschutzversicherung wird klassischerweise in drei Bereiche unterteilt:

  • Privatrechtsschutz

  • Berufsrechtsschutz

  • Verkehrsrechtsschutz

Die verschiedenen Bereiche beinhalten wiederum sogenannte Leistungsarten. Diese beschreiben den Umfang des Versicherungsschutzes.

Privatrechtsschutz umfasst u. a.:

  • Vertragsrechtliche Angelegenheiten

  • Schadenersatzrechtliche Angelegenheiten

  • Verwaltungsrechtliche Angelegenheiten

Berufsrechtsschutz umfasst u. a.:

  • Streitigkeiten aus dem direkten Arbeitsverhältnis

  • Sozialrechtsschutz (Streitigkeiten um Arbeitslosengeld)

  • Disziplinar- und Standesrechtsschutz (Besonderheiten für Beamte und Soldaten sind ebenfalls versichert)

Verkehrsrechtsschutz umfasst u. a.:

  • Fahrzeugvertragsrechtsschutz

  • Fahrzeugschadensersatzrechtsschutz

  • Straf- und Ordnungswidrigkeitenrechtsschutz

Arbeitsrecht und Verkehrsrecht sind eigenständige Bereiche, die klassischerweise in einem Rechtsschutzvertrag enthalten sind. Sie können auf Wunsch herausgenommen werden, um eine geringere monatliche Belastung zu erzielen. Wohnrechtliche- und eigentumsrechtliche Angelegenheiten sind in der Regel nicht mit abgedeckt und müssen zusätzlich versichert werden. Welches Rechtsschutzpaket für dich passt, ist abhängig von deiner individuellen Lebenssituation.

Allerdings ist auch bei umfangreichen Leistungspaketen klar, dass in bestimmten Fällen die Rechtsschutzversicherung nicht greift.

Das deckt eine Rechtsschutzversicherung nicht ab

Dazu zählen zum Beispiel:

  • vorsätzliche Straftaten

  • Konflikte im Baubereich

  • Konflikte bei der Baufinanzierung

  • rechtliche Auseinandersetzung bei Personen, die über einen Familienvertrag rechtsschutzversichert sind

  • Gerichtsverfahren vor dem Verfassungsgericht

  • Gerichtsverfahren vor internationalen Gerichtshöfen

  • erbrechtliche Streitigkeiten

Zum Leistungsumfang der Rechtsschutzversicherung gehören unterschiedliche Kosten, die im Rahmen einer juristischen Auseinandersetzung auf den Versicherungsnehmer zukommen

Das sind beispielsweise:

  • Kosten für den Rechtsanwalt

  • Gerichtskosten

  • Kosten für Sachverständige

  • Kosten für Zeugen

  • erstattungspflichtige Kosten des Prozessgegners

  • Kautionskosten bei Strafverfahren

  • Kosten für den Gerichtsvollzieher

Was kostet eine Rechtsschutzversicherung?

Die Kosten einer Rechtsschutzversicherung hängen vom Leistungsumfang Ihres Rechtsschutzvertrages und dem Vertrag zugrundeliegenden Selbstbehalt ab. Sie bewegen sich gewöhnlich zwischen 15 und 30 Euro pro Monat. Bevor du dich für eine Rechtsschutzversicherung entscheidest, solltest du die verschiedenen Anbieter sorgfältig vergleichen oder einen deiner aktuellen Versicherer nach einem günstigen Angebot fragen.

Neben den monatlichen Kosten für die Rechtsschutzversicherung kommt ein vertraglicher Selbstbehalt hinzu. Hierbei handelt es sich um einen Eigenanteil, der von Ihnen einmal pro Rechtsschutzfall an die Versicherung gezahlt werden muss. Dieser Anteil beträgt in der Regel 150 bis 250 Euro, je nach Höhe Ihres monatlichen Versicherungsbeitrages.

Mögliche Kosten bei fehlender Rechtsschutzversicherung

Wir wollen Ihnen am Beispiel einer arbeitsrechtlichen Streitigkeit zeigen, welche Kosten ohne Rechtsschutzversicherung auf Sie zukommen könnten:

Beispiel: Arbeitnehmer (A) möchte gegenüber Arbeitgeber (B) Lohnrückstände in Höhe von 10.000 Euro einklagen.

Die Kosten sowohl für den Rechtsanwalt als auch für ein anschließendes Gerichtsverfahren bestimmen sich nach dem Streitwert. Der Streitwert ist in diesem Fall der streitige Betrag der Lohnrückstände in Höhe von 10.000 Euro.

Sollte die Angelegenheit durch ein Urteil beendet werden, hat der Anwalt einen Anspruch auf:

Streitwert: 10.000 Euro

Kosten

1,3 Verfahrensgebühr

725,40 Euro

1,2 Termingebühr

690,85 €

Auslagen

20,00 Euro

MwSt.

268,85 Euro

Gesamtkosten

1.683,85 Euro

Bei arbeitsrechtlichen Streitigkeiten gibt es nicht wie in zivilrechtlichen Streitigkeiten einen Kostenerstattungsanspruch bei obsiegendem Urteil. Das bedeutet, dass bei Arbeitsrechtsprozessen jede Seite die eigenen Kosten zu tragen hat, selbst wenn eine Seite den Prozess gewinnt.

Diese und weitere Kosten können je nach Art und Umfang der Rechtsstreitigkeit von Ihrer Rechtsschutzversicherung übernommen werden. Es gibt viele Angelegenheiten, die durch einen hohen Streitwert schnell zu einem Kostenrisiko führen können. Damit du die anfallenden Kosten nicht alleine tragen musst, ist es durchaus sinnvoll, frühzeitig über den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung nachzudenken.

Falls es zu einem Streitfall kommt und Sie eine Rechtsschutzversicherung besitzen, gehe also wie folgt vor:

  • Sammle alle relevanten Daten und Unterlagen zu deinem Fall.
  • Informiere dich bei einem KLUGO Partner-Anwalt über die nächsten Schritte.
  • Kontaktiere deine Rechtsschutzversicherung und kläre, ob der Fall gedeckt ist.

Bei ersten Fragen zum Thema Rechtsschutzversicherung helfen wir dir gerne im Rahmen einer telefonischen Erstberatung weiter. Unsere kompetenten Fachanwälte für Versicherungsrecht stehen dir dabei mit juristischem Rat zur Seite und unterstützen dich bei allen Anliegen.

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