Catcalling

Catcalling: Ist verbale sexuelle Belästigung strafbar?

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Es gibt wohl kaum eine Frau, die noch nicht von Catcalling betroffen war. Darunter fallen unter anderem sexistische Anmachsprüche und aufdringliche Blicke. In vielen Ländern der EU ist diese verbale sexuelle Belästigung bereits strafbar, während Catcalling in Deutschland noch nicht explizit unter Strafe steht. Wie sich Betroffene trotzdem wehren können, haben wir hier für dich zusammengefasst.

von N. Haussmann
26.08.2021
4 Min Lesezeit

Catcalling Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Catcalling ist verbale sexuelle Belästigung gemeint.

  • In Deutschland erfüllt Catcalling bisher nicht den Straftatbestand der sexuellen Belästigung, weil dieser eine körperliche Berührung voraussetzt.

  • Andere EU-Länder (Frankreich, Belgien, Portugal und die Niederlande) haben Catcalling bereits unter Strafe gestellt.

  • In Deutschland gab es bereits eine breit unterstützte Petition, die das Ziel verfolgte, Catcalling als Straftatbestand anzuerkennen.

  • Wer Opfer von Catcalling oder sexuellen Übergriffen wird, sollte sich anwaltlichen Rat holen und dagegen wehren.

Was ist Catcalling?

Catcalling heißt übersetzt so viel wie Katzen-Rufen und ist ein Begriff, unter dem verschiedenste sexistische Verhaltensweisen gegenüber Frauen und Männer zusammengefasst werden.

Unter Catcalling fallen beispielsweise anzügliche Blicke, aufdringliches Verhalten und das Nachpfeifen. Hauptsächlich ist mit Catcalling jedoch verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum gemeint. Macht ein Mann gegenüber einer Frau zum Beispiel sexuelle Anspielungen oder fordert sie direkt zu sexuellen Handlungen auf, spricht man von Catcalling.

Warum fällt Catcalling nicht unter den Tatbestand der sexuellen Belästigung?

Wenn man die Auswirkungen von Catcalling auf die Opfer bedenkt, fällt es schwer zu verstehen, warum Catcalling in Deutschland noch nicht strafbar ist und warum es nicht unter die sexuelle Belästigung gemäß § 184i Abs.1 StGB fällt. Die Erklärung für diesen Umstand ist allerdings recht simpel: Die sexuelle Belästigung setzt nach deutschem Recht eine körperliche Berührung voraus. Anzügliche Bemerkungen oder lüsterne Blicke im Rahmen von Catcalling erfüllen diesen Tatbestand daher nicht. Dass das deutsche Strafrecht in Hinblick auf sexuelle Handlungen eher rückständig ist, zeigt auch der Umstand, dass der § 184i StGB erst 2016 als Folge der sogenannten „Silvesternacht“ in Köln erlassen wurde.

Trotzdem sollten sich Betroffene die verbalen sexuellen Belästigungen nicht einfach gefallen lassen. Obwohl Catcalling an sich in Deutschland noch nicht strafbar ist, ist es als Vorstufe zur sexuellen Belästigung zu werten und kann gegebenenfalls den Tatbestand der Beleidigung, Nötigung oder Nachstellung erfüllen. Diesbezüglich bestehen allerdings noch sehr hohe Anforderungen. So bewertet der Bundesgerichtshof Äußerungen wie „geiler Arsch“ noch nicht als Herabsetzung des Opfers und sieht damit den Beleidigungstatbestand § 185 StGB nicht als erfüllt an.

Ist Catcalling strafbar?

Im Gegensatz zu Deutschland ist Catcalling in vielen anderen EU-Ländern bereits strafbar und wird auch entsprechend geahndet. Zu den Ländern, in denen Catcalling strafbar ist, zählen beispielsweise Frankreich, Belgien, Portugal und die Niederlande. Täter müssen hier mit Geldstrafen rechnen, wenn sie eine Frau verbal sexuell belästigen.

Mittlerweile gibt es einige Aktionen, mit denen auf Catcalling aufmerksam gemacht werden soll. An dieser Stelle ist beispielsweise der Instagram-Account catcallsofmuc zu nennen, der Catcalls in München mit Straßenkreide sichtbar macht und so für das Thema sensibilisieren möchte. Außerdem gab es letztes Jahr die Petition „Es ist 2020. Catcalling sollte strafbar sein“ gegen verbale sexuelle Belästigung, die das Ziel verfolgte, Catcalling strafbar zu machen und auch in Deutschland mit Bußgeldern zu ahnden sowie allgemein ein Bewusstsein für Catcalling zu schaffen. Leider reagierte die Justizministerin trotz der Unterstützung von fast 70.000 Petenten nicht.

So hilft dir ein KLUGO Partner-Anwalt weiter

Wenn du von Catcalling betroffen bist oder sexuelle Übergriffe wie Stealthing erlebt hast, solltest du dich in jedem Fall dagegen wehren. Unsere erfahrenen KLUGO Partner-Anwälte für Strafrecht können dir dabei helfen, deine Chancen im Hinblick auf ein Strafverfahren richtig einzuschätzen und dich beim weiteren Vorgehen unterstützen. Nimm bei Bedarf jederzeit gern Kontakt zu uns auf.

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Über unsere Autoren Nina Haussmann

Nina Haussmann ist seit 2016 freiberufliche Texterin, Ghostwriterin und Lektorin. Mit einem Bachelor-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften und einem Master-Abschluss in Deutscher Literatur hat sie nicht nur ein fundiertes Wissen über die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten. Hauptsächlich schreibt sie Texte im juristischen Bereich, vorwiegend zum Thema Erbrecht, und Ratgebercontent. So unterstützt sie auch die KLUGO-Redaktion seit Anfang 2020 regelmäßig mit Blog- und Contentbeiträgen.

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