Frau am Thermostat in der Wohnung

Mindesttemperatur, Nebenkosten & mehr Heizperiode im Mietrecht: Deine Rechte & Pflichten als Mieter oder Vermieter

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Wenn die Tage kürzer und die Nächte kälter werden, stellt sich jedes Jahr die Frage: Ab wann muss eigentlich geheizt werden – und wer ist verantwortlich? Im Mietrecht gibt es zwar keine gesetzlich festgelegte Heizperiode, aber die Rechtsprechung hat klare Richtwerte entwickelt.

In diesem Beitrag erfährst du, welche Rechte und Pflichten du als Mieter oder Vermieter während der Heizperiode hast, welche Urteile es dazu gibt und wie du Konflikte vermeidest.

von KLUGO
07.10.2025
5 Min Lesezeit

☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Vermieter müssen in der Heizperiode für angemessene Temperaturen sorgen.

  • Mieter müssen richtig heizen und lüften, damit kein Schimmel oder Frost entsteht.

  • Kosten für Modernisierung der Heizung können auf Mieter umgelegt werden. Reparaturen oder Instandhaltung nicht.

  • Bei Heizungsausfall müssen Vermieter schnell handeln, während Mieter die Miete mindern dürfen.

Deine Pflichten & Rechte als Vermieter

Heizpflicht

Der Vermieter ist verpflichtet, während der Heizperiode für angemessene Temperaturen in der Wohnung zu sorgen.

  • Üblich ist die Zeit von Oktober bis April, manchmal auch von September bis Mai.

  • Gerichte gehen davon aus, dass tagsüber Temperaturen von 20–22 °C und nachts mindestens 18 °C erreichbar sein müssen.

👉 Praxisfall: Das Landgericht Berlin (26.05.1998 – 65 S 342/97) entschied, dass ein Vermieter sicherstellen muss, dass in den Wohnräumen diese Temperaturen erreicht werden.

Fällt die Heizung aus, muss der Vermieter unverzüglich reagieren. Kommt es zu längeren Ausfällen, kann er verpflichtet sein, mobile Heizgeräte bereitzustellen.

Nebenkosten & Heizkostenabrechnung

Die Kosten für Heizung und Warmwasser dürfen als Betriebskosten auf die Mieter umgelegt werden, wenn dies im Mietvertrag vereinbart ist. Dazu gehören:

  • Brennstoffkosten (Gas, Öl, Fernwärme)

  • Wartungskosten der Heizungsanlage

  • Kosten für Ablesedienste

Nicht umlagefähig sind dagegen z. B. Verwaltungskosten oder Reparaturen.

👉 Praxisfall: Der BGH (17.11.2004 – VIII ZR 115/04) entschied, dass der Vermieter spätestens 12 Monate nach Ende des Abrechnungszeitraums abrechnen muss. Versäumt er diese Frist, kann er keine Nachforderungen mehr geltend machen.

Hohe Nachzahlungen

Steigende Energiepreise führen oft zu unerwarteten Nachforderungen. Grundsätzlich müssen Mieter diese begleichen – allerdings nicht sofort in einer Summe. Oft lassen sich Ratenzahlungen vereinbaren.

Zweifel an der Abrechnung? Mieter haben das Recht, Belegeinsicht zu verlangen.

👉 Praxisfall: Der BGH (12.05.2010 – VIII ZR 185/09) stellte klar, dass der Mieter die Abrechnung überprüfen darf und dazu Einsicht in die Originalbelege erhält.

Modernisierung der Heizung

Erneuert der Vermieter die Heizung, spricht man rechtlich meist von einer Modernisierung. Folge: Die Kosten können auf die Mieter umgelegt werden – mit bis zu 8 % der Modernisierungskosten pro Jahr.

Bei bloßer Instandhaltung (z. B. Reparatur einer defekten Pumpe) ist keine Mieterhöhung zulässig.

👉 Praxisfall: Der BGH (17.12.2014 – VIII ZR 88/13) entschied, dass Mieter die Erneuerung der Heizungsanlage dulden müssen.

✅ Checkliste für Vermieter: So vermeidest du Streit in der Heizperiode

  1. Heizungsanlage regelmäßig warten: Rechtzeitige Wartung vor Beginn der Heizperiode verhindert Ausfälle.

  2. Abrechnungen fristgerecht erstellen: Spätestens 12 Monate nach Ende des Abrechnungszeitraums.

  3. Transparent abrechnen: Nur umlagefähige Kosten ansetzen, Belege für Rückfragen bereithalten.

  4. Schnell reagieren: Bei Ausfällen sofort Handwerker beauftragen und Übergangslösungen (z. B. Heizgeräte) anbieten.

  5. Kommunikation aufrechterhalten: Mieter regelmäßig informieren, um Vertrauen und Verständnis zu sichern.

Pflichten & Rechte des Mieters

Sorgfaltspflicht beim Heizen und Lüften

Mieter sind nicht verpflichtet, die Wohnung durchgehend warmzuhalten – sie müssen aber so heizen und lüften, dass keine Schäden entstehen. Wer die Heizung komplett abstellt oder schlecht lüftet, riskiert Schimmelbildung oder Frostschäden.

👉 Praxisfall: Das Landgericht Frankfurt/Main (17.01.2001 – 2/17 S 194/00) entschied, dass ein Mieter für Schimmel haftet, wenn er nicht ausreichend lüftet.

Heizkosten sparen – was ist erlaubt?

  • Erlaubt: Energiesparendes Verhalten, Absenken der Temperatur in der Nacht, Austausch von Thermostatköpfen oder Nutzung von Smarthome-Reglern (sofern keine baulichen Veränderungen).

  • Zustimmungspflichtig: Eingriffe in die Heizungsanlage, wie der Austausch ganzer Heizkörper.

Rechte bei Heizungsausfall

Funktioniert die Heizung nicht, darf der Mieter die Miete mindern. Die Höhe hängt von Temperatur und Dauer ab:

  • Bei rund 15 °C in der Wohnung → etwa 20 % Mietminderung möglich

  • Bei Totalausfall im Winter → bis zu 50 %

👉 Praxisfall: Das Amtsgericht Hamburg (04.07.2007 – 46 C 108/07) sprach einem Mieter 20 % Mietminderung zu, weil die Wohnung nicht über 15 °C hinaus beheizt werden konnte.

Der Vermieter muss zudem schnell handeln und ggf. Ersatzmaßnahmen (z. B. Heizlüfter) bereitstellen.

✅ Checkliste für Mieter: Was tun, wenn die Heizung nicht funktioniert?

  1. Sofort den Vermieter informieren: Am besten schriftlich (E-Mail oder Einschreiben), damit du einen Nachweis hast.

  2. Temperaturen dokumentieren: Regelmäßig messen und notieren, wie kalt es in der Wohnung ist.

  3. Frist setzen: Dem Vermieter eine angemessene Frist zur Reparatur einräumen (z. B. 3 Tage).

  4. Mietminderung prüfen: Wenn die Wohnung nicht ausreichend beheizbar ist, kannst du die Miete kürzen.

  5. Ersatzmaßnahmen verlangen: Zum Beispiel Bereitstellung von Heizlüftern.

  6. Rechtsrat einholen: Wenn sich nichts tut, wende dich an einen Anwalt oder Rechtsexperten. Wir vermitteln dir gerne eine Erstberatung bei einem unserer Rechtsexperten. Dort kannst du dein Anliegen schildern und erhältst eine erste Einschätzung deiner Situation, auch ohne Rechtsschutzversicherung.

Die Heizperiode bringt jedes Jahr Fragen und oft auch Streitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern mit sich. Vermieter müssen eine funktionierende Heizungsanlage bereitstellen und ordnungsgemäß abrechnen. Mieter sind verpflichtet, so zu heizen und zu lüften, dass keine Schäden entstehen.

Wer seine Rechte und Pflichten kennt, kann Konflikte vermeiden – und bei Problemen schnell handeln.

🤝 Wer hilft bei Konflikten?

Kommt es trotzdem zu Streit, bieten wir dir – egal, ob du Mieter oder Vermieter bist – eine Vermittlung zu einer passenden rechtlichen Lösung. In einer Erstberatung kannst du zum Beispiel dein Anliegen schildern und erhältst eine erste Einschätzung deiner Situation, unabhängig davon, ob du rechtsschutzversichert bist oder nicht.

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