
Das solltest du wissen Lebensmittelvergiftung: Kann ich Schmerzensgeld und Schadensersatz verlangen?
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Eine Lebensmittelvergiftung ist eine unangenehme und mitunter schwerwiegende Erfahrung. Ob im Restaurant, bei verzehrfertigen Produkten aus dem Supermarkt oder zu Hause – verdorbene oder kontaminierte Lebensmittel können zu erheblichen gesundheitlichen Beschwerden führen.
Neben der gesundheitlichen Belastung stellt sich häufig die Frage: Kann ich bei einer Lebensmittelvergiftung Schmerzensgeld oder Schadensersatz verlangen? Und wie lässt sich eine Lebensmittelvergiftung nachweisen?
Lebensmittelvergiftung ☝️ Das Wichtigste in Kürze
Typische Symptome einer Lebensmittelvergiftung sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe.
Bei einer nachweisbaren Lebensmittelvergiftung kannst du unter Umständen Schmerzensgeld und Schadensersatz verlangen.
Ein ärztliches Attest, Laboruntersuchungen und Proben der verdächtigen Lebensmittel dienen als Nachweis.
Lebensmittelvergiftungen sind in Deutschland in bestimmten Fällen meldepflichtig.
Wende dich bei Verdacht umgehend an einen Arzt und informiere die Lebensmittelüberwachung.
Was ist eine Lebensmittelvergiftung – und wann wird sie juristisch relevant?
Eine Lebensmittelvergiftung entsteht durch den Verzehr von mit Keimen oder Giftstoffen belasteten Lebensmitteln und äußert sich meist plötzlich durch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Bauchkrämpfe. In schweren Fällen können auch Fieber, Schüttelfrost oder blutiger Durchfall auftreten. Besonders gefährdet sind Schwangere, Kinder, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Juristisch relevant wird eine Lebensmittelvergiftung, wenn sich ein klarer Zusammenhang zwischen dem Verzehr und dem Auftreten der Symptome nachweisen lässt – meist innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen. Dieser zeitliche Zusammenhang ist entscheidend, wenn es um mögliche Ansprüche auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld geht, etwa gegen ein Restaurant, einen Lieferdienst oder Hersteller.
⚖️ Schmerzensgeld und Schadensersatz bei Lebensmittelvergiftung: Welche Ansprüche bestehen?
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, bei einer nachgewiesenen Lebensmittelvergiftung Schmerzensgeld und Schadensersatz zu verlangen. Dies gilt sowohl für Fälle, in denen die Vergiftung durch ein Gericht im Restaurant verursacht wurde, als auch für kontaminierte Produkte aus dem Supermarkt.
Rechtliche Grundlagen sind unter anderem:
§ 280 BGB Schadensersatz bei Vertragsverletzung (z. B. Kaufvertrag oder Dienstvertrag)
§ 253 BGB Schmerzensgeld für körperliche und psychische Schmerzen
§ 823 BGB Haftung für unerlaubte Handlungen (z. B. bei Fahrlässigkeit)
Produkthaftungsgesetz (§§ 1, 8 ProdHaftG) – Haftung für fehlerhafte Produkte, auch ohne Verschulden des Herstellers
Die Produkthaftung ist besonders wichtig, wenn ein Lebensmittel mangelhaft oder unsicher war. Im Restaurant gilt meist ein Dienst- oder Werkvertrag, bei dem der Betreiber für die Sicherheit der Speisen verantwortlich ist.
Wie kann ich eine Lebensmittelvergiftung nachweisen?
Der Nachweis ist entscheidend, um Schmerzensgeld oder Schadensersatz durchzusetzen.
Sammle folgende Beweise:
Ärztliches Attest: Dokumentiert Symptome und Diagnose.
Laboruntersuchungen: Stuhl- oder Blutproben können den Erreger nachweisen.
Lebensmittelproben: Bewahre Reste der verdächtigen Speisen auf.
Kassenbons oder Rechnungen: Belegen Ort und Zeitpunkt des Kaufs oder Restaurantbesuchs.
Zeugenaussagen: Andere Betroffene können deinen Verdacht bestätigen.
Fotos: Dokumentiere auffällige Merkmale der Speisen oder Symptome.
💡 KLUGO Tipp:
Lass dich untersuchen, bevor du Medikamente einnimmst, da diese Laborbefunde verfälschen können.
An wen musst du dich wenden, um Schadensersatz oder Schmerzensgeld zu fordern?
Bei einer Lebensmittelvergiftung solltest du zunächst medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Der Arzt kann nicht nur deine Beschwerden behandeln, sondern auch ein wichtiges Attest für eventuelle rechtliche Schritte ausstellen.
Um Schadensersatz oder Schmerzensgeld zu verlangen, wendest du dich zunächst an den Verursacher. Bei einem Restaurantbesuch wäre dies der Restaurantbetreiber, bei Produkten aus dem Supermarkt der Händler oder Hersteller. Lege deine Beschwerde schriftlich dar und füge Beweise wie Kassenbons, ärztliche Atteste oder Fotos bei.
Sollte der Verursacher nicht kooperativ sein, kannst du dich an folgende Stellen wenden, die dich bei der Durchsetzung deiner Ansprüche unterstützen und ggf. weitere Schritte einleiten können:
Gesundheitsamt
Lebensmittelüberwachungsbehörde
Verbraucherzentrale
Rechtsanwalt
Höhe von Schmerzensgeld und Schadensersatz – Wovon hängt sie ab?
Die Höhe des Schmerzensgeldes bei einer Lebensmittelvergiftung lässt sich nicht pauschal beziffern. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Schwere der Erkrankung, der Dauer der Beschwerden und möglichen Folgeschäden.
Gerichte berücksichtigen bei der Bemessung des Schmerzensgeldes unter anderem:
Art und Intensität der Schmerzen
Dauer des Krankenhausaufenthalts (falls erforderlich)
Eventuelle bleibende Schäden
Psychische Belastungen
Der Schadensersatz kann zusätzlich entgangenen Verdienst, Behandlungskosten oder andere finanzielle Einbußen umfassen. Es ist daher ratsam, alle Kosten im Zusammenhang mit der Lebensmittelvergiftung zu dokumentieren und sämtliche Belege aufzuheben.
👉 Beispiel:
Ein älterer Mann erkrankte nach dem Verzehr von bakteriell verunreinigtem Bio-Rohmilchkäse (Listerien) an einer schweren Listeriose mit Rückenmarksentzündung und inkompletter Querschnittslähmung. Aufgrund der fortgeschrittenen Erkrankung und des hohen Alters des Klägers wurde ein gerichtlicher Vergleich erzielt, der ihm insgesamt 150.000 € Schmerzensgeld und Schadensersatz sicherte. Der Hersteller und Verkäufer des Käses wurden wegen Produkthaftung und fahrlässiger Gefährdungshaftung in Anspruch genommen.
Muss ich eine Lebensmittelvergiftung melden?
In Deutschland besteht für bestimmte durch Bakterien verursachte Lebensmittelvergiftungen eine Meldepflicht. Diese Meldung erfolgt in der Regel durch den behandelnden Arzt an das zuständige Gesundheitsamt. Als betroffene Person bist du nicht verpflichtet, die Lebensmittelvergiftung anzuzeigen.
Wir empfehlen dir jedoch, den Vorfall bei der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde zu melden. Mit der Meldung kannst du dazu beitragen, andere Verbraucher zu schützen.
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Häufige Fragen
Wie lange habe ich Zeit, Schmerzensgeld oder Schadensersatz zu fordern?
Da eine Lebensmittelvergiftung meist zeitnah auftritt und dokumentiert wird (z. B. durch ärztliche Atteste und Laborbefunde), solltest du deine Ansprüche so früh wie möglich geltend machen. Denn eine frühzeitige Dokumentation erleichtert den Nachweis und schützt dich davor, die Frist zu verpassen.
Die Verjährungsfrist für Schmerzensgeld- und Schadensersatzansprüche beträgt in der Regel 3 Jahre, § 195 BGB. Sie beginnt am Ende des Jahres, in dem du Kenntnis von dem Schaden und dem Verantwortlichen erlangt hast.
Muss ich die Lebensmittelvergiftung beweisen?
Ja, ein zeitlicher Zusammenhang und medizinische Nachweise sind wichtig, um Ansprüche geltend zu machen.
Wer übernimmt die Kosten für Behandlung und Medikamente?
In der Regel deine Krankenversicherung. Über Schmerzensgeld und Schadensersatz kannst du weitere Kosten erstattet bekommen.
Kann ich auch bei leichten Beschwerden Schmerzensgeld verlangen?
In der Regel nein. Schmerzensgeld wird meist bei erheblichen körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen zugesprochen.
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