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Wichtige Informationen für Bauherren Grundstücksgrenzen & Grenzabstände

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Grenzabstände beziehungsweise Abstandsflächen betreffen jeden, der ein eigenes Grundstück hat. Diese werden nach festgelegten Formeln berechnet, die von Bundesland zu Bundesland variieren. Informationen zu den verschiedenen Regelungen findest du hier.

von KLUGO
09.01.2018
6 Min Lesezeit

Grundstücksgrenzen & Grenzabstände Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grenze des eigenen Grundstücks wird von Grenzsteinen markiert.

  • Die Art und Weise, wie du deine Grundstücksgrenze bebauen oder bepflanzen darfst, ergibt sich aus dem Bebauungsplan und den Landesbauordnungen.

  • Grenzsteine sind rechtlich verbindlich und dürfen nicht versetzt oder entfernt werden.

  • Bei Konflikten baurechtlicher Art hilft ein Fachanwalt für Baurecht sowohl Grundstückseigentümern als auch betroffenen Nachbarn weiter.

Wo sind Grenzabstände gesetzlich geregelt?

Die Regelungen zu Grenzabständen sind in der Landesbauordnung geregelt. Diese Regelungen sind sehr umfangreich, auch weil es in der Vergangenheit bereits viele richterliche Entscheidungen diesbezüglich gab. Gerade für die Bepflanzung des eigenen Grundstücks und für dessen Bebauung ist es erforderlich und wichtig, die eigenen Grundstücksgrenzen zu kennen.

Wie kann ich die Grundstücksgrenze ermitteln?

Zur Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu Grenzabständen muss zunächst die Grundstücksgrenze ermittelt werden. Diese wird nicht durch Mauern oder Zäune angezeigt, auch wenn diese oftmals von außen als Grenze wahrgenommen werden. Um die Grundstücksgrenze zu ermitteln, gibt es spezielle Markierungen. Sie werden auch als Grenzsteine bezeichnet.

Wo findet man Grenzsteine?

Grenzsteine sind in der Regel aus Beton, Stein oder auch Kunststoff und tief im Boden verankert. Wird eine Schnur von der Mitte des einen Grenzsteins zur Mitte des anderen Grenzsteins gespannt, wird die genaue Grenze sichtbar.

Zusammenfassung:

Die eigentliche Grenze eines Grundstücks ist durch Grenzsteine markiert. Diese sind oft nicht auf den ersten Blick sichtbar. Die eigentliche Grenze ergibt sich durch die Luftlinie zwischen einem Stein und dem anderen. Es ist verboten, die Grenzsteine zu entfernen oder baulich zu verändern.

Was kann ich tun, wenn besagte Grenzsteine fehlen?

Besteht der Verdacht, dass die Grenzsteine versetzt wurden oder fehlt ein solcher oder gar mehrere, können die Grundstücksgrenzen dennoch ermittelt werden. In diesem Fall wird das städtische Vermessungsamt das Grundstück erneut vermessen und im Anschluss die Markierungen neu setzen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf etwa 1.500 Euro und werden vom Antragsteller getragen.

Was ist an der Grundstücksgrenze erlaubt?

In der Regel werden Grundstücksgrenzen gut sichtbar markiert – zum Beispiel durch Mauern, Zäune oder auch pflanzliche Bebauungen wie Hecken, Büsche oder Bäume. Was konkret für das Grundstück gilt, kann sich aus der Landesbauordnung oder aus dem jeweiligen Bebauungsplan ergeben, der rechtlich dem Bauplanungsrecht zuzuordnen ist.

Auch als Liebhaber exotischer Palmen ist es nicht überall gestattet, diese als Grundstücksbegrenzung zu pflanzen. Gleiches gilt für Mauern und alle anderen Begrenzungen: Ein Blick in die rechtlichen Vorschriften hilft hier vor teuren Fehlern – im schlimmsten Fall muss eine Bebauung nämlich wieder abgerissen werden, wenn sie den Vorgaben aus dem Bebauungsplan oder den sonstigen baurechtlichen Vorschriften widerspricht.

Was versteht man unter Abstandsflächen?

Jedes Gebäude muss einen Mindestabstand zum Grundstück des Nachbarn einhalten. In der Regel gilt, dass dieser mindestens drei Meter betragen soll. Die Regeln zum Abstand variieren aber je nach Bundesland. Da die Abstandsfläche mit einer Formel berechnet wird, die die Wandhöhe des betreffenden Gebäudes als Grundlage hat, kann diese durchaus die geforderten drei Meter überschreiten. Die Wandhöhe wird in der Formel als „H“ bezeichnet. Je nach Bundesland und Baugebiet unterscheidet sich der Faktor, mit dem H multipliziert wird. Das Ergebnis dieser Formel ist dann der Mindestabstand, der zur Grundstücksgrenze eingehalten werden muss.

infografik abstandsflächenberechnung
Abstandsflächenberechnung – Infografik

Sonderregelungen bei den Grenzabständen

Sonderregelungen bei Grenzabständen gelten bei:

  • Gebäuden wie Garagen

  • Nebengebäuden

  • Bäumen und Büschen

Wer das Einverständnis seines Nachbarn und die Genehmigung vom zuständigen Bauamt erhält, dem ist es auch erlaubt, Gebäude näher oder direkt an der Grundstücksgrenze zu errichten.

Jochen Dotterweich Rechtsanwalt
jochen dotterweich

Es gibt Gebäude wie Garagen und Nebengebäude, für die eine Sonderregelung gilt. Diese können in der Regel innerhalb der eigentlichen Abstandsfläche gebaut werden. Sind sie sehr klein, so ist ihr Bau in manchen Bundesländern sogar genehmigungsfrei möglich.

Abstandsflächen nach § 6 BauO NRW

Die Sonderfälle für Abstandsregelungen bestimmter Gebäudearten sind in § 6 der Landesbauordnung NRW geregelt. Hier ist zunächst geregelt, welche Fläche nicht bebaut werden dürfen.

Dieser vorgenannte Grundsatz wird wie bereits erwähnt durch zahlreiche Ausnahmen aufgeweicht: So dürfen beispielsweise Gewächshäuser und Garagen in den Abstandsflächen errichtet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass auch im Baugesetzbuch (z. B. Bebauungsplan) und in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) zahlreiche Regelungen und Ausnahmen enthalten sind, die sich im Einzelfall auf die Abstandsflächen auswirken und dazu führen, dass Verstöße bzw. Abweichungen ausnahmsweise zulässig sind. Teilweise darf sogar ohne Abstandsflächen gebaut werden. Aufgrund der vielfältigen Rechtsgrundlagen und des Regel-und-Ausnahme-Verhältnisses ist die Materie des Abstandsflächenrechts sehr komplex und nur schwer zu durchschauen.

Bei Bäumen und Büschen bezieht sich die Regel zum Abstand auf die Höhe der Pflanzen. Hier wird in der Regel gefordert, diese nicht über eine festgelegte Höhe wachsen zu lassen. Wird der Grenzabstand von Pflanzen überschritten, ist der Eigentümer der Pflanze verpflichtet, diese in regelmäßigen Zeitabständen zurückzuschneiden. Selbst wenn Äste einer Pflanze auf dein Grundstück wachsen, darfst du diese daher nicht ohne Einwilligung des Eigentümers kürzen – selbiger ist jedoch zum Kürzen verpflichtet.

KLUGO Tipp:

Wenn ein Baum oder Strauch deines Nachbarn über deine Grundstücksgrenze wächst, kannst du ihn auffordern, diesen zu kürzen. Kommt er dem nicht nach, kannst du ihm eine angemessene Frist setzen, um dies zu erledigen, und bei Fristüberschreitung selbst kürzen.

Abschließend fassen wir noch einmal zusammen, was du bei Grundstücksgrenzen beachten solltest:

  • Die eigentliche Grenze eines Grundstücks wird durch Grenzsteine festgelegt. Die Luftlinie zwischen zwei Steinen zeigt die Grenze an.

  • Grenzsteine dürfen nicht entfernt werden.

  • Die Abstandsflächen für eine Bebauung sind in der Landesbauordnung geregelt, können aber auch durch einen Bebauungsplan festgelegt werden. Die Formel, nach der die jeweiligen Abstandsflächen berechnet werden, variiert.

  • Für einige Gebäude gelten Sonderregelungen für die Abstandsflächen.

  • Bei einer Überschreitung der Grundstücksgrenze durch etwa überragende Äste hast du ein Anrecht auf Kürzung durch den Nachbarn.

Wenn du Fragen zum Thema Grundstücksgrenzen, Grenzabstände und Abstandsflächen hast, bietet KLUGO eine telefonische Erstberatung durch erfahrene Partner-Anwälte und Rechtsexperten für Baurecht an. Sende dein Anliegen einfach über das Kontaktformular – KLUGO verbindet dich anschließend direkt mit einem passenden Rechtsexperten, der dir mit juristischem Rat zur Seite steht und dich bei allen Anliegen unterstützt.

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