Thyssenkrupp, Ford, VW, Bosch und weitere Zulieferer Massiver Stellenabbau in Deutschland: Was kannst du als Betroffener tun?

Aufgrund des massiven Stellenabbaus in Deutschland werden eine Großzahl an Arbeitskräften ihre langjährige Beschäftigung verlieren. Gewerkschaften handeln für ihre Mitglieder meist hohe Abfindungen aus. Dies gilt jedoch nicht für Mitarbeiter, die der Gewerkschaft nicht angehören.

In diesem Fall bist du auf dich allein gestellt und solltest dir rechtliche Unterstützung von einem KLUGO Partner-Anwalt und Rechtsexperten einholen.

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Der geplante massive Stellenabbau in Deutschland, vor allem in der Automobilindustrie, beherrscht seit geraumer Zeit die Nachrichten. Arbeitnehmer, die von dem Stellenabbau in Deutschland ab 2024 betroffen sein könnten, haben verschiedene Möglichkeiten, sich frühzeitig abzusichern. Hier erfährst du, welche Unternehmen vom massiven Stellenabbau in Deutschland betroffen sind und wie du dich auf einen potenziellen Jobverlust vorbereiten kannst.

von N. Haussmann
02.12.2024
12 Min Lesezeit

Massiver Stellenabbau in Deutschland Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Unternehmen in Deutschland planen in den kommenden Jahren einen massiven Stellenabbau.

  • Betroffen sind vorrangig Unternehmen in der Automobilindustrie sowie Zulieferer.

  • Stellenstreichungen angekündigt wurden unter anderem von ZF Friedrichshafen, Continental, Volkswagen und Thyssenkrupp.

  • Wer potenziell vom Stellenabbau betroffen ist, kann schon jetzt verschiedene Vorkehrungen treffen.

  • Ein Aufhebungsvertrag sollte keinesfalls vorschnell unterschrieben werden.

Welche Gründe gibt es für den massiven Stellenabbau in Deutschland?

Der massive Stellenabbau in Deutschland hat mehrere Gründe, die die Automobilindustrie und ihre Zulieferer besonders hart treffen. Eine Hauptursache ist die langsame Entwicklung der Elektromobilität, die nun nicht nur die Automobilhersteller, sondern eben auch die Zulieferunternehmen vor große Herausforderungen stellt. Die Branche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der erhebliche Investitionen erfordert. Viele Unternehmen verdienen jedoch zu wenig, um diese notwendigen Investitionen für die Transformation zu finanzieren. Das führt zu einer prekären Situation, in der Unternehmen gezwungen sind, Kosten zu senken und Stellen abzubauen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind bereits deutlich spürbar. Seit 2020 sind in der europäischen Automobilzulieferindustrie rund 86.000 Arbeitsplätze verloren gegangen, wobei Deutschland besonders betroffen ist. Große Unternehmen wie Volkswagen, ZF Friedrichshafen und Bosch haben bereits umfangreiche Stellenstreichungen angekündigt. Wenn sich die Lage nicht bessert, besteht die Gefahr, dass Europas Autobranche insgesamt an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Dies könnte langfristige Folgen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in Deutschland und Europa haben.

Welche Unternehmen sind von dem massiven Stellenabbau in Deutschland betroffen?

Vom massiven Stellenabbau in Deutschland sind mehrere große Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie sowie andere Branchen betroffen.

ZF Friedrichshafen

ZF Friedrichshafen plant bis 2028 den Abbau von 14.000 Stellen allein in Deutschland. Bereits jetzt sind 9.800 Mitarbeiter von Maßnahmen betroffen. An einem Standort im Südwesten wurden 1.800 Stellenkündigungen bestätigt, und an einem weiteren Standort soll sogar die Hälfte der Belegschaft entlassen werden. In Schweinfurt wurde eine Einigung getroffen, um Stellenabbau zu verhindern. Dort wird vom 1. Dezember 2024 bis zum 30. Juni 2025 die Arbeitszeit auf 32,5 Stunden pro Woche gekürzt. Um durch die Kürzung der Arbeitszeit keine sinkenden Gehälter entstehen zu lassen, hat ZF den Mitarbeitenden das Angebot gemacht, auf Wunsch das Zeitguthaben aus betrieblichen Arbeitszeitkonten einzubringen. Ausgenommen von der Kurzarbeit sind Auszubildende, duale Studierende, Mitarbeitende in Altersteilzeit und die Konzernbereiche Aftermarket und ZF-Engineering. Das diesjährige Weihnachtsgeld wurde trotz Krise auf Basis der regulären Arbeitszeit ausgezahlt.

Continental

Continental hat seit Mitte 2023 bereits 5.000 Stellen abgebaut und plant bis 2028 den Abbau von weiteren 7.150 Stellen in Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung. Die mit den Arbeitnehmervertretern ausgehandelten Maßnahmen sehen Interessenausgleich und umfassende Rahmensozialpläne vor. Mitarbeitenden soll das freiwillige Ausscheiden aus dem Konzern finanziell schmackhaft gemacht werden und möglichst sozialverträglich stattfinden. Falls freiwillige Maßnahmen nicht ausreichen, drohen betriebsbedingte Kündigungen. Das hängt jedoch davon ab, ob genügend Stellen in der Verwaltung durch die freiwilligen Maßnahmen reduziert werden können. Der Konzern zielt darauf ab, die Kosten in der Verwaltung bis 2025 um rund 400 Millionen Euro zu reduzieren. Aber auch bei der Forschung und Entwicklung sollen bis 2028 Kürzungen von 12 auf 9 % des Umsatzes stattfinden. Zusätzlich werden Werke in Thüringen und Hessen geschlossen, wovon 1.200 Mitarbeiter betroffen sind.

Schaeffler

Schaeffler plant den Abbau von insgesamt 4.700 Stellen, davon 2.800 allein in Deutschland an zehn Standorten. Fünf weitere Standorte in Europa sind betroffen, von denen zwei geschlossen werden sollen. Der Stellenabbau soll hauptsächlich zwischen 2025 und 2027 erfolgen und betrifft 3-4 % der Mitarbeiter konzernweit. Details zum Stellenabbau sollen bis Ende 2024 mitgeteilt werden. Für die Umsetzung der Maßnahmen gilt die 2018 mit der IG Metall abgeschlossene Zukunftsvereinbarung. Somit soll der Abbau der Stellen hauptsächlich über Fluktuation, Freiwilligenprogramme und Aufhebungs- und Altersteilzeitverträge stattfinden. Durch den Umbau erwartet Schaeffler jährliche Einsparungen von 290 Millionen Euro bis 2029.

Volkswagen

Volkswagen (VW) hat die Jobgarantie gekündigt, wodurch ab Juli 2025 Kündigungen möglich sind. Der Konzern plant Werksschließungen und Kapazitätsanpassungen. Davon sind auch Komponentenstandorte und Fahrzeugwerke betroffen. Der Stellenabbau über die demografische Kurve sowie Altersteilzeit und Aufhebungsverträge wird nicht reichen, weil VW schnell handeln muss. Gehaltskürzungen betreffen auch das Management. Aktuell finden Warnstreiks der IG Metall statt. VW-Betriebsrat und Gewerkschaft hatten einen Gehaltsverzicht von Belegschaft und Vorstand vorgeschlagen, um bis zu 1,5 Milliarden Euro einzusparen. Im Gegenzug wurde eine Garantie für Beschäftigte und Standorte gefordert. Nach Tarifrunden ohne Ergebnis droht nun ein Arbeitskampf.

Stellenabbau Ford Köln

Ford plant in Deutschland den Abbau von 2.900 Stellen, hauptsächlich am Standort Köln. 4.000 Stellen sollen in Europa insgesamt gestrichen werden. Das Werk im Saarland stellt 2025 die Fahrzeugproduktion ein. Gründe für den Stellenabbau sind hohe Lohnnebenkosten, teure Energie und Verunsicherung über die Elektromobilität.  Mitarbeiter am Standort Köln wurden bereits in Kurzarbeit geschickt.

Bosch Stellenabbau

Bosch plant den Abbau von bis zu 5.550 Stellen weltweit, davon 3.800 in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Bosch in der Zulieferersparte bis Ende 2027 und in Teilen sogar bis Ende 2029 aus. Dies wurde bereits Mitte 2023 in einer Vereinbarung beschlossen. Der Abbau der Stellen soll so sozial wie möglich gestaltet werden. Besonders betroffen sind die Bereiche Cross-Domain Computing Solutions und die Lenkungssparte. In diesem Bereich sollen weltweit 3.500 Stellen entfallen, davon die Hälfte in Deutschland. Laut IG Metall sind die Standorte Leonberg, Abstatt, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim betroffen. Besonders betroffen ist Leonberg (Kreis Böblingen) wo rund die Hälfte der 3.700 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren sollen. 1.300 Stellen sollen im Jahr 2027 bis 2030 in der Lenkungssparte in Schwäbisch Gmünd wegfallen. In Hildesheim werden bis Ende 2026 600 und bis 2032 nochmal 150 Stellen abgebaut. Zu den weiteren Kostensparmaßnahmen gehören laut IG Metall die Zurückstufung von Arbeitsverträgen mit 40 oder 38 Stunden auf 35 Stunden die Woche. Der Entgeltverlust von 15 % betrifft rund 2.300 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten. Gründe sind der steigende Wettbewerb, Preisdruck und eine stagnierende globale Fahrzeugproduktion.

Thyssenkrupp Steel Stellenabbau

Thyssenkrupp, Deutschlands größte Stahlfirma, plant den Abbau von 11.000 Stellen in den kommenden sechs Jahren, wovon 5.000 abgebaut und 6.000 ausgelagert werden sollen. Somit würde die Anzahl der Arbeitsplätze von 27.000 auf 16.000 sinken. Auch ein Standort soll geschlossen werden. Gründe für den Stellenabbau bei Thyssenkrupp Steel sind Überkapazitäten auf dem europäischen Stahlmarkt, steigende Billigimporte aus Asien, schwache Konjunktur und geringe Nachfrage nach E-Autos.

Aussitzen oder gehen: Was sollte ich tun, wenn ich betroffen bin?

Wenn du von einem Stellenabbau betroffen bist, stehst du vor der Frage, wie du dich am besten verhalten solltest. Wir haben einige Tipps für dich:

  1. Sei vorbereitet und informiert

    Schließe frühzeitig eine Rechtsschutzversicherung ab. Dies kann dir im Ernstfall finanziell den Rücken freihalten. Bleibe zudem stets informiert. Sammle Informationen von Kollegen aus anderen Abteilungen und dem Betriebsrat. Diese Informationen können in einem späteren Rechtsstreit entscheidend sein.

  2. Achte auf deine Position

    Vermeide eine Versetzung an eine ungünstige Stelle: Achte darauf, nicht an eine Position versetzt zu werden, die entbehrlich oder bereits überrepräsentiert ist. Unternehmen schaffen manchmal spezielle Abteilungen zur vereinfachten Sozialauswahl. Solltest du versetzt werden, prüfe den neuen Arbeitsvertrag gründlich und besprich ihn mit einem Anwalt.

  3. Verbessere deine Leistung

    Konzentriere dich darauf, deine Leistung am Arbeitsplatz zu verbessern. Erfülle deine arbeitsvertraglichen Pflichten gewissenhaft und zeichne dich durch eine positive Leistungsbilanz aus. Dies erhöht nicht nur deine Chancen, deinen Arbeitsplatz zu behalten, sondern sichert dir auch im Falle einer Kündigung ein besseres Arbeitszeugnis.

  4. Prüfe deine Optionen

    Informiere dich frühzeitig über mögliche Handlungsoptionen. Arbeitgeber bieten oft Aufhebungsverträge oder Sozialplanabfindungen an. Du kannst diese annehmen, ablehnen oder nachverhandeln. Vielleicht ergibt sich auch die Chance für eine lang angestrebte Um- oder Weiterbildung, die vom Arbeitgeber gefördert werden könnte. Lass dich in jedem Fall von einem Anwalt beraten.

  5. Halte Ausschau nach neuen Möglichkeiten

    Bewirb dich frühzeitig auf andere Stellen. Sobald sich erste Anzeichen eines Stellenabbaus zeigen, solltest du dich anderweitig orientieren. Je früher du dich bewirbst, desto besser sind deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Mit geschickten Verhandlungen kannst du beim Stellenwechsel möglicherweise sogar eine zusätzliche Abfindung erhalten.

Sollte ich einen Aufhebungsvertrag annehmen?

Wenn dir im Rahmen des massiven Stellenabbaus in Deutschland ein Aufhebungsvertrag angeboten wird, solltest du nicht vorschnell handeln. Es ist wichtig, dass du die Situation sorgfältig abwägst und dich nicht unter Druck setzen lässt. Unterschreibe den Vertrag auf keinen Fall sofort.

Stattdessen ist es ratsam, zunächst einen Anwalt zu konsultieren. Ein erfahrener Arbeitsrechtsexperte kann den Aufhebungsvertrag prüfen und dir wertvolle Hinweise geben. Er kann einschätzen, ob die angebotenen Konditionen angemessen sind und wo es möglicherweise Spielraum für Verhandlungen gibt. Hier kannst du eine Beratung bei einem erfahrenen Anwalt vereinbaren.

Mit fachkundiger Unterstützung kannst du in vielen Fällen eine höhere Abfindung aushandeln. Der Anwalt kann dir helfen, deine Position zu stärken und die bestmöglichen Bedingungen für dich herauszuholen.

Was kann ich tun, wenn ich eine Kündigung erhalte?

Du hast eine Kündigung erhalten? Dann ist schnelles Handeln entscheidend. Halte dich am besten an folgende Schritte:

  • Prüfe die Kündigung: Viele Kündigungen sind aus rechtlichen Gründen unwirksam. Deshalb solltest du die Kündigung nicht einfach hinnehmen, sondern genau prüfen lassen.

  • Achte auf Fristen: Du hast nur drei Wochen Zeit, um eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht einzureichen. Diese Frist beginnt mit dem Zugang der Kündigung und ist unbedingt einzuhalten.

  • Suche rechtlichen Beistand: Hole dir umgehend einen Anwalt für Arbeitsrecht an deine Seite. Ein Experte kann die Möglichkeiten einer Kündigungsschutzklage am besten einschätzen und dich durch den Prozess begleiten.

Ziele der Kündigungsschutzklage

Mit einer Kündigungsschutzklage kannst du zwei mögliche Ergebnisse erzielen: 

  1. Die Kündigung wird für unwirksam erklärt, und du behältst deinen Arbeitsplatz.

  2. Du erzielst durch einen Vergleich eine Abfindung.

Eine Kündigungsschutzklage kann deine Chancen erheblich verbessern, entweder deinen Job zu behalten oder zumindest eine angemessene finanzielle Entschädigung zu erhalten. Zögere also nicht, deine Rechte wahrzunehmen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Welche Überlegungen sind im Zusammenhang mit dem massiven Stellenabbau in Deutschland wichtig?

Wenn du von einem möglichen Stellenabbau betroffen sein könntest, gibt es einige wichtige Überlegungen, die du anstellen solltest:

  1. Ist das Unternehmen, in dem ich arbeite, existenziell bedroht?

    Prüfe, ob die Existenz des Unternehmens ernsthaft bedroht sein könnte. Achte auf Anzeichen wie anhaltende finanzielle Schwierigkeiten oder drastische Umsatzeinbrüche.

  2. Gab es kürzlich Fusionen?

    Überdenke, ob es in jüngster Zeit zu einer Fusion oder Übernahme gekommen ist. Solche Ereignisse führen oft zu Überbesetzungen in bestimmten Abteilungen, was Stellenabbau nach sich ziehen kann.

  3. Gibt es strukturelle und finanzielle Herausforderungen?

    Beobachte, ob das Unternehmen mit strukturellen oder finanziellen Problemen kämpft. Wurden bereits Unternehmensbereiche geschlossen oder stehen Schließungen bevor? Dies könnte auf weitreichende Umstrukturierungen hindeuten.

  4. Wie sieht die Wettbewerbssituation aus?

    Analysiere die Wettbewerbssituation deines Unternehmens. Starker Konkurrenzdruck, besonders durch ausländische Mitbewerber, kann zu Kostensenkungsmaßnahmen und damit zu Stellenabbau führen.

Stellenabbau in Deutschland So hilft dir ein KLUGO Partner-Anwalt weiter

Du bist vom massiven Stellenabbau in Deutschland betroffen? Unsere Partner-Anwälte und Rechtsexperten können dir in vielerlei Hinsicht helfen. Sie helfen dir nicht nur, deine Rechte und Optionen zu klären, sondern prüfen auch dein Kündigungsschreiben und Aufhebungsverträge und unterstützen dich bei Verhandlungen mit deinem Arbeitgeber.

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Über unsere Autoren Nina Haussmann

Nina Haussmann ist seit 2016 freiberufliche Texterin, Ghostwriterin und Lektorin. Mit einem Bachelor-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften und einem Master-Abschluss in Deutscher Literatur hat sie nicht nur ein fundiertes Wissen über die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten. Hauptsächlich schreibt sie Texte im juristischen Bereich, vorwiegend zum Thema Erbrecht, und Ratgebercontent. So unterstützt sie auch die KLUGO-Redaktion seit Anfang 2020 regelmäßig mit Blog- und Contentbeiträgen.

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