frau liest einen brief während sie am schreibtisch sitzt

Welche sind negativ für dich? Formulierungen & Codes im Arbeitszeugnis

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Was genau im Arbeitszeugnis stehen muss, ist davon abhängig, ob ein einfaches oder ein qualifiziertes Zeugnis gefordert wurde. In jedem Fall ist es deinem Arbeitgeber nicht erlaubt, seine persönliche Meinung im Arbeitszeugnis unterzubringen.

von M. Lind
30.04.2019
10 Min Lesezeit

Formulierungen & Codes im Arbeitszeugnis Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Arbeitszeugnis muss ehrlich, wohlwollend und verständlich formuliert sein.

  • Formulierungen im Arbeitszeugnis folgen oft einem speziellen "Arbeitszeugnis-Code", den du kennen solltest.

  • Das Zeugnis enthält keine Schulnoten, sondern bewertet Leistungen und Verhalten mit Umschreibungen, z.B. "stets zur vollen Zufriedenheit" für Note 2.

  • Unzulässige Angaben im Arbeitszeugnis sind u.a. Mitgliedschaften, politische Zugehörigkeit oder Gesundheitszustand.

  • Bei fehlerhaften oder unzulässigen Angaben solltest du deinen Arbeitgeber zur Korrektur auffordern.

Zeugnissprache: Was darf und muss enthalten sein?

Hast du dich auch schon einmal gefragt, was in einem guten Arbeitszeugnis stehen sollte oder sogar muss und worauf du achten solltest? Zunächst ist festzuhalten, dass ein Arbeitszeugnis ein Nachweis über deine Beschäftigung im Unternehmen ist. Vor allem ist es aber eine Beurteilung deiner erbrachten Leistungen und deines Sozialverhaltens. Weitere allgemeine Informationen zu einem Arbeitszeugnis findest du in unserem Beitrag zum Arbeitszeugnis allgemein.

Dein Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet, dein Arbeitszeugnis wahrheitsgemäß und wohlwollend anzufertigen. Hierbei spricht man von der Wahrheitspflicht und Wohlwollenspflicht. Ferner ist dein Arbeitgeber verpflichtet, dir ein individuelles und verständliches Arbeitszeugnis auszuhändigen.

Zusammenfassung:

Das qualifizierte Arbeitszeugnis enthält Angaben zu deiner Beschäftigung und deiner Leistung. Dein Arbeitgeber muss das Zeugnis verständlich und wohlwollend formulieren.

Im Laufe der Zeit hat sich jedoch ein Arbeitszeugnis-Code entwickelt. Obwohl sich das Zeugnis für den Laien gut liest, können sich einige Hinweise darin verbergen, die etwas ganz anderes besagen, als es im ersten Moment den Anschein hat.

In unserem Beitrag Arbeitszeugnis prüfen erhältst du wichtige Informationen, wie du vorgehen kannst, um ein Arbeitszeugnis zu prüfen.

Auf welche Zeugnisformulierungen musst du achten?

Die meisten Zeugnisse, die von Arbeitgebern erstellt werden, sind qualifizierte Arbeitszeugnisse, also solche, die eine Bewertung deiner erbrachten Leistungen und deines sozialen Verhaltens enthalten. Deine Leistungen werden allerdings nicht in Form von Schulnoten (1–6) bewertet, sondern in einer eigenen Zeugnissprache, dem Zeugnis-Code, formuliert. Nur stellt sich beim Lesen der Arbeitszeugnisse oft die Frage: Was bedeuten diese Formulierungen? Was bedeutet „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ oder „einwandfrei“?

Versteckte Formulierungen im Arbeitszeugnis können negative Folgen für die weitere Arbeitsplatzsuche haben. Sie sollten deshalb genau auf die Zeugnissprache achten und Ihren Arbeitgeber auf mögliche Mängel hinweisen.

Jan Reilbach Rechtsanwalt
Jan Reilbach

Das Ausbildungszeugnis muss gem. § 16 Abs. 2 Berufsbildungsgesetz zusätzliche Angaben enthalten. Zunächst sind Angaben über Art, Dauer und Ziel der Berufsausbildung erforderlich. Das Ausbildungsziel ist mit der durch die Ausbildungsordnung festgelegten Bezeichnung zu benennen. Tätigkeiten außerhalb der Ausbildungsstätte sind zu erwähnen. Weiter sind Angaben zu den erworbenen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten zwingend.

Des Weiteren ist das Ausbildungszeugnis auf Wunsch des Auszubildenden als qualifiziertes Arbeitszeugnis auszustellen. Auch für dieses gilt, dass die Formulierungen wahrheitsgemäß und wohlwollend ausfallen müssen – hier sind die Grundsätze für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis entsprechend anwendbar.

KLUGO Tipp:

Falls du eine schlechte Bewertung oder unzulässige Angaben in deinem Arbeitszeugnis findest, sprich deinen Arbeitgeber höflich darauf an. Bei Fehlern ist er zur Korrektur verpflichtet.

Du solltest wissen, was der Code im Arbeitszeugnis bedeutet und auf welche Formulierungen zu achten ist. Laut Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts hat jeder Arbeitnehmer einen Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis mit mindestens der Note befriedigend (3), was in der Zeugnissprache einem „zu unserer vollen Zufriedenheit“ entspräche. Du hast natürlich die Möglichkeit und das Recht zu begründen, warum du eine gute oder sehr gute Bewertung in deinem Arbeitszeugnis verdient hättest.

Nachstehende Übersicht zeigt dir die wichtigsten Formulierungen in einem Arbeitszeugnis und deren Bedeutungen.

Gewerbeordnung § 109

(1) Der Arbeitnehmer hat bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis. Das Zeugnis muss mindestens Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit (einfaches Zeugnis) enthalten. Der Arbeitnehmer kann verlangen, dass sich die Angaben darüber hinaus auf Leistung und Verhalten im Arbeitsverhältnis (qualifiziertes Zeugnis) erstrecken.

(2) Das Zeugnis muss klar und verständlich formuliert sein. Es darf keine Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben, eine andere als aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen.

(3) Die Erteilung des Zeugnisses in elektronischer Form ist ausgeschlossen.

Noten im Arbeitszeugnis

Arbeitszeugnisse verwenden keine Schulnoten. Dennoch lassen sich Formulierungen im Arbeitszeugnis den klassischen Noten aus der Schule zuordnen:

Formulierung

Note

"... stets zur vollsten Zufriedenheit" / "... jederzeit zur vollsten Zufriedenheit" / "... in jeder Hinsicht zur vollsten Zufriedenheit "

1

"... stets zur vollen Zufriedenheit" / "... voll und ganz zufriedenstellend" / "

2

"… zur vollen Zufriedenheit" / "… stets zu unserer Zufriedenheit"

3

"... zur Zufriedenheit" / "... zufrieden"

4

"... im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit" / "... insgesamt zu unserer Zufriedenheit"

5

"... hat sich bemüht" / "... mit großem Fleiß und Interesse"

6

Was darf nicht im Arbeitszeugnis stehen?

Der Arbeitgeber darf dich im Arbeitszeugnis nicht absichtlich schlechter bewerten – beispielsweise aufgrund der Tatsache, dass es in der Vergangenheit eventuelle Unstimmigkeiten gab oder die Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht den Vorstellungen des Arbeitgebers entspricht. Egal, wie und aus welchem Grund du das Unternehmen verlässt, du hast stets einen Anspruch auf ein wahrheitsgemäßes Zeugnis.

Verboten sind zudem auch versteckte Hinweise, eine krakelige Unterschrift und die unnötige Erwähnung von Banalitäten: Hier sind viele unwichtige Details stellvertretend für eine schlechte Bewertung. Das gilt insbesondere für die überflüssige Aufzählung von Selbstverständlichkeiten.

Die Rechtsprechung sieht hier bewusst Arbeitnehmer als schutzwürdig an, da das Arbeitszeugnis eines der wichtigsten Dokumente ist, mit denen ein potenzieller neuer Arbeitgeber einen Eindruck über dein Sozialverhalten und deine Leistung bekommt. Es kann den Wechsel in einen neuen Job erleichtern – aber auch verhindern. Daher darf in einem Arbeitszeugnis grundsätzlich nicht stehen, ob du Mitglied im Betriebsrat oder in einer Gewerkschaft warst. Auch deine politische Zugehörigkeit und Angaben zum Gesundheitszustand sind grundsätzlich unzulässig in einem Arbeitszeugnis.

Alle No-Gos im Überblick:

  • Nicht der Wahrheit entsprechende oder nicht wohlwollende Aussagen aller Art

  • Mitgliedschaft in der Gewerkschaft oder im Betriebsrat

  • Drohende(r) Mutterschutz oder Elternzeit als Trennungsgrund

  • Zu persönliche bzw. intime Angaben etwa zu Religion, Politik, Gesundheit

Obwohl negative Formulierungen im Arbeitszeugnis grundsätzlich nicht zulässig sind, kann sich eine Ausnahme ergeben, wenn ein besonders schwerwiegendes Fehlverhalten des Arbeitnehmers tatsächlich nachgewiesen ist. Sollte der Arbeitnehmer zum Beispiel eine Straftat begehen oder während eines Strafverfahrens als Beschuldigter gelten, das unmittelbar mit dem Arbeitsverhältnis in Verbindung steht, dann ist der Arbeitgeber sogar verpflichtet, einen entsprechenden Passus in das Arbeitszeugnis aufzunehmen.

Wichtig zu wissen:

Die Straftat muss durch eine gerichtliche Entscheidung, durch ein Geständnis oder durch eindeutige Fakten auch tatsächlich nachgewiesen sein – ein laufendes Ermittlungsverfahren findet demnach ebenso wenig eine Erwähnung im Arbeitszeugnis wie der bloße Verdacht.

Ebenfalls als No-Go wird grundsätzlich das Verdrehen der hierarchischen Reihenfolge bei Aufzählungen und Aufgabenbeschreibungen eingestuft – dies wird im Allgemeinen als negative Bewertung ausgelegt. Dein Arbeitgeber muss sich daher bei der Erstellung des Arbeitszeugnisses an die richtige Reihenfolge halten: Wichtiges wird vor Unwichtigem genannt. Auch Passivformulierungen sind eine Möglichkeit, um indirekt eine negative Bewertung im Arbeitszeugnis unterzubringen: Sie können bei häufigem Gebrauch mit einer Abwertung gleichzusetzen sein.

Formulierungen und Codes im Arbeitszeugnis

Um Formulierungen im Arbeitszeugnis richtig einordnen zu können, soll dir die folgende Aufzählung Auskunft über die gebräuchlichsten Textbausteine geben. Diese findest du so oder in ähnlicher Form in vielen Arbeitszeugnissen.

  • "Er hat seine Arbeit immer ordnungsgemäß erledigt."

    • Diese Formulierung ist nur scheinbar positiv, denn die Tatsache, dass jemand seine Arbeit ordnungsgemäß erledigt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Übersetzt heißt die Formulierung nichts weiter, als dass der Mitarbeiter eine Schlaftablette ist, die keinerlei Eigeninitiative zeigt – mehr als das, was man ihm gesagt hat, hat er nie gemacht.

  • "Wir lernten ihn als einen sehr einsatzwilligen und beweglichen Mitarbeiter kennen, der stets bemüht war, die ihm übertragenen Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit in seinem Interesse und auch im Interesse der Firma zu lösen."

    • Arbeitsbezogene Aufgaben werden nicht im eigenen Interesse erledigt, sondern im Interesse des Arbeitgebers: Wer die Formulierung hinterfragt, kommt hierbei schnell auf die richtige Lösung – der Mitarbeiter hat das Unternehmen beklaut, denn wie sonst sollte er die Aufgaben in der beschriebenen Art und Weise lösen? Dabei hat er sich sehr erfinderisch gezeigt – und gemäß der Formulierung "beweglich".

  • "Wir haben uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt."

    • Klingt harmonisch, ist es aber nicht. Übersetzt heißt die Formulierung "Hätte er jetzt nicht von selbst gekündigt, dann hätten wir ihn von uns aus hinausgeschmissen."

  • "Sein Verhalten zu den Kollegen und Kunden war einwandfrei."

    • Die Tatsache, dass Vorgesetzte hier unerwähnt bleiben, deutet auf schlechtes Verhältnis hin: offensichtlich gab es hier große Probleme.

  • "Er war sehr gesellig und trug damit zur Verbesserung des Betriebsklimas bei."

    • Gesellig ist ein Symbol dafür, dass der Arbeitnehmer dem Alkohol nicht abgeneigt war und besonders auf Betriebsfeiern und Geburtstagen Vollgas gegeben hat.

  • "Er verstand es, seine Aufgaben erfolgreich zu delegieren."

    • Auch hier bleibt nach der Übersetzung leider kein positiver Eindruck, denn die Formulierung bedeutet, dass der Arbeitnehmer ein Faulpelz war, der die anderen für sich arbeiten ließ.

  • "Seine Pünktlichkeit war vorbildlich."

    • Er war pünktlich, aber sonst bedauerlicherweise auch nichts. Mehr gibt es über den Arbeitnehmer im positiven Sinn nicht zu berichten.

  • "Wir bestätigen gerne, dass er mit Fleiß, Ehrlichkeit und Pünktlichkeit an seine Aufgaben herangegangen ist."

    • Ehrlich, fleißig und pünktlich ist überzeugend, aber was ist mit dem notwendigen Fachwissen? Die Tatsache, dass das Arbeitszeugnis darüber nichts aussagt, spricht für sich.

  • "Er war mit Interesse bei der Sache."

    • Dies ist eine wirklich vernichtende Aussage, denn sie bedeutet, dass der Arbeitnehmer zwar immer Leistung bringen wollte, es aber nie wirklich geschafft hat.

  • "Wir wünschen Ihnen für die Zukunft viel Erfolg."

    • Auch die scheinbar positive Schlussformel hat es in sich, denn sie möchte zum Ausdruck bringen, dass der Arbeitnehmer zwar dort keinen Erfolg hatte, es aber vielleicht woanders dann doch irgendwann klappt.

Wenn du ein Arbeitszeugnis erhältst, solltest du dieses möglichst gründlich prüfen – und zwar bis zur letzten Zeile, denn: Auch die Abschlussformel kann einen Stolperstein enthalten. Sie ist grundsätzlich freiwillig; fehlt sie, wird das aber in der beruflichen Praxis negativ ausgelegt und signalisiert einem potenziellen zukünftigen Arbeitgeber, dass das Verhältnis zum Arbeitnehmer nicht frei von Problemen gewesen ist.

Gehe bei der Prüfung deines Arbeitszeugnisses folgendermaßen vor:

  • Überprüfe dein Zeugnis auf Korrektheit.

  • Bitte deinen Arbeitgeber bei Fehlern um eine Korrektur.

  • Weigert sich dieser, nutze unsere Erstberatung.

Bei rechtlichen Fragen zum Thema Arbeitszeugnis helfen wir dir gerne im Rahmen einer Erstberatung weiter. Unsere kompetenten Anwälte für Arbeitsrecht stehen dir dabei mit juristischem Rat zur Seite und unterstützen dich bei allen Anliegen.

Über unsere Autoren Melanie Lind

Melanie Lind arbeitet bereits seit 2017 als selbstständige Texterin und seit 2019 für die KLUGO Redaktion. Zuvor absolvierte sie eine Ausbildung im Marketing-Bereich. Vor ihrer Selbstständigkeit war sie bereits als Texterin tätig und hat sich kontinuierlich im Bereich Content-Management und SEO weitergebildet.

Ihr großes Interesse am deutschen Rechtssystem und Recht auch für Laien verständlich zu machen, brachte sie zu KLUGO.

melanie lind