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Scheidung online

Eine Scheidung ist generell mit Aufwand verbunden – zu den emotionalen Belastungen kommen lästige Pflichten hinzu. Anwälte bieten Scheidungen online an und werben mit geringem Aufwand und geringen Kosten.

Scheidung online – ist das möglich?

Wer sich im Internet über die Auflösung seiner Ehe informieren möchte, stößt relativ schnell auf Angebote für Scheidungen, die größtenteils online abgewickelt werden können. Von Anfang an müssen hier aber einige Einschränkungen klargemacht werden, so verlockend und zeiteffektiv die Scheidung ohne lästige Termine, online von zu Hause aus auch klingen mag.

Auch wenn eine Scheidung sehr emotional ist, sollten Sie versuchen Ihre Gedanken zu sortieren und auch die Vor- und Nachteile durchspielen, die damit einhergehen. Dies gilt ganz besonders dann, wenn es vielleicht doch noch Hoffnung für einen gemeinsamen Lebensweg gibt und die Ehe aus der Sicht der Ehepartner nicht als endgültig gescheitert betrachtet wird.

Kosten der Online-Scheidung

Was bei anderen Gerichtsverfahren gilt, gilt beim Scheidungsverfahren erst recht: Regelmäßig sind hier alle Beteiligten daran interessiert, die Kosten bis zum endgültigen Scheidungsbeschluss so niedrig wie möglich zu halten. Dies ist auch ein immer wieder gerne vorgebrachtes Argument zugunsten der Online-Scheidung. Allerdings hängen auch die Kosten für eine Online-Scheidung von vielen Faktoren ab, die durch die individuelle Ausgangssituation gegeben sind.

Grundsätzlich gilt: Je weniger strittige Punkte, desto günstiger die Scheidung – denn eine einvernehmliche Scheidung reduziert die Verfahrensdauer deutlich und sorgt so für weniger Kosten. Das gilt aber nicht nur bei der Online-Scheidung, sondern ist in jedem Scheidungsverfahren ein wesentliches Kriterium für die Höhe der zu erwartenden Kosten.

Pauschale Kosten lassen sich jedoch auch bei einer Online-Scheidung nicht angeben: Diese hängen von dem Streitwert für die Scheidung ab, aber auch davon, ob zum Beispiel Unterhaltsfragen bezüglich der gemeinsamen Kinder zu regeln sind.

Ablauf der Online-Scheidung

Durch die Digitalisierung ist es möglich geworden, auch im rechtlichen Bereich Vorgänge zu vereinfachen und Kommunikationswege zu verkürzen. Dennoch sollten Sie die Möglichkeiten der sogenannten Online-Scheidung realistisch einschätzen: Der Gesetzgeber verzichtet hier ganz bewusst darauf, dass das gesamte Scheidungsverfahren über Online-Vorgänge abgewickelt werden kann. Ebenfalls gelten die allgemeinen Voraussetzungen für das Scheidungsverfahren auch bei der Online-Scheidung: Eine Erleichterung ergibt sich hier allenfalls aus der Option, den Scheidungsantrag und die entsprechenden Formulare online an den Anwalt für Familienrecht zu senden.

Scheidung online – Infografik
Scheidung online – Infografik

Bei der Online-Scheidung ist daher der folgende Ablauf regelmäßig einschlägig:

  • Übersendung des Scheidungsantrags an den Rechtsanwalt
  • Scheidungsantrag wird beim zuständigen Gericht eingereicht
  • Eingangsbestätigung des Scheidungsantrags durch das Gericht
  • Scheidungstermin vor Gericht inklusive Scheidungsbeschluss

Online-Scheidungsantrag ausgefüllt – wie geht es danach weiter?

Sobald Sie den Scheidungsantrag online ausgefüllt und per Mail an den Anwalt geschickt haben, befinden Sie sich bereits mitten im Scheidungsverfahren. Nun stehen alle weiteren Schritte an, die auch im konventionellen Scheidungsverfahren angezeigt sind. Das bedeutet für Sie: Nachdem der Scheidungsantrag beim Anwalt eingegangen ist, werden Sie zeitnah Post aus der Anwaltskanzlei bekommen: Darin befindet sich der Scheidungsantrag, die Vollmacht für den Anwalt und gegebenenfalls auch der Antrag auf Verfahrenskostenhilfe.

Online-Scheidung: Erscheinen vor Gericht und Anwaltszwang

Die Voraussetzungen für eine Scheidung sind vom Recht her vorgeschrieben: Unter anderem muss das entsprechende Dokument zur Auflösung der Ehe von einem Rechtsanwalt beim Familiengericht eingereicht werden. Aufgrund des beim zuständigen Institut herrschenden Anwaltszwangs und der Schriftform lässt sich dies also schon einmal nicht ausschließlich über das Netz erledigen.

§ 114 FamFG Vertretung durch Rechtsanwalt


(1) Vor dem Familiengericht und dem Oberlandesgericht müssen sich die Ehegatten in Ehesachen und Folgesachen und die Beteiligten in selbstständigen Familienstreitsachen durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen.

Zum gerichtlich festgelegten Scheidungstermin müssen Sie, wie auch die Gegenpartei, ebenfalls persönlich erscheinen. In letzter Zeit gab es in begründeten Ausnahmefällen zwar Zuschaltungen per Videokonferenz – noch ist allerdings nicht davon auszugehen, dass ein solches Vorgehen standardmäßig Einzug erhält.

Beratungsgespräch zur Scheidung per Telefon oder Skype

Die juristische Fachberatung findet heute nicht immer zwangsweise im persönlichen 4-Augen-Gespräch in der Kanzlei statt. Neben dem Telefon stehen auch andere mögliche Kommunikationsmittel wie:

  • Skype
  • Mails
  • Chats

zur Verfügung. Gerade die Alternativen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, haben hier zu einem Umdenken geführt. Sie ermöglichen eine effizientere Kommunikation und haben sich durch ihre Flexibilität bewährt. Weiterer Vorteil: Der übliche Papierkram, der normalerweise gerade auch durch die Kommunikation entsteht, fällt bei digitalen Kommunikationsmitteln weg.

Durch den geringeren Gesamtaufwand lassen sich hierdurch oftmals Gebühren und Kosten einsparen. Inwieweit Sie jedoch die persönliche Beratung vor Ort immer noch bevorzugen, bleibt Ihnen überlassen.

Auch online ist es für Sie unumgänglich, einen Anwalt bei einer Scheidung hinzuzuziehen. Sie müssen zum Scheidungstermin vor Gericht persönlich anwesend sein.

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Vorteile und Nachteile einer Online-Scheidung

Der Ausblick auf eine Online-Scheidung ist für viele getrennte Ehepartner oft eine "reizvolle" Alternative. Lassen Sie sich hier jedoch nicht blenden – auch diese hat in der praktischen Anwendung nicht nur Vorteile. Folgend erhalten Sie einen Überblick über die Vor- und Nachteile, sollten Sie sich dennoch für eine Scheidung online entscheiden:

Vorteile einer Online-Scheidung

Obwohl sich das komplette Scheidungsverfahren nicht rein digital und online abwickeln lässt, kann die Online-Scheidung mit vielen Vorteilen aufwarten. Das gilt gerade für die Ehepartner, die sich vollkommen einig sind, bezüglich des Scheidungsverfahrens und hierzu keine Meinungsverschiedenheiten aufweisen. Hier kann die Online-Scheidung dafür sorgen, dass das gesamte Verfahren zügig und unkompliziert abgewickelt wird.

Hauptmotivation für eine Online-Scheidung ist oft der Wunsch, Kosten zu sparen: Dies ergibt sich schon alleine durch die effizienteren Kommunikationswege per Mail, Chat oder Videokonferenz. Relevant ist dies insbesondere dann, wenn einer der beiden Ehepartner seinen Wohnsitz nicht in unmittelbarer Nähe hat. Die Online-Scheidung ist auch dann eine gute Lösung, wenn zum Beispiel einer der beiden Ehepartner eine ausländische Nationalität besitzt und nach der Trennung wieder in sein Heimatland zurückgekehrt ist: Die digitalen Möglichkeiten stellen dann eine deutliche Erleichterung im gesamten Scheidungsverfahren dar.

Ob Sie bei einer Scheidung den Anwalt in seiner Kanzlei aufsuchen oder ob Sie die Scheidung online abwickeln wollen, bleibt Ihnen überlassen. Ein wesentlicher Vorteil der Internetscheidung besteht in der hohen Zeitersparnis."
Kai Wiegand
Fachanwalt für Familienrecht

Weitere Vorteile einer Online-Scheidung sind:

  • Viele Schritte sind über das Internet nachvollziehbar.
  • Das Internet ist eine nützliche Quelle zur ersten Informationsrecherche.
  • Scheidungsantrag und Korrespondenzen sind via Netz möglich.
  • Eine Online-Scheidung ist vor allem bei einvernehmlichen Trennungen empfehlenswert.
  • Die Kommunikation ist 24 Stunden täglich und an allen Tagen der Woche möglich.

Nachteile einer Online-Scheidung

So überzeugend die Vorteile einer Online-Scheidung auch sein mögen: Sie ist nicht immer die optimale Lösung. Je nach Fallkonstellation ist eine Online-Scheidung eher nicht angezeigt – so zum Beispiel immer dann, wenn bei einer streitigen Scheidung persönliche Gespräche zwischen Anwalt und Mandant notwendig und wichtig sind. Auch wenn Sie Wert darauf legen, im vier-Augen-Gespräch bestimmte Probleme zu besprechen, ist eine Online-Scheidung nicht zu empfehlen.

Oft fällt es Mandanten auch schwer, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, wenn es sich um einen reinen Online-Scheidungsservice handelt. Obwohl eine durchgängige Erreichbarkeit hier regelmäßig als absoluter Vorteil zu bewerten ist, fehlt es dann doch am persönlichen Bild, das im Rahmen von Gesprächen bzw. Terminen entsteht. Damit ist die Online-Scheidung zwar grundsätzlich immer der einfachere Weg – dies aber nur solange, wie die Rahmenbedingungen dafür tatsächlich gegeben sind und auch die Vorstellungen der Verfahrensbeteiligten die Kommunikation über digitale Wege möglich macht.

Weitere Nachteile einer Online-Scheidung sind:

  • Es lassen sich in keinem Fall alle Teilprozesse der Scheidung online abwickeln.
  • Die Anwesenheitspflicht vor Gericht bleibt bestehen.
  • Komplexe Fragen sind zuweilen einfacher im persönlichen Gespräch zu klären.
  • Ist der Anwalt schwer erreichbar, ist die Online-Scheidung nur mit Mühe überhaupt durchzuführen.
klugo tipp

Entscheiden Sie danach, ob Ihnen die Erledigung über das Internet liegt und wie kompliziert Ihr Fall ist. Online-Scheidungen sind dann passend, wenn Ehegatten sich in allen Punkten einig sind und die Scheidung einfach und unkompliziert durchführen wollen.

Bei rechtlichen Fragen zum Thema Familienrecht und Scheidung helfen wir Ihnen gerne im Rahmen einer telefonischen Erstberatung weiter. Unsere kompetenten Fachanwälte stehen Ihnen dabei mit juristischem Rat zur Seite und unterstützen Sie bei allen Anliegen.

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Beitrag juristisch geprüft von der KLUGO-Redaktion

Der Beitrag wurde mit großer Sorgfalt von der KLUGO-Redaktion erstellt und juristisch geprüft. Dazu ergänzen wir unseren Ratgeber mit wertvollen Tipps direkt vom Experten: Unsere spezialisierten Partner-Anwälte zeigen auf, worauf es beim jeweiligen Thema ankommt.