Gründe, Formulierungen und Muster Deinen Arbeitgeber abmahnen?

Was viele nicht wissen, als Arbeitnehmer kannst du auch deinen Arbeitgeber abmahnen. Das passiert meist, wenn der Lohn nicht oder verspätet gezahlt wird, aber auch bei anderen Vertragsverstößen wie Mobbing oder sexueller Belästigung. Falls du rechtliche Unterstützung brauchst, um deine Rechte durchzusetzen oder eine Einschätzung deiner Erfolgsaussichten, dann kannst du einen Rechtsexperten in der Erstberatung fragen.

Dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter abmahnen dürfen, ist längst kein Geheimnis mehr. Aber auch als Arbeitnehmer hast du das Recht, deinen Chef abzumahnen – sofern er gegen seine vertraglich vereinbarten Pflichten verstößt.

von M. Lind
21.10.2024
3 Min Lesezeit

Arbeitgeber abmahnen Das Wichtigste in Kürze

  • Du darfst deinen Arbeitgeber bei Vertragsverstößen abmahnen.

  • Es gelten die üblichen Formalitäten für die Arbeitgeberabmahnung.

  • Gründe für eine Abmahnung können sein: Lohn mehrfach nicht gezahlt, Mobbing, sexuelle Belästigung.

  • Korrekte Umsetzung notwendig, damit die Abmahnung rechtswirksam ist.

Darfst du als Arbeitnehmer deinen Chef abmahnen?

Eine Abmahnung dient immer als Hinweis auf eine Vertragsverletzung. Da im Arbeitsvertrag nicht nur die Pflichten des Arbeitnehmers festgehalten werden, sondern auch die Pflichten des Arbeitgebers, hast du auch als Arbeitnehmer das Recht, deinen Chef abzumahnen. Dennoch nutzen diese Möglichkeit im Arbeitsalltag nur wenige Arbeitnehmer – auch dann, wenn der Vorgesetzte nachweislich seine Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis verletzt. Wir möchten daher in diesem Beitrag genauer darauf eingehen, wie man den eigenen Arbeitgeber abmahnen kann und welche Gründe dafür infrage kommen.

Zusammenfassung:

Eine Abmahnung dient als Hinweis auf eine Vertragsverletzung. Der Arbeitsvertrag kann sowohl von Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern verletzt werden – und daher ist es durchaus möglich, den Arbeitgeber abzumahnen.

Welche Gründe kommen für eine Abmahnung deines Arbeitgebers infrage?

Wenn du deinen Arbeitgeber abmahnen möchtest, kannst du dies natürlich nicht gänzlich ohne Anlass tun. Auch hier müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit eine solche Abmahnung möglich ist.

Mögliche Gründe für eine Abmahnung des Arbeitgebers sind:

  • Wiederholt wird Gehalt/ Lohn des Arbeitnehmers nicht gezahlt.

  • Der Verdienst wird nicht zum vereinbarten Zeitpunkt gezahlt.

  • Dein Arbeitgeber kürzt den Lohn ohne Grund.

  • Vereinbarte Zuschläge, Spesen, Sonderzahlungen etc. werden nicht gezahlt.

  • Sexuelle Belästigung durch den Vorgesetzten.

  • Sexuelle Belästigung durch Kollegen, bei denen der Chef nicht eingreift.

  • Es müssen Überstunden geleistet werden, die nicht vertraglich vereinbart sind.

  • Mobbing durch den Vorgesetzten.

Abmahnung schreiben Wie muss eine Abmahnung des Chefs aufgebaut sein?

Der Gesetzgeber schreibt für eine Abmahnung keine bestimmte Form vor – auch dann nicht, wenn man als Arbeitnehmer den Chef abmahnen möchte. Eine Abmahnung deines Arbeitgebers ist daher sowohl mündlich als auch schriftlich möglich. Es empfiehlt sich aus Gründen der Nachweisbarkeit dennoch immer die schriftliche Variante – auch weil es dabei sehr viel einfacher ist, sich an die formalen Anforderungen einer Abmahnung zu halten.

Wer seinen Arbeitgeber abmahnen möchte, muss darauf achten, dass die Abmahnung auch klar als solche erkennbar ist. Eine schriftliche Abmahnung sollte daher immer „Abmahnung“ als Überschrift enthalten, während bei einer mündlichen Abmahnung klar kommuniziert werden muss, dass es sich um eine solche handelt.

Wir bieten dir ein Muster an, um deinen Chef abzumahnen:

Weitere Informationen, die zwingend in einer Abmahnung enthalten sein müssen, sind:

  • Wann dein Arbeitgeber gegen den Arbeitsvertrag verstoßen hat (Datum, Uhrzeit).

  • Was genau die Vertragsverletzung ist (z. B. ausstehende Gehaltszahlungen).

  • Wo er dies getan oder unterlassen hat (z. B. Ort des Geschehens).

Abschließend musst du auch als Arbeitnehmer darauf hinweisen, dass es sich bei dem Vergehen um eine Verletzung des Arbeitsvertrags handelt und du eine Kündigung in Betracht ziehst, wenn dein Arbeitgeber sein Verhalten nicht ändert.

Aber Vorsicht: Werden die formalen Anforderungen an eine Abmahnung nicht eingehalten, ist die Abmahnung unwirksam. Achte daher beim Schreiben auf eine sehr detaillierte Beschreibung des Vertragsverstoßes!

Muss mein Arbeitgeber die Abmahnung annehmen?

Wer eine Abmahnung erhält, hat das Recht, diese nicht anzunehmen. Das gilt natürlich auch für Arbeitgeber. Und: Wie du, hat auch der Arbeitgeber das Recht, eine Gegendarstellung zu verfassen, um seine Sicht der Dinge mitteilen zu können. Behält dein Arbeitgeber sein Fehlverhalten bei und ändert das abgemahnte Verhalten nicht, kannst du dich als Arbeitnehmer im Fall einer Gegendarstellung bei einer Kündigung nur begrenzt auf die Abmahnung berufen. Daher kommt es auch in Fällen von Arbeitgeberabmahnungen immer wieder zu Klageverfahren vor dem Arbeitsgericht.

Bevor du diesen beschwerlichen Weg beschreitet, solltest du jedoch eine mündliche Klärung des Sachverhalts in Betracht ziehen. Wenn du deinen Vorgesetzten abmahnst, ist dies nur allzu oft ein Hinweis auf ein gestörtes Betriebsklima – und genau hier kann ein sachliches Gespräch helfen, den Konflikt zu lösen. Falls ein Betriebsrat vorhanden ist, kann dieser zu einem solchen Klärungsgespräch hinzugezogen werden. Bei verhärteten Fronten kann auch die Unterstützung eines Fachanwalts für Arbeitsrecht sinnvoll sein, der auch die rechtlichen Belange beider Parteien beleuchtet.

Wenn du wegen der ganzen Situation unsicher bist, kannst du dir erste Hinweise zum Vorgehen für deinen speziellen Fall in unserer Erstberatung holen.

Abmahnung des Arbeitgebers Wie kann dich ein Anwalt unterstüzten?

Während Vorgesetzte und Chefs sich mit den üblichen Formulierungen auskennen, fehlt Arbeitnehmern meist das entsprechende Wissen – und dies kann bei der wirksamen Abmahnung deines Arbeitgebers zu einem echten Problem werden.

Daher solltest du folgendermaßen vorgehen:

  1. Kontaktiere einen Anwalt, der dir dabei helfen kann, den Arbeitgeber abzumahnen.

  2. Der Anwalt prüft zuerst, ob eine Abmahnung hier überhaupt infrage kommt – denn nicht jeder mögliche Grund rechtfertigt automatisch auch eine Abmahnung deines Chefs.

  3. Eine rechtssichere Formulierung kann mit dem Rechtsexperten aufgesetzt werden, um so eine wirksame Abmahnung an den Arbeitgeber übergeben zu können.

  4. Bei eventuellen Klageverfahren kann dich der Anwalt auch unterstützen. Denn meist stehen dann bereits zahlreiche Konflikte mit deinem Arbeitgeber im Raum stehen.

Kontaktiere unsere Partner-Anwälte und Rechtsexperten und erhalte erste Handlungsempfehlungen.

Über unsere AutorenMelanie Lind

Melanie Lind arbeitet bereits seit 2017 als selbstständige Texterin und seit 2019 für die KLUGO Redaktion. Zuvor absolvierte sie eine Ausbildung im Marketing-Bereich. Vor ihrer Selbstständigkeit war sie bereits als Texterin tätig und hat sich kontinuierlich im Bereich Content-Management und SEO weitergebildet.

Ihr großes Interesse am deutschen Rechtssystem und Recht auch für Laien verständlich zu machen, brachte sie zu KLUGO.

melanie lind