
Das musst du wissen Minusstunden: Was gilt arbeitsrechtlich?
Auf dieser Seite
Ob selbstverschuldet oder nicht – das ist hier die Frage. Wenn Minusstunden anfallen, ist die Ursache entscheidend dafür, welche Folgen sie für den Mitarbeitenden haben. Erfahre hier mehr über den Unterschied von unverschuldeten und verschuldeten Arbeitsstunden.
Minusstunden Das Wichtigste in Kürze
Minusstunden sind nicht geleistete Arbeitsstunden, die vertraglich vereinbart waren.
Sind die Minusstunden durch den Arbeitnehmer verschuldet, muss dieser für sie einstehen: Minusstunden müssen abgeleistet werden oder werden vom Gehalt abgezogen.
Sind die Minusstunden vom Arbeitgeber verschuldet, dürfen sie dem Mitarbeitenden nicht angerechnet oder vom Gehalt abgezogen werden.
Was sind Minusstunden?
Minusstunden sind alle Arbeitsstunden, die im Arbeitsvertrag vereinbart sind, aber nicht abgeleistet wurden. Der Arbeitnehmer befindet sich im Minus, weil er aus eigenem Verschulden nicht arbeiten konnte.
In den folgenden Fällen sind die Minusstunden in der Regel selbst verursacht:
verspäteter Arbeitsbeginn
Überziehen der Mittagspause oder mehrere lange Pausen
vorgezogener Feierabend
private Erledigungen oder/und Unterbrechungen während der Arbeitszeit
Damit stellen Minusstunden das Gegenteil zu Überstunden dar.
Können Minusstunden ohne Arbeitszeitkonto entstehen?
Nein, denn es muss jederzeit nachvollziehbar sein, wann und wie Minus- oder Überstunden entstanden sind. Das bedeutet: Minusstunden können nur dann angerechnet werden, wenn die Arbeitszeiten protokolliert werden. Seit 2022 sind grundsätzlich alle in Deutschland ansässigen Unternehmen dazu verpflichtet, die Arbeitszeit zu erfassen (BAG Az.: 1 ABR 22/21).
Was gilt mit Minusstunden in der Ausbildung?
Auszubildende schulden dem Unternehmen keine Arbeitskraft, da sie zur Ausbildung vor Ort sind. Dementsprechend können sie gemäß § 19 Absatz 1 Nr. 2a BBiG keine Minusstunden sammeln.
Was passiert mit den Minusstunden bei Kündigung?
Wurden Minusstunden vom Arbeitnehmer verursacht, darf der Arbeitgeber das Gehalt kürzen. Ein Arbeitszeitkonto ist dafür erforderlich. Das Existenzminimum und familiäre Verpflichtungen müssen jedoch berücksichtigt werden. Wurden sie hingegen vom Arbeitgeber verursacht, verfallen sie bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
Was ist, wenn die Minusstunden durch den Arbeitgeber verursacht wurden?
Entstehen Minusstunden, weil der Arbeitgeber keine Arbeit bereitstellt (z. B. bei Auftragsmangel), müssen sie nicht nachgeholt werden. Der Arbeitnehmer behält seinen Vergütungsanspruch (§ 615 BGB).
Ausnahme: In Branchen mit saisonalen Schwankungen können Minusstunden in umsatzschwachen Zeiten entstehen und später ausgeglichen werden.
Abzug vom Gehalt oder Verrechnung mit Urlaub
Minusstunden dürfen nur unter bestimmten Bedingungen vom Gehalt abgezogen werden:
Überschreiten der vertraglich erlaubten Minusstunden
Kein Ausgleich innerhalb des festgelegten Zeitraums
Unterschreitung der vereinbarten Wochenarbeitszeit
Eine Verrechnung mit Urlaub ist grundsätzlich nicht möglich, außer der Arbeitnehmer stimmt ausdrücklich zu und der Urlaubsanspruch ist bereits erloschen.
Wie viele Minusstunden sind zulässig?
Die zulässige Anzahl richtet sich nach dem Arbeitsvertrag. Fehlt eine Regelung, ist bereits eine nicht geleistete Stunde pflichtwidrig und kann zu Abmahnung oder Gehaltskürzung führen.
Muss ich Minusstunden nacharbeiten?
Ohne direkten Gehaltsabzug müssen Minusstunden meist innerhalb eines festgelegten Zeitraums nachgeholt werden. Wird dieser nicht eingehalten, kann eine Gehaltskürzung folgen.
Selbstverschuldet oder unverschuldet? Hast du mit deinem Arbeitgeber einen Disput über Minusstunden? Dann vereinbare ein unverbindliches Gespräch mit einem KLUGO Partner-Anwalt für Arbeitsrecht und erfahre mehr über deine Möglichkeiten.
Wenn du rechtlichen Rat benötigst Erstberatung durch KLUGO
Manchmal gerät man ganz unverhofft in Schwierigkeiten oder hat Fragen, die nur ein Experte beantworten kann. Benötigst du juristischen Rat, so kannst du ganz einfach unsere Rechtsexperten und Partner-Anwälte fragen.
Diese Vorteile hat die Erstberatung durch KLUGO:
- Schnelle Beratung: innerhalb von 2 Tagen erfolgt ein Rückruf durch einen Rechtsexperten.
- Möglichkeit der Inanspruchnahme einer kostenlosen Ersteinschätzung in bestimmten Rechtsgebieten.
- Großes Netzwerk an Partner-Anwälten aus ganz Deutschland.
- Weitere Betreuung deines Rechtsfalls auch vor Gericht möglich.
- Keine Abos oder versteckten Kosten.