Überstunden

Gesetzliche Regelungen Überstunden: Alles was du wissen musst

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In der heutigen Arbeitswelt sind Überstunden für viele Arbeitnehmer Alltag. Doch was sind Überstunden genau? Wie werden sie vergütet und wann können Arbeitnehmer sich weigern, Überstunden zu leisten?

In diesem Beitrag findest du Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Überstunden und erfährst, was du als Arbeitnehmer beachten solltest, wenn du deine Rechte durchsetzen willst.

von KLUGO
22.05.2023
7 Min Lesezeit

Überstunden ☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Alle Regelungen zur Arbeitszeit und Überstunden finden sich im Arbeitszeitgesetz.

  • Arbeitnehmer sind grundsätzlich nicht zur Leistung von Überstunden verpflichtet – außer bei vertraglicher oder tariflicher Regelung oder in Notfällen.

  • Es wird unterschieden zwischen Überstunden (über die vertragliche Arbeitszeit hinaus) und Mehrarbeit (über die gesetzlich zulässige Höchstarbeitszeit).

  • Überstunden können vergütet oder durch Freizeitausgleich abgegolten werden.

  • In vielen Arbeits- oder Tarifverträgen gelten Ausschlussfristen von z. B. drei Monaten. Ansprüche müssen innerhalb dieser Frist schriftlich geltend gemacht werden – sonst verfallen sie.

  • Bei Streitigkeiten über Überstunden sollte zunächst das Gespräch mit dem Arbeitgeber gesucht werden, um eine einvernehmliche Klärung herbeizuführen.

Was sind Überstunden?

Überstunden sind Arbeitsstunden, die über die im Arbeitsvertrag vereinbarte regelmäßige Arbeitszeit hinausgehen. Für Überstunden gibt es gesetzliche Grenzen, die eingehalten werden müssen, damit die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer gewährleistet ist.

Alle Regelungen zur Arbeitszeit und Überstunden finden sich im Arbeitszeitgesetz (ArbZG), welches als gesetzliche Grundlage für die Arbeitszeit in Deutschland dient.

Was ist Mehrarbeit?

Mehrarbeit bezeichnet die Überschreitung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit. Nach dem ArbZG dürfen Arbeitnehmer werktags nicht mehr als acht Stunden arbeiten. Eine Verlängerung auf zehn Stunden ist nur zulässig, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden pro Werktag nicht überschritten werden.

Für Mehrarbeit und Überstunden bei Teilzeit gibt es spezielle Regelungen.

Wichtig: Teilzeitbeschäftigte können nur dann "Mehrarbeit" im Sinne des Gesetzes leisten, wenn sie diese gesetzliche Grenze überschreiten. Ansonsten spricht man bei ihnen lediglich von Überstunden.

Muss ich Überstunden leisten?

Eine grundsätzliche Pflicht zur Ableistung von Überstunden besteht nicht.

Eine Verpflichtung kann sich jedoch ergeben durch:

  • eine ausdrückliche Regelung im Arbeitsvertrag,

  • tarifliche Vorschriften oder

  • betriebliche Notlagen, etwa bei Gefahr im Verzug oder dringender betrieblicher Notwendigkeit.

👉 Dabei gilt: Auch in Notfällen sind gesetzliche Ruhezeiten, Pausen und Höchstarbeitszeiten einzuhalten.

Wie viele Überstunden sind erlaubt?

Die maximale Arbeitszeit ist gesetzlich geregelt:

  • Regulär: 8 Stunden pro Werktag (Montag bis Samstag)

  • Ausnahme: bis zu 10 Stunden täglich möglich, wenn im Durchschnitt über 6 Monate/24 Wochen die 8-Stunden-Grenze eingehalten wird

Zusätzlich sind gesetzlich vorgeschriebene Pausen zu beachten (mindestens 30 Minuten bei mehr als 6 Stunden Arbeitszeit).

Wie kann ich meine Überstunden nachweisen?

Arbeitnehmer müssen geleistete Überstunden im Streitfall belegen können. Empfehlenswert ist daher eine systematische Zeiterfassung.

Dies kann erfolgen durch:

  • handschriftliche oder digitale Arbeitszeitnachweise,

  • elektronische Zeiterfassungssysteme beim Arbeitgeber,

  • ein geführtes Arbeitszeitkonto,

  • eigene Aufzeichnungen mit Uhrzeit, Datum und Tätigkeit.

Seit einem Beschluss des Bundesarbeitsgerichts (BAG) aus dem Jahr 2022 (Az. 1 ABR 22/21) sind Arbeitgeber in der Pflicht, ein objektives Zeiterfassungssystem einzuführen. Dennoch sollten Arbeitnehmer ihre Zeiten eigenständig protokollieren.

Kann ich mir Überstunden auszahlen lassen?

Ja, grundsätzlich ist eine Auszahlung von Überstunden möglich – sofern keine anderweitige Regelung wie ein Freizeitausgleich vorgesehen ist. Ob Überstunden ausbezahlt werden, ergibt sich aus dem Arbeitsvertrag, einem Tarifvertrag oder einer betrieblichen Übung.

Sind keine klaren Vorgaben enthalten, ist der Arbeitgeber bei nachweislich geleisteten und angeordneten Überstunden in der Pflicht, diese entweder durch Freizeit oder Vergütung abzugelten.

Die Auszahlung erfolgt auf Basis des regulären Stundenlohns oder einer vertraglich vereinbarten Überstundenpauschale.

👉 Beispiel:

  • 10 Überstunden à 20 € = 200 € brutto

  • Bei einem Zuschlag von 25 %: 10 × 25 € = 250 € brutto

Wie werden Überstunden vergütet?

Überstunden müssen entweder bezahlt oder durch Freizeitausgleich abgegolten werden. Die genaue Regelung ergibt sich aus dem Arbeits- oder Tarifvertrag bzw. einer Betriebsvereinbarung.

  1. Vergütung bei Stundenlohn:

    • Beispiel: 8 Überstunden zu je 18 € = 144 € brutto

    • Mit 25 % Zuschlag: 8 × 22,50 € = 180 € brutto

  2. Vergütung bei Festgehalt:

    • Beispiel: Monatsgehalt 3.500 €

    • Vertraglich vereinbarter Überstundensatz: 30 €

    • Bei 12 Überstunden: 12 × 30 € = 360 € brutto

  3. Freizeitausgleich:

    • Statt Auszahlung werden Überstunden durch Freizeit ausgeglichen

    • Beispiel: 8 Überstunden = 1 freier Tag (je nach Regelung)

Muss ein Überstundenzuschlag gezahlt werden?

Ein gesetzlicher Anspruch auf Zuschläge für Überstunden besteht nicht.

Ein Anspruch ergibt sich nur, wenn:

  • im Arbeitsvertrag vereinbart,

  • durch Tarifvertrag geregelt oder

  • branchenüblich und eine betriebliche Übung gegeben ist.

Ist die Klausel „Überstunden mit Gehalt abgegolten“ wirksam?

Diese Formulierung ist nur dann wirksam, wenn im Vertrag konkret festgelegt ist, wie viele Überstunden damit abgegolten sind (z. B. "10 Überstunden monatlich"). Pauschalklauseln ohne Begrenzung sind rechtlich meist unwirksam.

Sind Überstunden steuerpflichtig?

Ja, die Bezahlung von Überstunden unterliegt der Steuer- und Sozialabgabenpflicht.

👉 Beispiel: Bei einer Auszahlung von 250 € brutto können – je nach Steuerklasse und Sozialabgaben – etwa 30–40 % an Abzügen entstehen.
Netto-Auszahlung (geschätzt): ca. 150–175 €.

Ab 2025 ist eine steuerfreie Behandlung bestimmter Überstundenzuschläge geplant. Die genauen Voraussetzungen stehen derzeit noch nicht fest.

Wann ist ein Freizeitausgleich wirksam?

Ein Freizeitausgleich ist nur dann wirksam,

  • wenn er tariflich, vertraglich oder betrieblich geregelt ist,

  • und innerhalb eines überschaubaren Zeitraums gewährt wird (i. d. R. 3 bis 6 Monate).

Die gesetzlichen Pausen- und Ruhezeiten sind auch beim Freizeitausgleich einzuhalten.

Was ist besser: mehr Urlaub oder Ausbezahlung meiner Überstunden?

Die Entscheidung zwischen zusätzlichem Urlaub und der Auszahlung von Überstunden hängt stark von deinen persönlichen Prioritäten und Lebensumständen ab:

  • Auszahlung: Sofortiger finanzieller Vorteil, aber steuerlich ungünstiger.

  • Freizeitausgleich: Steuerfrei, gesundheitsfördernd, zur Erholung geeignet.

Ein offenes Gespräch mit deinem Arbeitgeber kann helfen, gemeinsam eine Lösung zu finden, die beide Seiten zufriedenstellt – möglicherweise ist auch eine Kombination aus beidem möglich.

Welche Fristen gelten?

Ansprüche auf Überstundenvergütung unterliegen:

  • der allgemeinen Verjährungsfrist von 3 Jahren (§ 195 BGB),

  • sowie häufig vertraglichen Ausschlussfristen von z. B. 3 Monaten.

Letztere gelten ab Fälligkeit der Leistung und nur, wenn der Anspruch schriftlich geltend gemacht wird.

Wie kann ich meine Überstundenauszahlung durchsetzen?

Wenn du Schwierigkeiten hast, deine Überstundenauszahlung durchzusetzen, solltest du zunächst versuchen, das Problem mit deinem Arbeitgeber direkt zu klären. Wenn dies nicht zum gewünschten Ergebnis führt, kannst du dich an die zuständige Arbeitsbehörde, Gewerkschaft oder den Betriebsrat wenden.

In letzter Konsequenz kann dir ein erfahrener Anwalt für Arbeitsrecht dabei behilflich sein, deine Ansprüche durchzusetzen. Ein KLUGO Partner-Anwalt und Rechtsexperte steht dir gern zur Verfügung. Kontaktiere uns einfach, um einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch zu vereinbaren.

Was passiert mit Überstunden bei Krankheit, Urlaub oder Elterngeld?

  • Krankheit/Urlaub: Es gilt das Entgeltausfallprinzip. Überstunden werden meist nicht separat erstattet.

  • Elterngeld: Berechnung auf Basis der letzten 12 Netto-Monatsgehälter. Regelmäßig geleistete Überstunden können das Einkommen und damit das Elterngeld beeinflussen.

  • Arbeitslosengeld I: Die tariflich festgelegte Regelarbeitszeit ist hier entscheidend, nicht tatsächlich geleistete Überstunden.

Was geschieht mit Überstunden bei Kündigung?

Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Der Arbeitnehmer baut die Überstunden vor dem Austritt ab,

  2. oder die Überstunden werden ausbezahlt (nach arbeitsvertraglicher Regelung).

Sonderregelungen

Einige Gruppen unterliegen besonderen Vorschriften:

  • Jugendliche: Dürfen laut Jugendarbeitsschutzgesetz keine Überstunden leisten.

  • Azubis: Dürfen nur in engen Grenzen Mehrarbeit leisten, etwa zur Prüfungsvorbereitung.

  • Minijobber: Überstunden dürfen die 538-€-Grenze nicht dauerhaft überschreiten, sonst droht Sozialversicherungspflicht.

Was tun bei Streit um Überstunden?

Wenn es Unstimmigkeiten mit dem Arbeitgeber gibt, geh schrittweise vor:

  1. Überstunden detailliert dokumentieren

  2. Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen

  3. Betriebsrat oder Gewerkschaft hinzuziehen

  4. Bei Bedarf einen Fachanwalt für Arbeitsrecht einschalten

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