
Das musst du wissen Ständig Überstunden wegen Personalmangel: Muss ich welche leisten?
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Wenn du ständig Überstunden wegen Personalmangel machen musst, können sowohl deine Gesundheit als auch dein Privatleben darunter leiden. Willst du wissen, ob du dazu verpflichtet bist? Wir sagen dir, wie viele Überstunden zu leisten sind und was das Gesetz dazu sagt.
Überstunden wegen Personalmangel Das Wichtigste in Kürze
Überstunden leistest du, wenn du mehr arbeitest, als im Arbeits-, Tarifvertrag oder in der Betriebsvereinbarung vereinbart ist.
Die Anzahl deiner Überstunden darf nicht dazu führen, dass du damit gegen die Vorschriften des Arbeitszeitgesetz verstößt.
Je nach Vereinbarung darfst du die Anordnung von Überstunden auch verweigern.
Personalmangel per se löst keine Pflicht aus, Überstunden zu leisten.
Überstunden vs. Mehrarbeit
Überstunden entstehen, wenn du über deine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit hinaus arbeitest.
Mehrarbeit liegt vor, wenn du dadurch die gesetzliche Höchstarbeitszeit überschreitest (werktäglich acht Stunden, maximal zehn Stunden mit Ausgleich, § 3 ArbZG).
Überstunden wegen Personalmangel: Bin ich verpflichtet?
Grundsätzlich bist du nicht verpflichtet, wegen Personalmangels Überstunden zu leisten. Eine Ausnahme besteht, wenn dein Arbeitsvertrag, ein Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung dies ausdrücklich vorsehen.
Ausnahmefälle: Wann Überstunden Pflicht sind
In außergewöhnlichen Notsituationen, z. B. Naturkatastrophen oder Betriebsstörungen, kannst du verpflichtet sein, Überstunden zu leisten – auch ohne vertragliche Regelung.
Vertragliche Regelungen
Dein Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag entscheidet, ob Überstunden angeordnet werden dürfen. Ohne eine entsprechende Klausel bist du nicht verpflichtet, länger zu arbeiten. Wenn eine Regelung besteht, musst du Überstunden leisten – jedoch nur im Rahmen der gesetzlichen Arbeitszeitgrenzen.
Welche Regelungen sind vorrangig?
Für dich als Vollzeitarbeitnehmer oder Teilzeitkraft sind stets deine individuell vereinbarten, vertraglichen Regelungen maßgeblich. Daneben natürlich auch die Bestimmungen und eines Tarifvertrages oder einer Betriebsvereinbarung. Letztgenannte haben vor deinem privatrechtlichen Arbeits- bzw. Dienstvertrag nach § 611 BGB sogar Vorrang. Das bedeutet, dass die Vertragsinhalte deines Arbeitsvertrages den Bestimmungen im Tarifvertrag oder der Betriebsvereinbarung nicht entgegenstehen dürfen, sondern sich stets im vorgegebenen Rahmen bewegen müssen.
Natürlich müssen sämtliche, getroffenen Bestimmungen gesetzeskonform bleiben. Insbesondere dürfen sie dich als Arbeitnehmer nicht schlechter stellen.
Vergütung von Überstunden
Überstunden werden nur vergütet, wenn sie angeordnet oder zumindest vom Arbeitgeber geduldet wurden. Falls keine vertragliche Regelung zur Vergütung existiert, gilt § 612 BGB: Die übliche Vergütung ist als vereinbart anzusehen.
Welche Grenzen gibt es für Überstunden?
Wenn du ständig Überstunden wegen Personalmangel leisten musst, sollte es allein aufgrund der möglichen Auswirkungen auf deine Gesundheit, Produktivität und womöglich Fehler am Arbeitsplatz, die zudem zu Unfällen führen können, eine eindeutige Grenze geben. Spätestens dann solltest du das Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen.
Grundsätzlich gilt, dass du keine Überstunden machen musst, solange es hierzu keine Vereinbarungen bzw. Bestimmungen gibt. Auch der Umstand allein, dass dein Arbeitgeber Personalmangel z. B. wegen erhöhtem Urlaubsanfall, krankheitsbedingter Ausfälle oder gar unternehmerischem Missmanagement zu beklagen hat, berechtigt ihn nicht, dich dafür Überstunden leisten lassen zu können.
Wie viele Überstunden können maximal von mir verlangt werden?
Wenn dein Arbeits- oder Tarifvertrag Überstunden erlaubt, begrenzt das Gesetz deren Umfang. Laut § 3 ArbZG darfst du werktäglich maximal acht Stunden arbeiten, ausnahmsweise zehn Stunden – sofern innerhalb von sechs Monaten oder 24 Wochen der Durchschnitt von acht Stunden pro Tag eingehalten wird.
Was ist, wenn ich in Teilzeit arbeite und ständige Überstunden wegen Personalmangel leisten soll?
Auch als Teilzeitkraft kannst du zu Überstunden verpflichtet werden, wodurch sich deine tägliche Arbeitszeit deutlich verlängern kann. Häufen sich diese Überstunden über einen längeren Zeitraum, kann daraus stillschweigend ein Anspruch auf eine Vollzeitstelle entstehen.
Üblicherweise ist im Arbeitsvertrag geregelt, wie viele Überstunden maximal verlangt werden dürfen.
Beispiele Kann ich Überstunden ablehnen, wenn es Personalmangel gibt?
Wie auf so viele rechtliche Fragen kann der Jurist auch auf diese Frage antworten: Es kommt darauf an. Überstunden, die durch Personalmangel für das Unternehmen erforderlich werden, kann dein Arbeitgeber rechtlich gesehen nicht allein aus diesem Grund von dir verlangen. Denn ein Personalmangel mag für den Arbeitgeber mitunter dramatische Folgen haben, für dich besteht jedoch grundsätzlich keine Pflicht, Überstunden zu leisten. Dies kann sich – auch wegen Personalmangel – aber aufgrund deines Arbeits-, Tarifvertrags oder einer Betriebsvereinbarung ergeben.
Beim Personalmangel kann man zwischen absehbaren und unvorhergesehenen Situationen unterscheiden.
Folgende Ursachen kommen für einen Personalmangel infrage:
1. Krankheitsbedingter Ausfall
Für den Arbeitgeber ist der Ausfall eines oder mehrerer Mitarbeiter wegen Krankheit nicht vorhersehbar. Meistens sucht das Unternehmen dann nach einer internen Lösung, um den erhöhten Arbeitsanfall eben durch Überstunden durch dich oder deiner Kollegen bewerkstelligen zu können. Möglich sind aber auch externe Varianten mit Dienstleistern oder temporär Zeitarbeitskräfte einzustellen.
2. Personalmangel wegen Urlaub
Im krassen Gegensatz zu unerwarteten Krankheiten steht die Urlaubsplanung und die damit einhergehenden Ausfallzeiten der Mitarbeiter, die ihren Urlaub extra ankündigen müssen. Dennoch zeigt sich manches Unternehmen davon „überrascht“ und sucht sein Heil darin, die nun anstehenden Aufgaben auf dich und andere zu verteilen – sozusagen Überstunden mit Ansage.
3. Fehlerhaftes Selbstmanagement/Hohes Projektaufkommen
In beiden Fällen kommt es verstärkt auf die Planungsfähigkeit deiner Firma oder zumindest deiner Abteilung an. Kommt hier ein Missmanagement zutage, sorgt die erzeugte Zeitknappheit schnell für erhöhten Bedarf an Überstunden wegen Personalmangel. Und wenn du Pech hast, ergeht auch an dich eine Anordnung, Überstunden leisten zu müssen.
Im Ergebnis kannst du als Arbeitnehmer also Überstunden ablehnen, wenn hierzu keine Bestimmungen existieren, weder vertraglich noch in einer Betriebsvereinbarung.
Muss ich mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn ich Überstunden ablehne?
Du hast durch das Ablehnen von Überstunden keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu befürchten, wenn die mögliche Überschreitung der Regelzeit weder in deinem Einzelarbeitsvertrag noch im Tarifvertrag oder in einer auch für dich geltenden Betriebsvereinbarung geregelt ist. Nur, wenn eine derartige Regelung vorhanden ist, hat dein Arbeitgeber nach § 106 GewO (Gewerbeordnung) das Recht, von seinem Direktions- und Weisungsrecht Gebrauch zu machen. Danach kann er Überstunden grundsätzlich anordnen, du müsstest der Anordnung dann Folge leisten.
Tust du dies nicht, kann dir deine ablehnende Haltung als Arbeitsverweigerung ausgelegt werden. Die daraus resultierenden Folgen hätten dann direkt negative Auswirkungen auf dein Arbeitsverhältnis. Denn während eine Abmahnung noch hinnehmbar ist, droht dir außerdem eine Kündigung. In schwerwiegenden Fällen kann sogar eine außerordentliche, also fristlose Kündigung durch deinen Arbeitgeber rechtmäßig sein.
Sollte der Arbeitgeber jedoch durch die Anordnung von Überstunden gegen die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes verstoßen, hättest du in dem Fall das Recht, die zusätzliche Arbeit zu verweigern.
So hilft dir ein KLUGO Partner-Anwalt weiter
Du hast extra eine Teilzeitbeschäftigung angenommen, um weniger zu arbeiten und sollst nun ständig Überstunden wegen Personalmangel machen? Du möchtest gern wissen, ob dein Arbeitgeber das Recht hat, Überstunden anzuordnen? Wenn du dich darüber hinaus fragst, ob es deine Pflicht ist, länger zu arbeiten, als es in deinem Vertrag steht, kann dir mit Sicherheit ein Fachanwalt für Arbeitsrecht weiterhelfen. Er berät dich über deine Rechte und Pflichten und unterstützt dich auch bei rechtlichen Schritten.
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