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Welche rechtlichen Konsequenzen drohen? 📄 Steuererklärungspflicht: Muss ich eine Steuererklärung machen?

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Du bist unsicher, ob du eine Steuererklärung machen musst? Keine Sorge: Du bist nicht der Einzige, der sich genau diese Frage stellt. Tatsächlich ist es für Laien oftmals gar nicht so einfach zu überblicken, wann eine Steuererklärung abgegeben werden muss. Wann die Steuererklärung verpflichtend ist - was passiert, wenn du sie trotzdem nicht abgibst und wo du im Ernstfall Unterstützung bekommst, kannst du hier nachlesen.

von N. Haussmann
08.07.2025
6 Min Lesezeit

Steuererklärungspflicht ☝️ Das Wichtigste in Kürze

  • Nicht jeder muss eine Steuererklärung machen, aber viele sind zur Abgabe verpflichtet, ohne es zu wissen.

  • Die Steuererklärungspflicht gilt besonders bei bestimmten Einkünften, Steuerklassen oder Freibeträgen.

  • Auch Selbstständige, Gewerbetreibende und ehemalige Inhaber eines (Klein-)Gewerbes sind in der Regel dazu verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben.

  • Wer trotz Pflicht keine Steuererklärung abgibt, muss mit Konsequenzen wie einem Säumniszuschlag oder Zwangsgeld rechnen.

  • Das Finanzamt fordert nicht immer automatisch zur Abgabe der Steuererklärung auf; du bist selbst in der Verantwortung.

👉 Muss ich eine Steuererklärung machen?

Auf den Punkt gebracht: Nein, nicht jeder ist verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Für die meisten Arbeitnehmer, die nur Einkünfte aus einem Job haben und in Steuerklasse I sind, erledigt der Arbeitgeber die Lohnsteuerabführung direkt. In diesen Fällen besteht in der Regel keine Steuererklärungspflicht.

📌 In diesen Fällen musst du eine Steuererklärung machen

Es gibt zahlreiche Situationen, in denen du eine Steuererklärung machen musst. Dazu gehören unter anderem:

  • Du hast neben deinem Arbeitslohn weitere Einkünfte von mehr als 410 Euro pro Jahr (nach Abzug von Werbungskosten oder Betriebsausgaben), z.B. aus Vermietung, Verpachtung oder Renten.

  • Du hast Lohnersatzleistungen wie Arbeitslosen-, Kranken-, Eltern-, Kurzarbeiter- oder Mutterschaftsgeld bezogen.

  • Du hast bei deinem Arbeitgeber Freibeträge eintragen lassen.

  • Du hast innerhalb eines Jahres Arbeitslohn von mehreren Arbeitgebern bezogen.

  • Du und dein Ehe- oder Lebenspartner haben die Steuerklassenkombination III/V oder IV mit Faktor.

  • Auch bei der Zusammenveranlagung kann eine Abgabepflicht bestehen, nämlich dann, wenn ein Partner Einkommen unterhalb des Grundfreibetrags bezieht.

  • Du bist geschieden oder verwitwet und heiratest im selben Jahr wieder.

  • Auch Rentner sind bei bestimmten Einkünften zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet.

  • Du bist selbstständig, freiberuflich tätig oder hast oder hattest ein (Klein-)Gewerbe angemeldet.

  • Du hast Kapitalerträge erzielt, auf die keine Abgeltungssteuer einbehalten wurde (z.B. ausländische Kapitalerträge oder Zinsen über dem Sparerpauschbetrag/ Sonderfall - Gewinne aus Kryptowährungen).

  • Du hast Unterhaltszahlungen als außergewöhnliche Belastung abgesetzt oder möchtest diese geltend machen.

  • Du hast im Ausland gearbeitet oder Wohnsitz im Ausland und beziehst in Deutschland steuerpflichtige Einkünfte (beschränkte Steuerpflicht).

  • Du hast Verluste aus Vorjahren, die du steuerlich geltend machen möchtest.

  • Du hast eine Abfindung erhalten und möchtest die Fünftelregelung nutzen.

  • Du hast im Jahr geheiratet und möchtest das Ehegattensplitting nutzen.

Auch wenn du noch nie eine Steuererklärung gemacht hast, kann es sein, dass du in bestimmten Jahren plötzlich zur Abgabe verpflichtet bist; etwa durch einen Jobwechsel, Nebeneinkünfte oder den Bezug von Lohnersatzleistungen.

Wenn du wissen möchtest, wie du dein Arbeitszimmer von der Steuer absetzen oder Fortbildungskosten absetzen kannst, helfen dir unsere gesonderten Beiträge zu den Themen weiter.

Wieso muss man unter bestimmten Voraussetzungen eine Steuererklärung abgeben?

Die Steuererklärungspflicht dient dazu, dass das Finanzamt deine tatsächlichen Einkünfte und steuerlichen Verhältnisse korrekt erfassen kann. Gerade wenn du mehrere Einkommensquellen hast oder Freibeträge nutzt, reicht der Lohnsteuerabzug durch den Arbeitgeber oft nicht aus, um deine Steuerlast exakt zu berechnen.

Mit der Steuererklärung wird eine genaue Abrechnung über all deine steuerrelevanten Einnahmen und Ausgaben des Jahres gemacht. Nur so kann das Finanzamt feststellen, ob du zu viel oder zu wenig Steuern gezahlt hast.

💡 KLUGO Tipp:

In vielen Fällen lohnt sich die freiwillige Abgabe sogar, weil du eine Rückerstattung bekommen kannst. Das gilt vor allem dann, wenn du hohe Werbungskosten oder Sonderausgaben hattest. Für die freiwillige Abgabe einer Steuererklärung hast du übrigens vier Jahre Zeit.

Erhalte ich eine Aufforderung vom Finanzamt, dass ich eine Steuererklärung abgeben muss?

Der Glaube, das Finanzamt fordere zur Abgabe einer Steuererklärung auf, ist ein gefährlicher Irrtum! Das Finanzamt fordert nicht automatisch alle zur Abgabe auf, die zur Steuererklärung verpflichtet sind. Du bist selbst dafür verantwortlich zu prüfen, ob du eine Steuererklärung machen musst – auch dann, wenn du noch nie eine Steuererklärung gemacht hast oder bisher nie Post vom Finanzamt bekommen hast.

👉 Nur in Ausnahmefällen, etwa bei Unklarheiten oder besonderen Konstellationen, verschickt das Finanzamt eine schriftliche Aufforderung. In der Regel musst du aber selbst aktiv werden und die Abgabefristen im Blick behalten.

Welche Konsequenzen drohen mir, wenn ich meine Steuererklärung nicht abgeben habe, obwohl ich muss?

Wenn du deine Steuererklärung nicht abgegeben hast, obwohl du dazu verpflichtet bist, kann das Finanzamt verschiedene Maßnahmen ergreifen:

👉 Verspätungszuschlag

Gibst du deine Steuererklärung zu spät ab, wird ein Verspätungszuschlag fällig. Dieser beträgt mindestens 25 Euro pro angefangenen Monat der Verspätung oder 0,25 Prozent der festgesetzten Steuer. Der Zuschlag wird für jeden angefangenen Monat berechnet, auch wenn du nur einen Tag zu spät dran bist.

👉 Zwangsgeld

Reagierst du auf Mahnungen des Finanzamts nicht, kann ein Zwangsgeld verhängt werden. Das Finanzamt droht dies zunächst an und setzt eine Nachfrist, meist mindestens zwei Wochen. Lässt du auch diese Frist verstreichen, kann das Zwangsgeld festgesetzt und vollstreckt werden. Die Höhe kann im schlimmsten Fall bis zu 25.000 Euro betragen.

👉 Säumniszuschlag

Wenn du Steuern nachzahlen musst und die Zahlung nicht rechtzeitig leistest, entstehen Säumniszuschläge. Diese betragen für jeden angefangenen Monat der Säumnis 1 Prozent der rückständigen Steuerschuld. Auch hier können die Beträge schnell wachsen, wenn du die Steuererklärung vergessen hast und nicht rechtzeitig an die Nachzahlung denkst.

Was passiert, wenn man keine Steuererklärung macht?

Hast du trotz bestehender Steuererklärungspflicht keine Steuererklärung abgegeben, kann das Finanzamt eine sogenannte Steuerschätzung vornehmen. Das bedeutet: Das Finanzamt schätzt deine Einkünfte und setzt die Steuer oft zu deinem Nachteil fest, weil es keine genauen Informationen hat.

Wichtig:

Die Steuerschätzung entbindet dich nicht von der Pflicht, die Steuererklärung nachzureichen, sondern du musst deine Steuererklärung trotzdem noch abgeben. Kommt es dabei zu einer Steuernachzahlung, kann das sogar unter bestimmten Voraussetzungen als Steuerhinterziehung gewertet werden, insofern die Nichtabgabe vorsätzlich erfolgt ist. Ein erfahrener Anwalt für Steuerrecht kann dir in einem solchen Fall helfen.

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Über unsere Autoren Nina Haussmann

Nina Haussmann ist seit 2016 freiberufliche Texterin, Ghostwriterin und Lektorin. Mit einem Bachelor-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften und einem Master-Abschluss in Deutscher Literatur hat sie nicht nur ein fundiertes Wissen über die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten. Hauptsächlich schreibt sie Texte im juristischen Bereich, vorwiegend zum Thema Erbrecht, und Ratgebercontent. So unterstützt sie auch die KLUGO-Redaktion seit Anfang 2020 regelmäßig mit Blog- und Contentbeiträgen.

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