ampel mit ampelblitzer im hintergrund

Das solltest du wissen Ampelblitzer: Wie kannst du dich gegen ein Bußgeld wehren?

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Ampelblitzer sind in der Regel an der Ampel auf der gegenüberliegenden Fahrbahnseite angebracht und erfassen Verstöße gegen das Rotlicht. Erfahre hier, welche Funktionsweißen sie haben und wie du ein Bußgeld wegen Ampelblitzern anfechten kannst.

von N. Haussmann
16.10.2024
9 Min Lesezeit

Ampelblitzer Das Wichtigste in Kürze

  • Ampelblitzer erfassen Rotlichtverstöße mithilfe von Induktionsschleifen bzw. Sensoren oder Lidartechnologie an Ampeln.

  • Neben Rotlichtverstößen können Ampelblitzer auch Tempoverstöße erfassen.

  • Es wird zwischen einfachen und qualifizierten Rotlichtverstößen unterschieden.

  • Die Strafen für das Überfahren einer roten Ampel reichen von Bußgeldern über Punkte bis hin zu Fahrverboten.

  • Während der Probezeit kann ein Rotlichtverstoß besonders schwerwiegende Folgen haben.

  • Wenn du beweisen kannst, dass die Messung oder der Bußgeldbescheid fehlerhaft war, kannst du gegen den Bußgeldbescheid Einspruch einlegen.

Wie funktioniert ein Ampelblitzer?

Es gibt zwei Arten von Ampelblitzern. Lerne hier die funktionsweisen kennen:

Ampelblitzer mit Induktionsschleifen

Ein Ampelblitzer besteht in der Regel aus einer Kamera, die meist direkt oder in der Nähe der Ampel, an einem Mast oder Säule oder in der Ampel selbst integriert ist. Er sieht aus wie ein kleiner Kasten. Die eigentlichen Sensoren sind für Autofahrer meist nicht sichtbar, da sie sich unter der Fahrbahn befinden. 

Die Induktionsschleifen sind in der Fahrbahn vor der Ampel verlegt und meist ein paar Meter vor der Haltelinie. Zusätzlich sind weitere Induktionsschleifen auf Höhe der Haltelinie verlegt. Sobald ein Fahrzeug bei roter Ampel über diese Schleifen fährt, wird ein elektromagnetisches Feld verändert, welches das System erkennt. Die Ampelblitzer sind zudem mit den Ampelanlagen verbunden und registrieren genau, wann eine Rotphase beginnt. Sobald die Ampel auf Rot steht und die Induktionsschleifen überfahren werden, löst der Blitzer aus und macht Fotos und Videos, die alles dokumentieren. Es werden dabei zwei Fotos erstellt. Das erste zeigt das Fahrzeug an oder kurz hinter der Haltelinie. Das zweite Foto zeigt das Fahrzeug in dem Moment, in dem es die Kreuzung vollständig überquert. Somit erhält die Bußgeldbehörde den eindeutigen Beweis, dass das Fahrzeug bei Rot über die Ampel gefahren ist.

Ampelblitzer mit LIDAR-Technologie

Moderne Anlagen nutzen auch LIDAR-Technologie, bei der Laserstrahlen zur Messung eingesetzt werden. LIDAR bedeutet "Light Detection and Ranging". LIDAR-Systeme funktionieren durch das Aussenden kurzer Laserstrahlen, typischerweise im Infrarotbereich. Ein Laser sendet diese gerichteten Impulse aus, die von Objekten in der Umgebung reflektiert werden. Ein Sensor erfasst dann das zurückgestreute Licht. Die Zeit zwischen dem Aussenden und Empfangen des Lichts wird präzise gemessen, wodurch die Entfernung zum reflektierenden Objekt berechnet werden kann. Durch die schnelle Abfolge von Messungen kann dieses System auch die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs bestimmen. Auch bei diesem System kann das System wegen der technischen Verbindung, erkennen, wann eine Ampel Rot anzeigt. Überfährst du während der Rotphase die Messlinie, aktivierst du den LIDAR-Blitzer, der ein Foto oder Video vom Verstoß macht. Wie beim System mit Induktionsschleifen wird das erste Bild an der Haltelinie oder beim Überfahren dieser gemacht und das zweite folgt, wenn die Kreuzung vollständig überquert wurde.

Zudem kann die Polizei per Videoüberwachung aus abgestellten Fahrzeugen heraus Rotlichtverstöße aufzeichnen.

Kann ich erkennen, wenn ich geblitzt werde?

In den meisten Fällen kannst du erkennen, wenn du geblitzt wirst. Bei herkömmlichen Blitzern siehst du oft einen hellen Blitz, der häufig durch einen rötlichen Filter abgeschwächt wird.

Moderne digitale Systeme nutzen jedoch manchmal Schwarzlichtblitzer, die kaum sichtbares Licht ausstrahlen. In Tunneln kommen häufig Blitzer ohne sichtbares Licht zum Einsatz.

Blitzt der Ampelblitzer auch bei Gelb?

Nein, Ampelblitzer lösen in der Regel nur bei Rotlicht aus. Sie sind darauf programmiert, Verstöße gegen das Rotlichtsignal zu erfassen und nicht gegen das Gelbsignal.

Manche Ampelblitzer machen jedoch auch Fotos, wenn die Ampel noch gelb ist. In solchen Fällen kannst du gegen ein Bußgeld oder einen Punkteeintrag Einspruch einlegen. Dabei wird die Zuverlässigkeit des Blitzers überprüft.

Wichtig zu wissen:

Auch das Fahren bei Gelb gilt grundsätzlich als Ordnungswidrigkeit (Gelblichtverstoß), kann aber unter bestimmten Umständen erlaubt sein.

Grundsätzlich dient die Gelbphase dazu, Autofahrern Zeit zum sicheren Bremsen zu geben. Wenn ein gefahrloses Bremsen möglich ist, musst du anhalten. Ist eine sichere Bremsung nicht mehr möglich, darfst du weiterfahren. Ein Gelblichtverstoß kann ein Verwarngeld von 10 Euro nach sich ziehen.

Erfassen Ampelblitzer auch Tempoverstöße?

Ja, viele moderne Ampelblitzer können neben Rotlichtverstößen auch Tempoverstöße erfassen. Diese Systeme sind in der Lage, gleichzeitig die Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu messen und zu dokumentieren. Somit können Autofahrer, die zu schnell über eine rote Ampel fahren, für beide Vergehen - den Rotlichtverstoß und die Geschwindigkeitsüberschreitung - belangt werden.

Zusätzlich können die hochauflösenden Kameras dieser Anlagen in manchen Fällen auch andere Verstöße wie die Nutzung eines Handys am Steuer festhalten. Die Bilder dienen dann als Beweismittel für mehrere Ordnungswidrigkeiten, die in einem Verfahren geahndet werden können.

Sind kleine Kameras über der Ampel auch Ampelblitzer?

Die kleinen Kameras, die man manchmal über Ampeln sieht, sind keine Blitzer zur Verkehrsüberwachung. Stattdessen handelt es sich um intelligente Verkehrssensoren. Diese Geräte dienen der Verkehrssteuerung, indem sie die Belegung der Fahrspuren erfassen. Sie registrieren, ob und wie viele Fahrzeuge sich einer Kreuzung nähern oder dort warten.

Diese Informationen ermöglichen eine bedarfsgerechte Ampelschaltung. Das System passt die Grün- und Rotphasen dynamisch an das aktuelle Verkehrsaufkommen an. So wird beispielsweise eine Ampel nur dann auf Grün geschaltet, wenn tatsächlich Fahrzeuge die entsprechende Straße befahren, was zu einem effizienteren Verkehrsfluss beiträgt und unnötige Wartezeiten an leeren Kreuzungen vermindert.

Welche Arten von Rotlichtverstößen gibt es und welche Sanktionen drohen?

Es gibt zwei Arten von Rotlichtverstößen: den einfachen (Haltelinienverstoß bei weniger als einer Sekunde Rotlicht) und den qualifizierten (Überfahren nach mehr als einer Sekunde Rotlicht).

Die Strafen für diese Verstöße variieren je nach Schwere und möglichen Folgen wie Gefährdung oder Unfall. Wenn ein Ampelblitzer ausgelöst wird, erfassen Sensoren wichtige Faktoren wie die Dauer des Rotlichts, ob der Schutzbereich überquert wurde und die Geschwindigkeit des Fahrzeugs. Diese Informationen bestimmen die Höhe der Strafe.

In den Wochen nach dem Vorfall musst du dann mit einem Bußgeldbescheid rechnen, dessen Höhe von den aufgezeichneten Details abhängt.

Der Bußgeldkatalog legt die Strafen für verschiedene durch den Ampelblitzer festgestellte Vergehen fest:

Art des Verstoßes

Bußgeld

Punkte

Fahrverbot

Einfacher Rotlichtverstoß

90 Euro

1

-

Qualifizierter Rotlichtverstoß

200 Euro

2

1 Monat

Mit Gefährdung

320 Euro

2

1 Monat

Mit Sachbeschädigung

360 Euro

2

1 Monat

Wichtig:

Die genannten Strafen können höher ausfallen, wenn zusätzlich eine Geschwindigkeitsüberschreitung vorliegt. 

Rote-Ampel-Blitzer in der Probezeit: Was gilt?

Ein Rote-Ampel-Blitzer in der Probezeit kann schwerwiegende Folgen haben. Die Konsequenzen hängen davon ab, ob es sich um einen einfachen oder qualifizierten Rotlichtverstoß handelt.

Bei einem einfachen Rotlichtverstoß in der Probezeit:

  • Der Verstoß gilt als B-Verstoß (weniger schwerwiegende Zuwiderhandlungen im Straßenverkehr).

  • Es wird ein Bußgeld von 90 Euro fällig.

  • Du erhältst einen Punkt im Fahreignungsregister.

  • Du musst mit einer schriftlichen Verwarnung rechnen.

  • Bei einem weiteren B-Verstoß innerhalb der Probezeit wird die Teilnahme an einem Aufbauseminar angeordnet.

Ein qualifizierter Rotlichtverstoß hat deutlich härtere Konsequenzen:

  • Er gilt als A-Verstoß (schwerwiegende Zuwiderhandlungen im Straßenverkehr).

  • Das Bußgeld beträgt mindestens 200 Euro.

  • Du erhältst zwei Punkte im Fahreignungsregister.

  • Die Probezeit wird um 2 Jahre verlängert.

  • Du musst an einem Aufbauseminar teilnehmen.

  • Es droht ein einmonatiges Fahrverbot.

Erfahre mehr zum Fahrverbot und Führerscheinentzug in der Probezeit in unserem Beitrag dazu.

Wie kannst du eine Fehlfunktion eines Ampelblitzers belegen?

  • Augenzeugenberichte: Gibt es Mitfahrer oder Fußgänger, die bezeugen können, dass du nicht über Rot gefahren bist?

  • Bildmaterial erstellen: Mache Fotos und Videos von der Ampel und der Position der Induktionsschleifen, die auf der Fahrbahn als Linien sichtbar sind.

  • Fordere Eichprotokolle an: Der Ampelblitzer muss regelmäßig geeicht werden. Eine Fehlfunktion kann vorliegen, wenn die Eichung fehlerhaft oder abgelaufen ist.

  • Lass dein Fahrzeug prüfen: Um technische Mängel an deinem Fahrzeug auszuschließen, kannst du es von einer Werkstatt oder vom TÜV prüfen lassen. Damit hast du bessere Karten vor Gericht.

  • Hol dir Hilfe von einem Gutachter: Ist dein Fall besonders schwierig, lohnt es sich einen Sachverständigen oder Gutachter hinzuzuziehen, der prüfen kann, ob der Blitzer richtig funktioniert hat.

  • Anwalt ist unerlässlich: Besonders wenn du die passende Absicherung über deine Rechtsschutzversicherung hast, lohnt es sich einen Anwalt hinzuzuziehen, um eine Strategie zu entwickeln und Beweise auszuwerten.

Um einen Einspruch gegen den Bußgeldbescheid einzulegen, hast du meist nur wenig Zeit. Lass keine Zeit verstreichen und nutze unsere telefonische Erstberatung.

Wann lohnt sich ein Einspruch gegen Bußgeldbescheide?

In manchen Situationen kann sich ein Einspruch beim Rotlichtverstoß lohnen:

  1. Technischer Defekt des Ampelblitzers

  2. Fahrer ist auf dem Blitzerfoto nicht erkennbar

  3. Verdeckte Ampel durch ein großes Fahrzeug

  4. Notstandssituationen (Bildung einer Rettungsgasse usw.)

  5. Formfehler im Bußgeldbescheid.

Allerdings gelten Ampelblitzer als äußerst zuverlässige Messgeräte und die Behörden prüfen die Vorwürfe in der Regel gründlich, bevor sie einen Bußgeldbescheid verschicken. Daher sind die Erfolgsaussichten eines Einspruchs oft begrenzt. Bevor du dich also für einen Einspruch beim Rotlichtverstoß entscheidest, solltest du die Situation sorgfältig abwägen.

Wenn du einen Bußgeldbescheid wegen eines Rotlichtverstoßes erhalten hast und unsicher bist, wie du damit umgehen sollst, kann dir ein Anwalt für Verkehrsrecht helfen, deine Chancen einzuschätzen und dich bei einem möglichen Einspruch unterstützen.

Auch unsere Partner-Anwälte und Rechtsexperten helfen dir gern weiter! Sie prüfen deinen Fall individuell und beraten dich zu den Erfolgsaussichten eines Einspruchs beim Rotlichtverstoß. Dabei berücksichtigen sie alle relevanten Faktoren wie die Art des Verstoßes, die verwendete Messtechnik und mögliche mildernde Umstände.

Schildere dein Problem jetzt auf unserer Online-Plattform und vereinbare einen Termin für eine unverbindliche Erstberatung.

Über unsere Autoren Nina Haussmann

Nina Haussmann ist seit 2016 freiberufliche Texterin, Ghostwriterin und Lektorin. Mit einem Bachelor-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften und einem Master-Abschluss in Deutscher Literatur hat sie nicht nur ein fundiertes Wissen über die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten. Hauptsächlich schreibt sie Texte im juristischen Bereich, vorwiegend zum Thema Erbrecht, und Ratgebercontent. So unterstützt sie auch die KLUGO-Redaktion seit Anfang 2020 regelmäßig mit Blog- und Contentbeiträgen.

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