Das musst du wissen Schmerzensgeld nach Autounfall einfordern: So geht's
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Autounfälle sind für alle Beteiligten ein belastendes Erlebnis. Neben den materiellen Schäden kann es durch einen Autounfall auch zu gesundheitlichen Einschränkungen, Schmerzen oder sogar irreversiblen Körperschäden kommen. Hier erfährst du, wie du für deine Rechte einstehen und Schmerzensgeld beantragen kannst.
Schmerzensgeld nach Autounfall einfordern Das Wichtigste in Kürze
Nach einem Autounfall kann es zu Schmerzen oder Beschädigungen an deiner Gesundheit kommen.
Als Unfallopfer kannst du dann einen Anspruch auf Schmerzensgeld haben, der sich gegen den Unfallverursacher richtet.
Der Anspruch auf Schmerzensgeld nach einem Autounfall unterliegt der regelmäßigen Verjährungsfrist von drei Jahren.
Als Unfallopfer solltest du auf deine Rechte bestehen und mithilfe eines Fachanwalts für Verkehrsrecht Schmerzensgeld fordern.
Wie kann ich Schmerzensgeld nach einem Autounfall einfordern?
Kommt es durch einen Autounfall zu einem – wie auch immer gearteten – Schaden, muss dieser im Nachgang ausgeglichen werden. Hierbei gilt grundsätzlich das Verursacherprinzip: Wer den Unfall zu verantworten hat, muss auch für den dadurch entstandenen Schaden aufkommen. Neben den Schmerzensgeldansprüchen können auf den Unfallverursacher aber auch andere juristische Konsequenzen zukommen: Je nach Unfallhergang ist dann auch eine Ordnungswidrigkeit oder sogar eine Straftat einschlägig.
Du möchtest dich außergerichtlich auf ein Schmerzensgeld einigen – so gehst du vor:
Dokumentiere und belege deine Verletzungen anhand von Arztberichten, Attesten, Rezeptkosten, einer AU und/oder Krankenhausrechnungen.
Verfasse eine Schmerzensgeldforderung, in der die folgenden Informationen beinhaltet sein müssen:
Verletzungen und Folgeschäden, Operationen und Dauer des Heilungsverlaufs, ggf. auch eine AU
Darlegung des Verschuldens des Verursachers; ggf. ist auch deine Mitschuld zu benennen
geforderte Höhe des Schmerzensgeldes (eine Orientierung kannst du im Abschnitt "Wie viel Schmerzensgeld wird gezahlt?" finden)
Richte deine Ansprüche an die Haftpflichtversicherung des Schädigers.
Die Gegenseite wird i. d. R. versuchen, eine Verhandlung zu führen.
Einigst du dich mit der Versicherung sich auf eine bestimmte Schmerzensgeldsumme, wird sie dir ausgezahlt.
Sollte keine außergerichtliche Einigung stattfinden, kannst du nach einem Unfall das Schmerzensgeld vor Gericht anfordern:
Gemeinsam mit einem Anwalt reichst du eine Klage bei einem Zivilgericht ein. Auch hier ist eine detaillierte Dokumentation, darunter der Verletzungen und der geforderten Höhe des Schmerzensgeldes, wichtig.
Die Gegenseite wird auf die Klage reagieren und in Verhandlung treten. Während der Verhandlung werden Zeugen, Beweise und Argumente verhört und präsentiert.
Die Höhe des Schmerzensgeldes wird je nach Einzelfall entschieden.
Nach der Verhandlung fällt das Gericht ein Urteil.
Ist das Urteil rechtskräftig, muss die Gegenseite das Schmerzensgeld zahlen.
Zahlt die Gegenseite nicht freiwillig, kann ein Gerichtsvollzieher beauftragt werden und die Zahlung einfordern.
KLUGO Tipp:
Du solltest dich bei der Forderung von Schmerzensgeld grundsätzlich von einem Fachanwalt für Verkehrsrecht unterstützen lassen. Er hilft dir dabei, ein angemessenes Schmerzensgeld durchzusetzen und unterstützt dich auch bei außergerichtlichen Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung.
Bei Fragen zum Thema Verkehrsrecht oder auch bei Fragen rund um das Thema Schmerzensgeld nach Autounfall helfen wir dir gerne im Rahmen einer telefonischen Erstberatung weiter. Unsere kompetenten KLUGO Partner-Anwälte und Rechtsexperten im Verkehrsrecht stehen dir dabei mit juristischem Rat zur Seite und unterstützen dcih bei allen Anliegen.
Wann habe ich Anspruch auf Schmerzensgeld?
Ein Autounfall hat im besten Fall nur Blechschäden zur Folge. Allerdings zeigt die Statistik, dass Unfälle im Straßenverkehr in vielen Fällen auch Personenschäden verursachen. Diese sind zwar in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgrund der modernen Bauweise von Fahrzeugen immer weniger geworden. Dennoch kommen jedes Jahr zahlreiche Verkehrsteilnehmer zu Schaden, wenn sie als Unfallbeteiligte in das Unfallgeschehen involviert sind. Nach dem Verursacherprinzip muss derjenige, der den Unfall verschuldet hat, für die Folgen des Unfalls einstehen. Dazu zählen alle materiellen Schäden, aber auch die Schäden, die an Leib und Leben anderer Unfallbeteiligter entstanden sind.
Wichtig zu wissen:
Statistisch gesehen sind bei einem Frontalaufprall Weichteilverletzungen die häufigste Verletzung. An zweiter Stelle folgen Frakturen und an dritter Stelle Organverletzungen. Diese können unter Umständen auch tödlich sein. Allerdings ist die Zahl der Getöteten bei Unfällen im Straßenverkehr seit Jahren rückläufig.
Als geschädigtes Unfallopfer kannst du immer dann einen Anspruch auf Schmerzensgeld einfordern, wenn:
der Unfall ursächlich für die diagnostizierten Verletzungen ist.
der Unfallverursacher zumindest fahrlässig gehandelt hat.
durch den Unfall eine gesundheitliche Verschlechterung verursacht wird.
durch den Unfall langanhaltende Krankheiten verursacht werden.
psychische Erkrankungen wie Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen oder Neurosen die Folge sind.
Wichtig!
Auch im Verkehrsrecht gilt für die Bestimmung der Fahrlässigkeit § 276 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches (kurz: BGB). Demnach handelt derjenige fahrlässig, „wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt“. Jeder Verkehrsteilnehmer muss demnach Gewissenhaftigkeit zeigen. Ebenfalls zur erforderlichen Sorgfalt gehört die Einhaltung gewisser allgemeingültiger Regeln.
Wenn es durch einen Autounfall zum Tod kommt
Kommt es durch den Autounfall zum Unfalltod, haben die Angehörigen grundsätzlich keinen Anspruch auf Schmerzensgeld für den Verstorbenen. Ein solcher Anspruch kommt nur ausnahmsweise in Betracht, zum Beispiel dann, wenn die Angehörigen durch den Unfalltod selbst eine gesundheitliche Beeinträchtigung erfahren.
In der verkehrsrechtlichen Praxis bist du als Unfallopfer und damit Geschädigter oft auf juristische Unterstützung durch einen Anwalt angewiesen. Das liegt daran, dass die Versicherungen, die rechtlich für die Zahlung von Schmerzensgeld zuständig sind, häufig einen entsprechenden Anspruch nicht anerkennen oder versuchen, diesen nach unten zu korrigieren. Ist dies der Fall, kommt das Verkehrsrecht zur Anwendung: Vor dem zuständigen Gericht wird dann geklärt, ob der Unfallverursacher tatsächlich für die Schäden einstehen muss und in welcher Höhe ein Anspruch auf Schmerzensgeld vorliegt.
Höhe des Schmerzensgelds Wie viel Schmerzensgeld wird gezahlt?
Die Höhe des Schmerzensgeldes, das dir nach einem Autounfall zusteht, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Zum Ausgleich gelangen dabei die bereits erlittenen Schmerzen bzw. die Schmerzen, die noch eintreten werden (zum Beispiel durch noch notwendige Operationen oder Behandlungen), Ängste und Sorgen bzw. psychische Beeinträchtigungen sowie Einschränkungen der Lebensfreude und Lebensqualität.
Bei der möglichen Höhe spielen folgende Faktoren eine maßgebliche Rolle:
Schmerzintensität
Eingriffsintensität
Folgeschäden
Dauer der Schmerzeinwirkung
Dauer der Arbeitsunfähigkeit
Grad der Arbeitsunfähigkeit
Dauer der stationären oder ambulanten Behandlung
Dauer und Ausmaß von Langzeitschäden
Bisher veröffentlichte Schmerzensgeldtabellen, darunter die ADAC-Schmerzensgeldtabelle und die Beck'sche Schmerzensgeldtabelle, dienen Gerichten als Orientierungshilfe. Die bisher höchste Schmerzensgeldsumme in Deutschland beträgt 800.000 Euro. Solche sechs-stelligen Beträge sind jedoch selten.
Schmerzensgeld bei Autunfällen Schmerzensgeldtabelle
Leichte Prellungen von über zwei Wochen (OLG München, 2016, Az. 10 U 3138/15): 250 €
Schwere Kopfverletzung nach Autounfall; wegen Hirninfarkten Schwerstpflegefall; nach viereinhalb Monaten verstirbt der Unfallgeschädigte. Der Schmerzensgeldanspruch geht auf die Erben des Verstorbenen über. (OLG Celle, 2020, Az. 14 U 81/20): 30.000 €
Unfallbedingtes Schleudertrauma 1. Grades sowie chronifizierte Depression (OLG Düsseldorf, 2015, Az. I-1 U 159/14): 10.000 €
Dauerhafter mittelschwerer Tinnitus als Unfallfolge (OLG Naumburg, 2013, Az. 1 U 97/12): 12.000 €
Dauerhafte Erektionsstörung aufgrund eines Autounfalls, welche zu Beeinträchtigungen des Sexuallebens, Stimmungsveränderungen und Depressionen führen kann (OLG Naumburg, 2014, Az. 2 U 100/13): 25.000 €
Verletzung von Brustkorb und Brustbein infolge des Verkehrsunfalls (OLG München, 2013, Az. 10 U 3314/12): 3.500 €
Schulterverletzung aufgrund des Verkehrsunfalls führten zu zweijährigen Beeinträchtigungen des Alltags und der Freizeit (OLG Karlsruhe, 2012, Az. 9 U 38/11): 7.500 €
Schwere Verletzungen aufgrund des Unfalls führten dazu, dass der Verletzte seitdem vom ersten Halswirbel an gelähmt ist, maschinell beatmet und zum großen Teil über eine Magensonde ernährt werden muss. Er ist - ohne Aussicht auf Heilung - bei vollem Bewusstsein. Der Kläger leidet im Bereich von Hals und Kopf unter starken Schmerzen. (OLG Schleswig-Holstein, 2033, Az. 9 U 92/03): 500.000 € + eine monatliche Rente von 500 €
Welche Kriterien werden für die Berechnung in Betracht gezogen?
Der Anspruch auf Schmerzensgeld beruht auf zwei Grundsäulen: der Ausgleichsfunktion und der Genugtuungsfunktion.
Die Ausgleichsfunktion sorgt für die Deckung der Kosten, die nach einem Unfall zur Behandlung und Heilung anfallen. Für den Mehraufwand an Operationen oder Medikamenten z. B. aufgrund von Polytraumata nach einem Motorradunfall schafft das Schmerzensgeld hier Entschädigung und einen Ausgleich. Die Ausgleichsfunktion deckt den finanziellen Aspekt ab.
Die Genugtuungsfunktion deckt darüber hinaus die subjektive Seite ab. Sie dient der Wiedergutmachung für den erlittenen Unfall. Das Schmerzensgeld soll dir als Geschädigten Erleichterung bzw., wie das Wort besagt, "Genugtuung" verschaffen. Der Schädiger soll mit der Zahlung des Schmerzensgelds seine Tat büßen und gleichzeitig wiedergutmachen. Da jeder Mensch Schmerz subjektiv und anders empfindet, ist es schwierig, einzuschätzen, durch welche Summe Wiedergutmachung gleichzeitig auch Genugtuung bedeutet.
Kann der Anspruch auf Schmerzensgeld verjähren?
Durch die Verjährung werden Rechtsstreitigkeiten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes beigelegt. Die Verjährung von Ansprüchen wie dem Schmerzensgeld beträgt i. d. R. drei Jahre. Die Verjährungsfrist läuft ab Ende des Jahres, in dem es zum Schadensfall kam. Nach Ablauf der Verjährungsfrist kannst du keine Ansprüche mehr durchsetzen oder Nachverhandlungen führen.
Die Verjährungsfrist beginnt von neuem, wenn:
der Beschuldigte seine Schuld eingesteht oder
der Schädiger verurteilt wird.
Es gibt Ausnahmefälle, in denen der Anspruch auf Schmerzensgeld verlängert werden kann. Gründe für eine Verlängerung der Verjährungsfrist sind z. B. laufende Gerichtsverhandlungen, beantragte Mahnbescheide gegen den Schädiger oder das Leistungsverweigerungsrecht des Schädigers. Ansprüche auf Schmerzensgeld, die auf einer vorsätzlichen Verletzung z. B. des Lebens oder der Gesundheit beruhen, verjähren erst nach 30 Jahren.
Wer muss das Schmerzensgeld nach einem Autounfall zahlen?
Auch im Verkehrsrecht gilt das Verursacherprinzip. Damit muss der Unfallverursacher dir als Unfallopfer das Schmerzensgeld in angemessener Höhe zahlen. Natürlich wird der Unfallverursacher das Schmerzensgeld nach einem Autounfall nicht aus eigener Tasche zahlen. Er wird deinen Anspruch an seine Haftpflichtversicherung weitergeben, die für die entstandenen materiellen und auch immateriellen Schäden aufkommt.
Obwohl die Versicherung genau dafür da ist, Schäden zu regulieren, die aus Unfällen hervorgehen, gibt es in der Praxis oftmals Schwierigkeiten, wenn es darum geht, Schmerzensgeld nach einem Autounfall geltend zu machen. Dabei greifen die Versicherer gerne zu den unterschiedlichsten Tricks und Kniffen, um eine Zahlung zu umgehen. Besonders häufig werden den Geschädigten zum Beispiel Gegenangebote gemacht: Diese liegen dann unter der ursprünglichen Forderung und sind in der Regel als unangemessen zu betrachten. Stößt du bei der Geltendmachung von Schmerzensgeld nach einem Autounfall auf Schwierigkeiten im Umgang mit der gegnerischen Versicherung, so kann dir ein Anwalt dabei helfen, eine angemessene Summe durchzusetzen.
KLUGO Tipp:
Als Geschädigter solltest du dich nach einem Autounfall nicht auf Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung einlassen. Mit der Unterstützung eines Anwalts für Verkehrsrecht lassen sich Ansprüche schnell und zuverlässig einfordern und durchsetzen – oft auch ohne gerichtliche Auseinandersetzung.
Bei Fragen zum Thema Verkehrsrecht oder auch bei Fragen rund um das Thema Schmerzensgeld nach Autounfall helfen wir dir gerne im Rahmen einer telefonischen Erstberatung weiter. Unsere kompetenten KLUGO Partner-Anwälte und Rechtsexperten im Verkehrsrecht stehen dir dabei mit juristischem Rat zur Seite und unterstützen dich bei allen Anliegen.