Schleudertrauma Schmerzensgeldanspruch
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Schmerzensgeld bei Schleudertrauma – so viel Geld steht Ihnen zu!

Häufig kommt es gerade nach Auffahrunfällen bei Unfallbeteiligten zu einem Schleudertrauma. Was zunächst harmlos erscheint, kann für den Verursacher des Unfalls teuer werden: Den Betroffenen steht in der Regel ein Anspruch auf Schmerzensgeld bei einem Schleudertrauma zu.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Schleudertrauma ist eine häufige Verletzung nach einem Unfall. Oft ist ein Auffahrunfall dafür ursächlich.
  • Das Unfallopfer kann einen Anspruch auf Schmerzensgeld haben, allerdings muss dafür ein entsprechendes ärztliches Gutachten vorliegen.
  • Der Anspruch auf Schmerzensgeld bei Schleudertrauma unterliegt der regelmäßigen Verjährungsfrist von drei Jahren.

Wann kommt ein Anspruch auf Schmerzensgeld nach einem Schleudertrauma in Betracht?

Das Schleudertrauma zählt zu den häufigsten Verletzungen nach einem Autounfall. Meistens ist hier ein Auffahrunfall der Grund. Eine kleine Unaufmerksamkeit – und schon ist der Unfallverursacher auf den Vordermann aufgefahren. Der Aufprall sorgt dafür, dass der Kopf des Unfallopfers ruckartig bewegt wird. Je nach Schwere des Unfalls ist damit eine Verletzung der Halswirbelsäule einhergehend und ein Schleudertrauma manifest.

Ein Schleudertrauma ist zwar statistisch gesehen eine häufige Unfallfolge, lässt sich aber in der Diagnostik nur schwer nachweisen. Klassische bildgebende Verfahren scheiden hier aus, da sich der Befund nicht über ein Röntgenbild oder ein MRT darstellen lässt. Eine Diagnose erfolgt dann regelmäßig über die typischen Beschwerden und den Unfallhergang.

Damit ein Unfallopfer aufgrund eines vorliegenden Schleudertraumas Schmerzensgeld verlangen kann, wird zunächst ein entsprechendes Gutachten vom Arzt benötigt. In der Praxis landen Fälle, in denen es um Schmerzensgeld nach einem Schleudertrauma geht, häufig vor Gericht, weil Versicherungen oftmals nicht zahlen wollen und das Vorliegen eines Schleudertraumas in Frage stellen. In diesen Fällen wird das Verkehrsrecht einschlägig: Vor dem zuständigen Gericht wird dann geklärt, ob der Unfallverursacher tatsächlich für die Schäden haftet oder ob eventuell eine Mitschuld des Unfallopfers vorlag.

Schadensersatz erhalten Sie als Unfallopfer immer dann, wenn nach einem Unfall Schäden vorliegen, die erstattet werden müssen. Das können zum Beispiel Fahrzeugreparaturen, Arztrechnungen oder auch Fahrtwege sein, die durch den Unfall erforderlich geworden sind. Sofern die Kosten unmittelbar mit dem Unfall zusammenhängen oder direkte Folgen davon sind, können Sie sie als Schadensersatz zurückfordern.

Wer muss das Schmerzensgeld nach einem Autounfall zahlen?

Normalerweise muss der Unfallverursacher das Schmerzensgeld zahlen, das dem Geschädigten durch den Autounfall zusteht. Dies ist losgelöst von der konkreten Diagnose: Auch bei körperlichen Beeinträchtigungen abseits von einem Schleudertrauma ist der Unfallverursacher Adressat für Schmerzensgeldforderungen des Unfallopfers.

Allerdings muss der Unfallverursacher dafür nicht selbst in die Tasche greifen. Die Haftpflichtversicherung kommt genau für die Schäden auf, die durch den Unfall verursacht wurden. Dazu zählen auch die immateriellen Schäden, die über einen Schmerzensgeldanspruch gem. § 253 BGB aufgefangen werden.

Erfahrungsgemäß versuchen Versicherungen häufig, eine Zahlung zu umgehen. In vielen Fällen wird dem Unfallgeschädigten auch ein viel zu geringes Schmerzensgeld angeboten. In solchen Konstellationen kann ein Anwalt dabei helfen, ein angemessenes Schmerzensgeld durchzusetzen.

klugo tipp

Lassen Sie sich als Unfallopfer nicht auf langwierige Diskussionen mit der gegnerischen Haftpflichtversicherung ein. Mit der Unterstützung eines Fachanwalts für Verkehrsrecht lassen sich Ansprüche schnell und zuverlässig einfordern und durchsetzen – oft auch ohne gerichtliche Auseinandersetzung.

Wie hoch ist das Schmerzensgeld bei einem Schleudertrauma?

Die Höhe des Schmerzensgeldes, das nach einem Schleudertrauma dem Unfallopfer zusteht, hängt von zahlreichen Faktoren ab.

Dazu gehören:

  • Geschwindigkeit der beteiligten Fahrzeuge
  • Aufprallgeschwindigkeit
  • Differenzgeschwindigkeit
  • Sitzposition der Geschädigten
  • Beschwerden und Beeinträchtigungen durch den Unfall
  • Diagnose des Arztes und Schweregrad des Schleudertraumas
  • bleibende Schäden und Beeinträchtigungen
  • Dauer und Umfang der Arbeitsunfähigkeit
  • psychische Beeinträchtigungen der Geschädigten

Im Vordergrund bei der Beurteilung des Schleudertraumas steht insbesondere der Schweregrad.

Dieser lässt sich in Grade einteilen, die wie folgt definiert werden:

  • Schweregrad 0: kein klinischer Befund / Diagnose; keine Schmerzen; keine bleibenden Beeinträchtigungen; keine Arbeitsunfähigkeit.
  • Schweregrad 1: kein klinischer Befund / Diagnose; Schmerzen im Nacken; Verspannungen; "steifer Nacken"; Arbeitsunfähigkeit zwischen 1 und 2 Wochen.
  • Schweregrad 2: wie Schweregrad 1, aber zusätzlich Bewegungseinschränkungen und Druckschmerz; Muskelverspannungen; unter Umständen Gefäßverletzungen; Arbeitsunfähigkeit zwischen 2 und 8 Wochen.
  • Schweregrad 3: wie Schweregrad 2, aber zusätzlich Lähmungserscheinungen; neurologischer Befund / Diagnose; Arbeitsunfähigkeit zwischen 2 und 12 Monaten.
  • Schweregrad 4: Bänderriss oder Verletzung des Rückenmarks; Fraktur der Halswirbelsäule; Dislokation / Wirbelverschiebung; Querschnittslähmung möglich; Arbeitsunfähigkeit dauerhaft.

Durch die sichere Bauweise moderner Autos kommt es in den meisten Fällen bei Unfällen zu einem Schleudertrauma 1. Grades. Nur sehr selten sind dauerhafte Schädigungen mit einem Schleudertrauma einhergehend.

HWS-Distorsion (Schleudertrauma) - Urteile und Schmerzensgeldansprüche

Schwere & Folgen von Schleudertraumata Urteil Schmerzensgeld
Leichtes Schleudertrauma nach unverschuldeten Verkehrsunfall; Folgen: zweiwöchige vollständige Arbeitsunfähigkeit LG Bonn, 2008, Az. 15 O 83/08 1.000 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 1.170 €
Leichtes Schleudertrauma nach unverschuldeten Verkehrsunfall; Folgen: Schmerzen im Rücken- und Schultergürtelbereich, Druckschmerzen im Bereich des Nackens und der Halswirbelsäule, Arbeitsunfähigkeit von vier Tagen OLG Saarbrücken, 2003, Az. 3 U 144/03 500 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 652 €
Leichtes bis mittelschweres Schleudertrauma nach Verkehrsunfall; Folgen: Arbeitsunfähigkeit von vier Tagen OLG Koblenz, 2014, Az. 6 S 274/14 500 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 547 €
Schleudertrauma nach Auffahrunfall OLG München, 2015, Az. 10 U 824/14 300 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 325 €
Schleudertrauma 1. Grades nach Verkehrsunfall; Folgen: chronische Nackenschmerzen, eingeschränkte Arbeitsfähigkeit, Trunkenheitsfahrt des Unfallverursachers wirkt sich schmerzensgelderhöhend aus OLG München, Az. 10 U 3341/13 13.000 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 14.240 €
Leichtes Schleudertrauma eines 39-jährigen Mannes nach unverschuldeten Verkehrsunfall; Folgen: fast fünfmonatige vollständige Arbeitsunfähigkeit, 22-tägiger Krankenhausaufenthalt, dauerhafte mehrmals am Tag auftretende Schwindelattacken von drei bis fünf Minuten OLG Saarbrücken, 2005, Az. 4 U 236/04 6.000 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 7.625 €
Schleudertrauma 1. Grades nach Verkehrsunfall; Folgen: chronifizierte Depression OLG Düsseldorf, 2015, Az. I-1 U 159/14 10.000 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 10.856 €
Zusammenstoß einer Inline-Skaterin mit Radfahrerin; Folgen: u.a. Schädel-Hirn-Trauma 3. Grades, 5-minütige Bewußtlosigkeit nach Unfall, Krankenhausaufenthalt von einem Monat, anschließende Rehabilitationsmaßnahmen OLG Hamm, 2000, Az. 6 U 63/00 60.000 DM (30.677,51 €) - unverbindliche Hochrechnung (2020): 42.001,10 €
Unfallopfer erleidet bei schwerem Verkehrsunfall vor allem Schleudertrauma Typ 2; Folgen: psychosomatisch bedingte chronische Nacken- und Kopfschmerzen sowie periodisch auftretende Schwindelgefühle, Hörstörungen sowie Taubheitsgefühle im vierten und fünften Finger der rechten Hand, 1 1/2-jährige Arbeitsunfähigkeit, Aufgabe des Berufs, Umschulung OLG Celle, 1999, Az. 14 U 277/99 40.000 DM (20.451,68 €) - unverbindliche Hochrechnung (2020): 28.000,74 €
Schweres Schleudertrauma einer Arzthelferin infolge Verkehrsunfalls sowie Bruch des Nasenbeins, Schürf- und Schnittwunden und zahlreiche Prellungen, negatives Verhalten der gegnerischen Haftpflichtversicherung; Folgen: erhebliche posttraumatische Belastungsstörung, Angst vor alleinigem Verlassen der Wohnung OLG Schleswig-Holstein, 2007, Az. 7 U 76/07 30.000 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 35.120 €
Verheirateter 35-jähriger Familienvater mit drei Kindern erleidet schweres Schleudertrauma wegen grob fahrlässig verursachten Verkehrsunfalls; Folgen: Wachkoma, künstliche Ernährung, Notwendigkeit der dauerhaften Unterbringung in Pflegeheim OLG Oldenburg, 2014, Az. 15 U 50/14 500.000 € - unverbindliche Hochrechnung (2020): 547.725 €
Schweres Schleudertrauma nach Verkehrsunfall; Folgen: appalisches Syndrom, 6 Monate Wachkoma OLG Naumburg, 2014, Az. 2 U 62/14 60.000 € abzüglich 25 % wegen Mitverschuldens - unverbindliche Hochrechnung (2020): 65.140 €

Wie bekomme ich Schmerzensgeld nach einem Schleudertrauma?

Ein Unfall löst aus juristischer Sicht eine Vielzahl an Konflikten aus. Zum einen werden dabei in der Regel Fragestellungen aus dem Ordnungswidrigkeiten- bzw. Verkehrsstrafrecht einschlägig, zum anderen können Unfallopfer aber auch Schadensersatz- bzw. Schmerzensgeldforderungen auf zivilrechtlicher Ebene stellen.

Um nach einem Schleudertrauma gegen den Unfallverursacher vorzugehen, sollten Sie als Geschädigter zunächst auf außergerichtlichem Wege versuchen, Ihren Anspruch geltend zu machen.

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Wenden Sie sich in einem ersten Schritt an die Versicherung des Unfallverursachers und versuchen Sie, "auf dem kleinen Dienstweg" ein angemessenes Schmerzensgeld zu bekommen.

Scheitert die außergerichtliche Einigung mit der Versicherung bzw. dem Unfallverursacher, bleibt Ihnen die Klage auf Schmerzensgeld vor dem zuständigen Gericht.

Mit einer Klage auf Schmerzensgeld können Sie Ihre Ansprüche auf Schmerzensgeld nach einem Schleudertrauma final vor Gericht durchsetzen. Hierzu sollten Sie sich von einem Anwalt für Verkehrsrecht unterstützen lassen. Er kann Ihnen nicht nur dabei helfen, ein angemessenes Schmerzensgeld zu bekommen, sondern steht Ihnen auch bei Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung zur Seite.

Ansprüche auf Schmerzensgeld unterliegen der Verjährung. Diese beträgt nach einem Unfall drei Jahre ab dem Ende des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist. Sollten sich in dieser Zeit keine erkennbaren Schäden zeigen, können Geschädigte nach dieser Zeit kein Schmerzensgeld nach Schleudertrauma beantragen.

Bei Fragen zum Thema Verkehrsrecht oder auch bei Fragen rund um das Thema Schmerzensgeld nach Schleudertrauma helfen wir Ihnen gerne im Rahmen einer telefonischen Erstberatung weiter. Unsere kompetenten KLUGO Partner-Anwälte und Rechtsexperten im Verkehrsrecht stehen Ihnen dabei mit juristischem Rat zur Seite und unterstützen Sie bei allen Anliegen.

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Beitrag juristisch geprüft von der KLUGO-Redaktion

Der Beitrag wurde mit großer Sorgfalt von der KLUGO-Redaktion erstellt und juristisch geprüft. Dazu ergänzen wir unseren Ratgeber mit wertvollen Tipps direkt vom Experten: Unsere spezialisierten Partner-Anwälte zeigen auf, worauf es beim jeweiligen Thema ankommt.