Erbstreitigkeiten vermeiden
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Erbstreitigkeiten vermeiden: So umgehen Sie Streit ums Erbe!

Die Regelung für den eigenen Nachlass hat vor allem das Ziel, im Todesfall Streitigkeiten und Konflikte unter den Hinterbliebenen und Angehörigen zu vermeiden. Doch auch mit Testament oder Erbvertrag ist das nicht garantiert: Eine Möglichkeit, Erbstreitigkeiten zu umgehen, kann die Unterstützung durch einen Anwalt für Erbrecht sein.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erbstreitigkeiten sind in Deutschland an der Tagesordnung – durch eine frühzeitige Nachlassregelung können Sie dem Streit ums Erbe entgegenwirken.
  • Typischerweise kommt es zum Streit ums Erbe, wenn der Nachlass in einer Erbengemeinschaft geteilt wird.
  • Konflikte und Erbstreitigkeiten entstehen häufig auch dort, wo enge Angehörige per Testament enterbt werden oder der Pflichtteil entzogen werden soll.
  • Ein Anwalt für Erbrecht hilft dabei, den Nachlass schon frühzeitig ganz nach dem Willen des Erblassers zu regeln und per Testament oder Erbvertrag festzulegen.

Wann kommt es zu Erbstreitigkeiten?

Trotz Nachlassregelung und umfassender Vorsorge: In Deutschland "kracht" es häufig, wenn es ums Erben und Vererben geht. Laut Statistik ist rund ein Drittel aller Rechtsstreitigkeiten im Zivilrecht dem Bereich des Erbrechts zuzuordnen.

Dabei entstehen Erbstreitigkeiten häufig durch ganz typische Konstellationen:

  • Der Erblasser hat seinen Nachlass nicht oder nicht ausreichend geregelt.
  • Die Nachlassregelung ist aufgrund von Formfehlern unwirksam.
  • Die Mitglieder der Erbengemeinschaft sind uneins.
  • Der Erblasser hat in der Nachlassregelung die Pflichtteilsansprüche vergessen.
  • Der Erblasser hinterlässt Immobilien oder illiquides Vermögen.
  • Der Erblasser enterbt nahestehende Angehörige.
  • Die Erben wollen das Erbe nicht antreten.
  • Das Testament des Erblassers wird angefochten.

Die Gründe für Erbstreitigkeiten sind unterschiedlich – begründen sich aber in vielen Fällen damit, dass der Erblasser bei der Nachlassregelung wichtige Aspekte außer Acht gelassen hat oder sich um die Nachlassregelung überhaupt nicht gekümmert hat.

Niemand beschäftigt sich gerne mit Gedanken an den eigenen Tod: Dennoch kann es sinnvoll sein, sich schon frühzeitig mit der Frage zu beschäftigen, wer im Rahmen der Nachlassregelung bedacht werden soll – und wie Sie Ihren letzten Willen rechtswirksam an Ihre Hinterbliebenen übermitteln können.

Typische Konstellationen beim Streit ums Erbe

In der erbrechtlichen Praxis treten bestimmte Konstellationen immer wieder auf, wenn es um Erbstreitigkeiten geht.

Erbstreitigkeiten vermeiden – Infografik
Erbstreitigkeiten vermeiden – Infografik

Praxisbeispiel

Der hoch verschuldete Günter stirbt völlig überraschend im Schlaf. Er wird durch seinen einzigen Sohn Kevin beerbt. Dieser kommt aber gar nicht mehr dazu, sich um alles zu kümmern – er stirbt 14 Tage nach seinem Vater bei einem Verkehrsunfall, als er völlig in Gedanken bei Rot über die Straße läuft. Kevin hatte seine Verlobte Karola testamentarisch als Alleinerbin bedacht. Da Kevin das Erbe von Günter nicht ausgeschlagen hat, steht Karola nun vor dem Problem, dass sie zwar die Erbschaft von Kevin annehmen möchte – nicht aber die Erbschaft von Günter, die ausschließlich aus Schulden und Verbindlichkeiten besteht.

Erbstreitigkeiten bei Ausschlagung des Erbes

Der Gesetzgeber stellt es den Erben frei, das Erbe anzunehmen – oder die Erbschaft auszuschlagen. Dies ergibt sich aus den §§ 1942 Abs. (1), 1953 Abs. (1) des Bürgerlichen Gesetzbuches (kurz: BGB).

In der Regel wird die Erbschaft ausgeschlagen, wenn das Erbe aus Schulden besteht – und für die Erben somit vor allem eine finanzielle Belastung darstellt. Wichtig zu wissen: Das Erbe kann nicht nur teilweise ausgeschlagen werden – dies geht nur einheitlich. Ebenfalls von Bedeutung im Rahmen der Ausschlagung: Das Recht auf Ausschlagung ist nach § 1952 BGB vererblich – es geht auch auf die sogenannten Erbeserben über.

Erbstreitigkeiten innerhalb der Erbengemeinschaft

Besteht eine sogenannte Erbengemeinschaft, dann kann es hier schnell zu Konflikten kommen, wenn die Mitglieder der Erbengemeinschaft uneins sind oder wenn der Erblasser die Bruchteile für die einzelnen Miterben nicht oder nicht richtig angegeben hat.

Abhilfe schafft dann die Auflösung der Erbengemeinschaft. Diese wird auch als Auseinandersetzung bezeichnet und beinhaltet faktisch die Liquidation der Erbengemeinschaft. Dazu gehören:

  • Abwicklung aller Rechtsbeziehungen
  • Befriedigung der Nachlassgläubiger
  • Erledigung aller Rechtsgeschäfte
  • Ausgleichung von Vorempfängen
  • Teilung des verbleibenden Restes unter den Miterben

Soll nicht die gesamte Erbengemeinschaft aufgelöst werden, kommt auch die Auszahlung eines einzelnen Miterben in Betracht. Dies setzt allerdings voraus, dass alle Erben der Erbengemeinschaft mit der Auszahlung einverstanden sind.

Die Auseinandersetzung im Rahmen einer Erbengemeinschaft scheitert häufig an den widerstreitenden Interessen der einzelnen Miterben. Hier kann ein Anwalt für Erbrecht dabei helfen, die Fronten zu klären und die zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen aufzuzeigen.

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Erbstreitigkeiten durch fehlendes oder falsches Testament

Wenn der Erblasser ein falsches Testament – oder womöglich überhaupt keine Nachlassregelung – hinterlässt, dann sind Streitigkeiten ums Erbe fast schon vorprogrammiert. Juristisch ist es daher empfehlenswert, dass Sie schon frühzeitig ein wirksames und eindeutiges Testament aufsetzen, in dem Sie Ihren letzten Willen unmissverständlich und verbindlich formulieren.

Besonders häufig kommt es dabei zu einer Anfechtung der Nachlassregelung. Wie auch alle anderen Willenserklärungen kann auch ein Testament angefochten werden – zum Beispiel, weil dieses durch einen Irrtum oder durch eine Drohung maßgeblich motiviert wurde.

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Da bei einer Anfechtung eines Testaments regelmäßig juristische Expertise gefragt ist, empfiehlt sich hier die Unterstützung durch einen Anwalt für Erbrecht. Dieser kann zuverlässig ein vorhandenes Testament auf die Möglichkeit einer Anfechtung prüfen und diese auch geltend machen. Zu beachten ist hierbei die gesetzliche Anfechtungsfrist: Diese beträgt nach § 2082 Abs. (1) BGB ein Jahr.

Erbstreitigkeiten beim Enterben von Angehörigen

Möchte der Erblasser enge Angehörige vom Nachlass ausschließen, kann er dies im Rahmen einer Nachlassregelung tun. Ein Testament ist dabei die am häufigsten genutzte Möglichkeit, um die gesetzliche Erbfolge zu umgehen.

Streit ums Erbe entsteht in diesem Zusammenhang häufig dann, wenn der Erblasser außer Acht lässt, dass auch bei einer Enterbung den engsten Angehörigen ein Pflichtteilsanspruch zusteht. Dieser kann auch nicht per Testament entzogen werden.

Nur in Ausnahmefällen kann der Pflichtteil entzogen werden. Die Gründe dafür sind in § 2333 Abs. (1) BGB aufgeführt. Grundsätzlich kann der Pflichtteil nur entzogen werden, wenn es sich um schwerwiegende Verfehlungen gegenüber dem Erblasser, dem Ehegatten des Erblassers oder gegenüber einer anderen, dem Erblasser nahestehenden Person handelt.

Wie kann ein Rechtsanwalt helfen, um Erbstreitigkeiten zu vermeiden?

Ein Anwalt für Erbrecht kann durch fundierte Unterstützung bei der Regelung des eigenen Nachlasses helfen, Streitigkeiten unter den Erben um den Nachlass zu vermeiden. Dies empfiehlt sich schon frühzeitig – so lassen sich die eigenen Wünsche in der Nachlassregelung rechtswirksam unterbringen.

Daneben kann ein Anwalt für Erbrecht auch behilflich sein, wenn es im Rahmen eines Erbfalles doch zum Streit ums Erbe kommt: Er vertritt die Hinterbliebenen beispielsweise bei der Auseinandersetzung einer Erbengemeinschaft, aber auch bei allen anderen Anliegen sowohl gerichtlich als auch bei außergerichtlichen Verhandlungen und Gesprächen.

Zahlt die Rechtsschutzversicherung bei Erbstreitigkeiten?

Wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung besitzen, kommt diese unter Umständen für die Kosten auf, die sich im Rahmen von Erbstreitigkeiten ergeben. Ob dies tatsächlich der Fall ist, zeigt ein Blick in den Versicherungsvertrag und die Versicherungsbedingungen. Im Rahmen einer Deckungsanfrage können Sie im Vorfeld bei Ihrer Rechtsschutzversicherung erfragen, welche Kosten durch den Versicherungsvertrag abgedeckt sind. Auch dabei kann Ihnen ein Rechtsanwalt mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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Erbstreitigkeiten können schnell teuer werden – die Kosten orientieren sich dabei am sogenannten Streitwert. Eine Rechtsschutzversicherung ist sinnvoll, wenn die Kosten für den Anwalt oder das Gericht nicht zum wirtschaftlichen Risiko werden sollen.

Wenn Sie Hilfe beim Thema Nachlassregelung benötigen oder sich über die generellen Möglichkeiten informieren möchten, wie Sie Ihren Nachlass nach Ihren Wünschen vererben können, erhalten Sie bei uns im Rahmen einer Erstberatung durch einen unabhängigen Rechtsanwalt wertvollen Input. Unsere Partner-Anwälte helfen Ihnen gerade in komplexeren Rechtsangelegenheiten zum Thema Erbrecht gerne weiter.

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Beitrag juristisch geprüft von der KLUGO-Redaktion

Der Beitrag wurde mit großer Sorgfalt von der KLUGO-Redaktion erstellt und juristisch geprüft. Dazu ergänzen wir unseren Ratgeber mit wertvollen Tipps direkt vom Experten: Unsere spezialisierten Partner-Anwälte zeigen auf, worauf es beim jeweiligen Thema ankommt.