Arbeitgeber verklagen

Das musst du wissen Arbeitgeber verklagen: Gründe und Vorgehensweise

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In der Arbeitswelt kann es zu Situationen kommen, in denen du dich als Arbeitnehmer ungerecht behandelt, benachteiligt oder sogar geschädigt fühlst. In solchen Fällen kann es notwendig sein, rechtliche Schritte gegen deinen Arbeitgeber einzuleiten. Doch wann genau ist es möglich, deinen Arbeitgeber zu verklagen? Welche Gründe rechtfertigen eine Klage und was solltest du dabei beachten? Hier erfährst du alles Wichtige zum Thema.

von N. Haussmann
04.03.2025
7 Min Lesezeit

Arbeitgeber verklagen Das Wichtigste in Kürze

  • Es gibt verschiedene Gründe, die eine Klage gegen den Arbeitgeber rechtfertigen.

  • Eine Klage gegen den Arbeitgeber ist beispielsweise bei Mobbing, Lohnverzug und ungerechtfertigten Kündigungen möglich.

  • Als Arbeitnehmer bist du in der Beweislast, wenn du deinen Arbeitgeber verklagst.

  • Im Rahmen einer Klage entstehen Gerichts- und Anwaltskosten, die sich nach dem Streitwert richten.

  • Ein Anwalt für Arbeitsrecht ist der richtige Ansprechpartner, wenn du deinen Arbeitgeber verklagen möchtest.

Diese Gründe gibt es Arbeitgeber verklagen

Eine Klage gegen deinen Arbeitgeber ist ein schwerwiegender Schritt, der gut überlegt sein sollte. Es gibt aber verschiedene Situationen, in denen eine Klage gerechtfertigt und manchmal sogar notwendig ist, um deine Rechte als Arbeitnehmer zu schützen. Die weitaus schonendere Art, mit Konflikten im Arbeitsrecht umzugehen, ist eine Mediation. Speziell, wenn es darum geht, diese Konflikte nicht weiter eskalieren zu lassen.

Arbeitgeber wegen psychischer Belastung verklagen

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz können schwerwiegende Folgen für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden haben. Wenn dein Arbeitgeber seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommt und keine angemessenen Maßnahmen ergreift, um dich vor übermäßigem Stress, Burnout oder anderen psychischen Belastungen zu schützen, kann dies ein Grund für eine Klage sein.

In folgenden Situationen kannst du darüber nachdenken, deinen Arbeitgeber wegen psychischer Belastung zu verklagen:

  • Anhaltende Überlastung durch unrealistische Arbeitsanforderungen

  • Fehlende Unterstützung bei bekannten psychischen Problemen

  • Ignorieren von Hinweisen auf psychische Belastungen im Team

Arbeitgeber wegen Mobbing verklagen

Mobbing und Diskriminierung am Arbeitsplatz sind leider immer noch weit verbreitet und können ebenfalls schwerwiegende Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Wenn du Opfer von Mobbing oder Diskriminierung wirst und dein Arbeitgeber trotz Kenntnis der Situation nicht angemessen reagiert, kann dies ein triftiger Grund sein, deinen Arbeitgeber wegen Mobbing zu verklagen.

Mögliche Formen von Mobbing und Diskriminierung sind:

  • Ausgrenzung oder Schikane durch Kollegen oder Vorgesetzte

  • Benachteiligung aufgrund von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung

  • Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Arbeitgeber verklagen wegen Gehalt

Wenn dein Arbeitgeber deinen Lohn nicht, nicht vollständig oder verspätet zahlt, verstößt er gegen seine vertraglichen Pflichten. In diesem Fall hast du das Recht, deinen Arbeitgeber wegen Lohnverzug zu verklagen und so dein Gehalt einzufordern.

Arbeitgeber verklagen wegen Kündigung

Eine Kündigung kann ein schwerer Schlag sein, besonders wenn sie ungerechtfertigt oder nicht rechtmäßig erfolgt. In bestimmten Fällen kannst du gegen eine Kündigung klagen, um deine Rechte zu wahren und möglicherweise deinen Arbeitsplatz zu behalten oder eine Abfindung zu erhalten. Das Wichtigste zur Kündigung auf einen Blick findest du hier.

Gründe für eine Klage gegen eine Kündigung sind beispielsweise:

  • Fehlen eines wichtigen Grundes bei einer fristlosen Kündigung

  • Missachtung des Kündigungsschutzes (z. B. bei Schwangerschaft oder Schwerbehinderung)

  • Formfehler bei der Kündigung (z. B. fehlende Schriftform)

  • Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz (fehlende Anhörung des Betriebsrats)

Wichtig: Bei einer Kündigungsschutzklage musst du sehr schnell handeln. Die Klagefrist beträgt in der Regel nur drei Wochen ab Zugang der schriftlichen Kündigung.

Arbeitgeber auf Schadensersatz verklagen: Wann habe ich Anspruch darauf?

In bestimmten Situationen kannst du deinen Arbeitgeber auf Schadensersatz verklagen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Arbeitgeber seine Fürsorgepflicht verletzt und dir dadurch ein Schaden entstanden ist.

Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers umfasst den Schutz deiner Gesundheit, deiner Persönlichkeitsrechte und deines Eigentums am Arbeitsplatz. Wird diese Pflicht verletzt, kann dies zu einem Schadensersatzanspruch führen, beispielsweise in folgenden Situationen:

Um Schadensersatz geltend zu machen, musst du nachweisen, dass der Arbeitgeber seine Fürsorgepflicht schuldhaft verletzt hat und dir dadurch ein konkreter Schaden entstanden ist. Der Schaden kann sowohl materiell (z. B. Behandlungskosten, Verdienstausfall) als auch immateriell (z. B. Schmerzensgeld bei psychischen Belastungen) sein.

Was sollte ich wissen und beachten, wenn ich meinen Arbeitgeber verklagen möchte?

Wenn du deinen Arbeitgeber verklagen möchtest, solltest du einiges beachten, damit du deinen Schritt im Nachhinein nicht bereust.

Besonders wichtig sind folgende Punkte:

  1. Dokumentiere alles: Sammle alle relevanten Beweise, Dokumente und Zeugenaussagen, die deine Klage unterstützen können.

  2. Beachte eventuelle Fristen: In vielen Fällen gibt es strikte Fristen für die Einreichung einer Klage. Informiere dich frühzeitig über die geltenden Fristen in deinem Fall.

  3. Prüfe verschiedene Alternativen zur Klage: Überlege, ob es Möglichkeiten zur gütlichen Einigung gibt, bevor du den Rechtsweg beschreitest. Ein Gespräch oder eine Mediation können manchmal schneller und kostengünstiger zum Ziel führen.

  4. Vertraue auf rechtliche Unterstützung: Konsultiere einen Fachanwalt für Arbeitsrecht, um deine Chancen und Risiken realistisch einschätzen zu können. Soforthilfe von einem Rechtsexperten bekommst du in unserer Erstberatung.

  5. Bedenke die Konsequenzen: Eine Klage gegen den Arbeitgeber kann das Arbeitsverhältnis nachhaltig belasten. Überlege, ob du bereit bist, diese Konsequenzen zu tragen. Zudem kann ein Rechtsstreit auch emotional belastend sein. Darauf solltest du mental vorbereitet sein.

  6. Hol dir Unterstützung: Wenn du Mitglied einer Gewerkschaft bist oder einen Betriebsrat hast, können diese dich bei rechtlichen Schritten unterstützen.

  7. Kläre deine finanzielle Situation: Ein Rechtsstreit ist mit Kosten verbunden. Doch dazu später mehr.

Arbeitgeber verklagen: Wie gehe ich vor?

Sobald du genügend Beweise für eine Klage gesammelt und dir einen rechtlichen Beistand gesucht hast, wird dein Anwalt eine Klageschrift erstellen, in der er alle relevanten Fakten und rechtlichen Argumente darlegt. Die Klage wird dann beim zuständigen Arbeitsgericht eingereicht. In der Regel findet dann zunächst eine Güteverhandlung statt, bei der versucht wird, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen.

Kommt es zu keiner Einigung, folgt die Hauptverhandlung, in der beide Seiten ihre Argumente vortragen. Das Gericht fällt ein Urteil, gegen das unter Umständen Berufung eingelegt werden kann.

Wichtig: Je nach Komplexität des Falls kann ein Prozess mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.

Mit welchen Kosten muss ich rechnen, wenn ich meinen Arbeitgeber verklagen möchte?

Wie eben schon kurz angeschnitten, entstehen Kosten, wenn du deinen Arbeitgeber verklagen möchtest. Diese Kosten setzen sich aus Anwaltskosten und Gerichtskosten zusammen. Sowohl die Anwaltskosten als auch die Gerichtskosten sind vom Streitwert abhängig und können daher erheblich variieren. In manchen Fällen können außerdem Gutachten erforderlich sein, die zusätzliche Kosten verursachen.

Da im Arbeitsrecht jede Partei in erster Instanz ihre eigenen Anwaltskosten trägt, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens, musst du dir also bewusst sein, dass Kosten auf dich zukommen, wenn du deinen Arbeitgeber verklagst. Die Gerichtskosten hingegen trägt in der Regel die unterlegene Partei.

Um dich vor hohen Kosten zu schützen, kannst du eine Rechtsschutzversicherung abschließen oder unter Umständen Prozesskostenhilfe beantragen. Wenn du Mitglied einer Gewerkschaft bist, informiere dich, ob du über die Gewerkschaft Anspruch auf kostenlosen Rechtsschutz in arbeitsrechtlichen Angelegenheiten hast.

Mit unserem Anwaltskostenrechner und Prozesskostenrechner kannst du die voraussichtliche Höhe der Kosten besser einschätzen.

So hilft dir ein KLUGO Partner-Anwalt weiter

Du möchtest deinen Arbeitgeber verklagen und brauchst Hilfe? Dann schildere dein Anliegen jetzt auf unserer Online-Plattform. Du kannst entweder sofort im Anschluss mit einem unserer Partner-Anwälte und Rechtsexperten im Rahmen unserer telefonischen Erstberatung sprechen oder einen flexiblen Termin für einen Rückruf vereinbaren.

Eine Klage gegen den Arbeitgeber ist ein schwerwiegender Schritt, der gut überlegt sein sollte. Es gibt jedoch Situationen, in denen es notwendig ist, deine Rechte als Arbeitnehmer auf diesem Weg durchzusetzen.

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Über unsere Autoren Nina Haussmann

Nina Haussmann ist seit 2016 freiberufliche Texterin, Ghostwriterin und Lektorin. Mit einem Bachelor-Abschluss in Germanistik und Politikwissenschaften und einem Master-Abschluss in Deutscher Literatur hat sie nicht nur ein fundiertes Wissen über die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten. Hauptsächlich schreibt sie Texte im juristischen Bereich, vorwiegend zum Thema Erbrecht, und Ratgebercontent. So unterstützt sie auch die KLUGO-Redaktion seit Anfang 2020 regelmäßig mit Blog- und Contentbeiträgen.

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