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Wie du dein Geld zurückbekommst Stromanbieter hat gekündigt?

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Einige Stromanbieter haben sich verkalkuliert und kündigen nun massenhaft Stromkunden. Gekündigte Kunden stehen häufig ratlos da und wissen nicht, welche Schritte sie unternehmen müssen. Wir erläutern dir, was du tun sollst, wenn dein Stromanbieter dir gekündigt hat.

von KLUGO
25.07.2022
4 Min Lesezeit

Stromanbieter hat gekündigt Das Wichtigste in Kürze

  • Einige Stromanbieter haben sich verkalkuliert und kündigen nun massenhaft Stromkunden.

  • Damit eine Kündigung zulässig ist, sind bestimmte Voraussetzungen einzuhalten.

  • Wenn dein Stromanbieter kündigt, rutscht du in die Grundversorgung. Dennoch hast du unter Umständen Schadenersatzansprüche gegen den Altanbieter.

Weshalb wurde vielen Verbrauchern der Stromvertrag gekündigt?

Viele Billig-Stromanbieter kaufen, zum Teil tagesaktuell und sehr kurzfristig, günstige Stromkontingente ein und beliefern damit ihre Kunden. Sie spekulieren damit auf dauerhaft niedrige Strompreise. Aufgrund der massiv gestiegenen Energiepreise sind manche Stromanbieter nun allerdings nicht mehr in der Lage, ihren Bedarf zu Preisen zu decken, die so günstig sind wie bislang. Sie haben Kunden günstige Verträge verkauft, als sie den Strom selbst noch deutlich günstiger beschaffen konnten. Durch aktuell hohe Preise am Strommarkt geraten manche Stromanbieter nun in eine Schieflage, was dazu führt, dass sie Kunden den Stromvertrag kündigen. Einige Anbieter sind sogar insolvent. Manche Anbieter haben große Mengen an Neukunden angeworben, was den Engpass für diese Anbieter noch erhöht.

Wann darf ein Stromanbieter kündigen?

Grundsätzlich gilt im deutschen Zivilrecht: Verträge sind einzuhalten. Das gilt auch, wenn man sich bei Einkaufspreisen verspekuliert hat. Die betroffenen Stromanbieter sprechen entweder eine ordentliche oder eine außerordentliche Kündigung aus. Eine ordentliche Kündigung ist nur unter Einhaltung der im Vertrag genannten Kündigungsfrist möglich. Eine außerordentliche Kündigung ist nur möglich, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Ein wichtiger Grund liegt vor, wenn dem kündigenden Teil die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses bis zur vereinbarten Beendigung oder bis zum Ablauf einer Kündigungsfrist nicht zugemutet werden kann. Die Vermeidung einer Insolvenz stellt keinen wichtigen Grund dar. Im Fall einer außerordentlichen Kündigung ist eine Kündigung auch ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist möglich. Du solltest prüfen, welche Art von Kündigung bei dir vorliegt.

Was passiert, wenn der Stromanbieter den Vertrag kündigt?

Wenn dein Stromanbieter kündigt, wird dir nicht komplett der Strom abgestellt, manche Verbraucher befürchten dies in einem solchen Fall. Stattdessen rutschst du in die sogenannte Grundversorgung. Ab dem Zeitpunkt der Kündigung erhältst du Strom zu geänderten Bedingungen, auch „Ersatztarif“ genannt. Du kannst jederzeit einen neuen Vertrag bei einem anderen Anbieter abschließen. Im besten Fall fängt dieser an zu laufen, bevor der gekündigte Vertrag endet.

Was bedeutet die Grundversorgung bei Strom?

Wenn ein Stromanbieter einen Kunden nicht mehr beliefern kann, dann kommt die sogenannte Grundversorgung zum Tragen. Als Grundversorgung bezeichnet man die Energielieferung durch den Grundversorger an Haushaltskunden zu allgemeinen Preisen und Bedingungen. Die allgemeinen Preise setzen sich in der Regel zusammen aus einem vom Verbrauch abhängigen Arbeitspreis und einem festen Grundpreis. Auf die Grundversorgung haben Haushaltskunden einen Rechtsanspruch. Ein Grundversorger darf einen Kunden nur ablehnen, wenn es für ihn aus wirtschaftlichen Gründen nicht zumutbar ist. Der Grundversorger ist stets das Energieversorgungsunternehmen, das im Netzgebiet vor Ort die meisten Haushaltskunden mit Strom beliefert.

KLUGO Tipp:

Manchmal haben Grundversorger Tarife, die kostengünstiger sind als der Grundversorgungstarif – frag aktiv danach.

Wie reagiere ich am besten, wenn mir der Vertrag gekündigt wurde?

Lass die Kündigung nicht einfach auf dir sitzen und fordere dein Geld zurück, das du bei einem neuen Strom- oder Gasanbieter mehr zahlen musst. In vielen Fällen hast du Anspruch auf eine nachträgliche Erstattung. Folgende Schritte sind dabei zu beachten:

1. Widerspreche der Kündigung

Fordere deinen Strom- oder Gasanbieter direkt zur Weiterbelieferung unter Fristsetzung an, widersprich der Kündigung explizit und bekräftige damit das Interesse und die Bereitschaft zur Vertragsfortführung.

2. Zählerstand dokumentieren

Fotografiere den gegenwärtigen Zählerstand und ziehe einen Zeugen für den Zählerstand hinzu.

3. Schaden ermitteln

Aufgrund der rechtswidrigen Kündigung steht dir ein sogenannter Kündigungsschaden zu. Dies ist die Differenz zwischen den Kosten, die im Falle der Vertragsfortführung angefallen wären und den Mehrkosten für den Bezug bei einem Ersatz- bzw. Grundversorger. Zeitlich ist dabei der Zeitraum bis zum nächstmöglichen Zeitpunkt der ordentlichen Kündigung zu berücksichtigen.

Der Schadenersatz ermittelt sich damit wie folgt:

(Preis kWh Ersatzversorger – Preis kWh Energiediscounter) x kWh pro Monat x Restlaufzeit Energiediscounter = Schadenssumme

4. Ansprüche unter Fristsetzung geltend machen

Mache anschließend deine Ansprüche unter Fristsetzung geltend.

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