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Fiat Abgasskandal: Was können Fiat Kunden jetzt tun?

STAND 08.05.2023 | LESEZEIT 7 MIN

Im Rahmen des Diesel-Abgasskandals wurde klar: Auch Fiat-Kunden sind betroffen. Welche Modelle mit einer illegalen Abschalteinrichtung versehen wurden und welche Ansprüche sich daraus für Sie ergeben, erläutern wir in diesem Beitrag genauer.

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Fiat Abgasskandal regulieren betroffene Fahrzeuge die Abgasreinigung nicht nur herunter, sondern schalten sie sogar gänzlich ab.
  • Die illegale Manipulation der Fiat Motoren führte zu einem deutschlandweiten Rückruf betroffener Fahrzeuge.
  • Ungefähr 200.000 Fahrzeuge waren betroffen – darunter nicht nur Autos, sondern auch Transporter und Wohnmobile.
  • Betroffene können Schadensersatzansprüche geltend machen.

Was müssen Fiat Kunden wissen?

Der Dieselskandal ist seit vielen Jahren im Gespräch, doch lange Zeit schien es so, als wären Fiat Kunden nicht von dem Problem betroffen. Im Oktober 2020 kam jedoch heraus, dass auch Fiat illegale Abschalteinrichtungen in den Motoren verbaut hat. Man geht inzwischen von rund 200.000 betroffenen Fahrzeugen aus – darunter auch zahlreiche Wohnmobile. Diese Fahrzeuge halten die vorgeschriebenen Umweltstandards zwar auf dem Übungsplatz im Rahmen der Zulassungstests ein, bei der tatsächlichen Nutzung auf der Straße stoßen sie aber weit mehr Schadstoffe aus.

Der Fiat Abgasskandal geht sogar noch einen Schritt weiter: Es hat sich herausgestellt, dass die Abgasreinigung bei den betroffenen Fahrzeugen nicht nur herunterreguliert, sondern nach 22 Minuten Nutzungsdauer komplett abschaltet. Die amtlichen Tests dauern nur 20 Minuten – so konnte Fiat mit geschickter Manipulation die Umweltstandards umgehen.

Nach Bekanntwerden des Fiat-Abgasskandals sind die betroffenen Fahrzeuge um ein Vielfaches im Wert gesunken. Es bestehen Schadensersatzansprüche, die Sie als Betroffener geltend machen können.

klugo tipp

Wenn Sie ein Fiat-Kraftfahrzeug mit manipuliertem Motor erworben haben, müssen Sie dies nicht einfach hinnehmen. Sie können Ihre Ansprüche auf Schadensersatz geltend machen.

Welche Motoren und Modelle sind vom Fiat Abgasskandal betroffen?

Leider sind fast alle Dieselmotoren von Fiat betroffen, die zwischen den Jahren 2014 und 2019 in den Fahrzeugen verbaut wurden. Das gilt nicht nur für herkömmliche Kraftfahrzeuge, sondern auch für Wohnmobile und Transporter. Zudem hat Fiat auch in den Fahrzeugen von Tochterfirmen manipulierte Motoren eingebaut.

Folgende Motoren sind betroffen:

  • 1,3 Liter Multijet
  • 1,3 Liter 16V Multijet
  • 1,6 Liter
  • 1,6 Liter Multijet
  • 2,0 Liter
  • 2,0 Liter Multijet
  • 2,2 Liter Multijet II
  • 2,3 Liter
  • 2,3 Liter Multijet
  • 3,0 Liter

Folgende Modelle von Fiat und seinen Tochterunternehmen sind betroffen:

Fiat Alfa Romeo Iveco Jeep
Fiat 500 158 Daily Hi-Matic Cherokee
Fiat 500 L Brera Daily 4x4 Compass
Fiat 500 X Giulia Eurocargo Grand Cherokee
Fiat Bravo Giulietta Patriot
Fiat Doblo Mito Renegade
Fiat Ducato Spider
Fiat Ducato Minibus Stelvio
Fiat Fiorino
Fiat Qubo
Fiat Freemont
Fiat Grande Punto
Fiat Idea
Fiat Panda
Fiat Punto
Fiat Scudo
Fiat Sedici
Fiat Talento
Fiat Tipo

Welche Wohnmobile von Fiat sind betroffen?

Seit vielen Jahren ist der Fiat Ducato eines der führenden Wohnmobil-Basisfahrzeuge. Laut einer Statistik des Kraftfahrtbundesamts (kurz: KBA) liegt der Bestand dieses Modells bei rund 48 Prozent im Wohnmobil-Sektor. Damit ist eine Vielzahl von Modellen vom Fiat Wohnmobil-Abgasskandal betroffen. Im Rahmen der Fiat Ducato Abgasskandal Rückrufaktion werden die betroffenen Wohnmobile mit einem Software-Update nachgerüstet, um so eine Stilllegung des Fahrzeuges zu umgehen.

Zudem betrifft der Dieselskandal bei Fiat auch einige Tochterfirmen – auch viele Iveco Wohnmobile nutzen illegale Abschalteinrichtungen und sind daher ähnlich vom Skandal betroffen wie der Fiat Ducato.

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Der Fiat Ducato dient in vielen Fällen auch als Grundlage für Pferde- und Tiertransporter. So ist zu befürchten, dass auch solche Modelle vom Abgasskandal betroffen sind.

Was droht betroffenen Fahrzeugen?

Der Schadstoffausstoß betroffener Fiat Fahrzeuge liegt weit über den Grenzwerten, die seitens der EU festgelegt wurden. Wären die realen Werte schon vor der Zulassung der Fahrzeuge bekanntgeworden, hätte Fiat vermutlich keine Betriebserlaubnis erhalten – somit droht auch den betroffenen Fahrzeugen ein Fahrverbot oder eine Stilllegung.

Bevor es dazu kommt, werden die Halter betroffener Fahrzeuge aber zunächst dazu aufgefordert, in der nächstgelegenen Fiat-Werkstatt ein Software-Update aufspielen zu lassen, dass die Manipulationssoftware entfernt und so die Emissionswerte des Kraftfahrzeuges verbessert. Kommen Sie diesem verpflichtenden Rückruf nach, müssen Sie nicht mit einer Stilllegung des Kraftfahrzeuges oder einem Fahrverbot rechnen.

Nach dem Software-Update darf das betroffene Fiat-Fahrzeug wie gewohnt weitergenutzt werden.

Was können Betroffene tun?

Manipulierte Fahrzeuge mit illegaler Abschalteinrichtung sind im Wiederverkaufswert immens gesunken. Man spricht hier von einem Wertverlust des Fahrzeuges. Da für Käufer im Vorfeld ein solcher Preisverfall nicht absehbar war, resultieren daraus Schadensersatzansprüche gegenüber dem Hersteller. Zusätzlich stehen Ihnen aber auch noch weitere Optionen offen.

Fahrzeug zurückgeben

Haben Sie ein vom Fiat Abgasskandal betroffenes Modell erworben, so können Sie das Fahrzeug zurückgeben und eine Erstattung des Kaufpreises verlangen. Sie erhalten allerdings nicht den vollen Kaufpreis erstattet, sondern müssen mit einer Reduzierung der Summe rechnen, die den gelaufenen Kilometern des Fahrzeuges entspricht. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Nutzungsentschädigung. Die zu erwartende Laufleistung des Fahrzeuges wird gegen die bereits gelaufenen Kilometer gerechnet und im Anschluss pauschal vom Kaufbetrag abgezogen.

Ersatzfahrzeug erhalten

Ferner hat der Bundesgerichtshof im Jahr 2021 entschieden, dass die betroffenen Fahrzeugkäufer Anspruch auf ein mängelfreies und neues Ersatzfahrzeug haben, sofern der Kauf des manipulierten Kraftfahrzeuges nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Diese Forderung kann im Rahmen der Gewährleistungsfrist gegenüber dem Hersteller geltend gemacht werden. Sofern das erworbene Fahrzeug nicht mehr hergestellt wird, muss dem Käufer ein bauähnliches Neufahrzeug oder ein Nachfolgemodell zur Verfügung gestellt werden.

Nachrüstung

Auch im Rahmen des Fiat-Dieselskandals steht ein verpflichtendes Software-Update im Raum. Fahrer von Kraftfahrzeugen, die vom Rückruf des KBA betroffen sind, wurden bereits in einem Schreiben darüber informiert. Das Software-Update soll die Manipulationssoftware entfernen und damit die Emissionswerte des Fahrzeuges positiv verändern. Allerdings berichten viele Betroffene von negativen Auswirkungen nach dem Software-Update – unter anderem von einem höheren Motor-Verschleiß, einem gesteigerten Verbrauch und einer reduzierten Leistung.

Ist Ihr Fiat-Fahrzeug von der Rückrufaktion betroffen, sind Sie dazu verpflichtet, das Software-Update aufspielen zu lassen. Andernfalls droht eine Stilllegung des Fahrzeuges. Ihr Schadensersatzanspruch gegen den Hersteller besteht jedoch unabhängig vom Software-Update.

Gibt es eine Verjährung für Schadensersatzansprüche?

Regulär verjähren die Schadensersatzansprüche drei Jahre nach Bekanntwerden des Fiat-Dieselskandals, jeweils zum Ende des laufenden Jahres. Da der Fiat Abgasskandal erst 2020 ans Licht kam, sind betroffene Fahrzeughalter daher noch nicht von der Verjährung betroffen, sollten aber schnellstmöglich tätig werden, um Schadensersatzansprüche geltend machen zu können.

Ferner bleibt auch über die drei Jahre Verjährungsfrist hinaus ein Anspruch auf Restschadensersatz bestehen. Diesen können Sie binnen einer Frist von 10 Jahren direkt beim Hersteller geltend machen.

Besonders profitieren auch jene Autokäufer, die den Kauf des Wagens über einen Kredit finanziert haben. In diesem Fall kann der Kaufpreis nahezu vollständig erstattet werden, wenn Sie vom Autokredit-Widerruf Gebrauch machen.

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Neben den eigentlichen Schadensersatzansprüchen, die binnen der Verjährungsfrist von drei Jahren geltend gemacht werden können, haben Sie 10 Jahre Anspruch auf Restschadensersatz.

Kann eine Rechtsschutzversicherung hilfreich sein?

Möchten Sie Fiat im Hinblick auf den Abgasskandal verklagen, so kann Ihnen eine Rechtsschutzversicherung bei der Finanzierung der dafür anfallenden Kosten helfen. Beantragen Sie dazu zunächst eine Kostenübernahme bei Ihrer Versicherung, ehe Sie Klage einreichen – sobald Sie eine Zusage erhalten, sind die Kosten für Anwalt, Prozess und mögliche Gutachten gedeckt.

Wenn Sie nicht über eine Rechtsschutzversicherung verfügen, müssen Sie zunächst mit allen anfallenden Kosten in Vorleistung gehen. Erst wenn Sie den Prozess gegen Fiat gewinnen, werden alle Prozesskosten an den Hersteller – also Fiat – übertragen. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Sie die Kosten des Verfahrens selbst tragen. Beachten Sie, dass neben den Prozesskosten auch Kosten für einen Anwalt und mögliche Gutachten sowie Zeugenaussagen auf Sie zukommen können. In unserer Online-Abfrage können Sie bereits im Vorfeld prüfen, ob Sie vom Dieselskandal betroffen sind und nachfolgend die Durchsetzung Ihrer Ansprüche durch einen KLUGO Partner-Anwalt fordern.

So hilft Ihnen ein KLUGO Partner-Anwalt weiter

Sie möchten Klage gegen Fiat einreichen und Ihre Ansprüche auf Schadensersatz geltend machen? Dann stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung – von Schadensersatzforderungen bis hin zur Rückgabe des manipulierten Kraftfahrzeuges. Spätestens seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs und des Bundesgerichtshofs haben Betroffene ernsthafte Chancen vor Gericht und damit eine Grundlage, um die Ansprüche geltend zu machen. Aufgrund der komplexen Rechtslage ist es sinnvoll, dafür einen erfahrenen Fachanwalt im Dieselskandal an Ihrer Seite zu haben. Nutzen Sie die telefonische Erstberatung von KLUGO, um eine erste Einschätzung zum Sachverhalt zu erhalten. Im Anschluss entscheiden Sie selbst, ob Sie sich anwaltlich durch einen Rechtsexperten vertreten lassen möchten.

FAQ - Fiat Dieselskandal

Die manipulierten Motoren wurden nicht nur in Kraftfahrzeugen und Wohnmobilen verbaut, sondern auch in vielen Fiat Transportern. Daher kann davon ausgegangen werden, dass auch Pferdetransporter betroffen sind. Der Fiat Ducato dient sehr häufig als Grundlage für Tier- bzw. Pferdetransporter.

Wenn Sie Ihren Schadensersatzanspruch geltend machen, erhalten Sie den ursprünglichen Kaufpreis erstattet, abzüglich einer Nutzungsentschädigung. Diese Nutzungsentschädigung bemisst sich an den bereits gelaufenen Kilometern des Fahrzeuges. Zudem erhöht sich die Schadensersatzsumme, wenn der Beginn des Prozesses länger dauert – in diesem Fall werden Verzugszinsen fällig.

Während bei den meisten Abgasskandalen lediglich eine Drosselung des Emissionsfilters stattfand, hat Fiat im Rahmen der betroffenen Modelle eine gänzliche Abschaltung der Umweltvorrichtung vorgenommen – und geht damit sogar noch einen Schritt weiter als andere Hersteller. Ferner sind bei Fiat nicht nur Autos betroffen, sondern auch Transporter, Wohnmobile und Lastkraftfahrzeuge.

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Dann nutzen Sie einfach die KLUGO Erstberatung. Die Erstberatung ist ein Telefongespräch mit einem zertifizierten Anwalt aus unserem Netzwerk.

Beitrag juristisch geprüft von der KLUGO-Redaktion

Der Beitrag wurde mit großer Sorgfalt von der KLUGO-Redaktion erstellt und juristisch geprüft. Dazu ergänzen wir unseren Ratgeber mit wertvollen Tipps direkt vom Experten: Unsere spezialisierten Partner-Anwälte zeigen auf, worauf es beim jeweiligen Thema ankommt.